Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
erhalten, und schon eine Handvoll davon hatte ausgereicht, ihn in den Wahnsinn zu treiben oder doch zumindest so nah an dessen Rand, dass er lieber nicht daran erinnert wurde. Andererseits fühlte er sich durch diese Erfahrung aber auch gestählt; nun wusste er, welche Gefahren es barg, zu viel auf einmal erfahren zu wollen. Von nun an würde er Schritt für Schritt vorgehen, um sich allmählich an die Dinge zu gewöhnen.
    Bonnie Jean jedoch ging ihm nicht aus dem Kopf. Nach wie vor empfand er die seltsame Verlockung, die von ihr ausging, und merkte, dass sein Entschluss, den er kürzlich gefasst hatte (kürzlich? Wie viel Zeit hatte er eigentlich in der Irrenanstalt verbracht?), immer weiter dahinschmolz, je näher der Mondzyklus seiner Vollendung entgegenrückte.
    Der Mondzyklus? Seiner Vollendung? Vollmond!
    Ein Möbiussprung in die Stadt, zum Zeitschriftenladen, brachte ihm die Gewissheit, dass er recht hatte.
    Morgen! Morgen war Vollmond! Kein Wunder, dass er bereits den Moschusduft ihres Parfums wahrnahm ... oder war es schlicht und einfach ihr Duft? Er wusste, wo sie sich befand, jetzt, in diesem Augenblick, und musste all seine immer weiter abbröckelnde Willenskraft zusammennehmen, um sich nicht auf der Stelle zu ihr aufzumachen!
    Doch nein, er hatte noch einiges zu erledigen, und ihm stand immer noch ein ganzer Tag zur Verfügung, bis sein Widerstand gänzlich dahinschmelzen würde.
    Die Rätsel, die Nostradamus ihm aufgegeben hatte! Das zusammenhanglose Gefasel, die hastig niedergeschriebenen Vierzeiler und »sinnlosen« Anmerkungen in seinem Notizbuch. Eine gefährliche Aufgabe. Er hatte versucht, das Ganze zu entschlüsseln – irgendetwas hineinzulesen –, als er ... Doch dies war nun vorüber, und er musste von vorn anfangen.
    Er saß in seiner Küche und schlug das Notizbuch auf, das auf dem Tisch vor ihm lag ...

FÜNFTES KAPITEL
    HARRY KOMMT DAHINTER.
    DIE MONDKINDER FOLGEN DEM RUF.
    Harrys diverse Bewusstseinsebenen und das mit ihnen verbundene Wissen befanden sich wieder, wenn auch recht instabil, an Ort und Stelle. In seinem Wachbewusstsein – in der realen Welt – wusste er, dass seine Zukunft irgendwie mit einem Ort in der Eiswüste Tibets verknüpft war. Allerdings nicht unbedingt zwangsläufig; denn er verfügte über unstrittige Beweise, dass er bereits einmal dort gewesen war, um Zahanines Leiche zu verstecken. Möglicherweise hatte sich damit nicht nur seine Vision, sondern auch Alec Kyles merkwürdige Vorhersage einer nuklearen Verwüstung erfüllt. Gefühlsmäßig jedenfalls war der Necroscope am Boden zerstört gewesen, als er Zahanines enthaupteten Leichnam in seinem Arbeitszimmer entdeckt hatte.
    Oder vielleicht wollte die Vision ihn ja lediglich auf einen Zusammenhang aufmerksam machen und ihm sagen, dass die Bombe in Greenham Common aus Tibet stammte? Dass es sich in der Tat so verhielt, wusste er von Darcy Clarke. Bei diesen rot gewandeten Mönchen hatte Harry von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt; allerdings war es auch durchaus möglich, dass es sich dabei bloß um einen Überrest von Kyles intuitiven hellseherischen Fähigkeiten handelte.
    Dass die Mönche eine Gefahr für sein Land – wenn nicht für die ganze zivilisierte Welt – darstellten, lag auf der Hand. Aber was machte sie zu B. J.’s Gegnern? Wer war B. J., dass sie derartige Verbündete zu Hilfe rufen konnte, wie sie ihm während des Schneesturms in jener Scheune begegnet waren? (Oder hatte er sich alles nur eingebildet?)
    Doch nein, in diese Richtung durfte er nicht denken. An diesen Punkt war der Necroscope schon einmal gelangt; um ein Haar hätte es ihn in den Wahnsinn getrieben, und er wäre unwiederbringlich verloren gewesen. Außerdem meldete sich jedes Mal, wenn er Zweifel bezüglich B. J. hatte, eine leise Stimme in seinem Hinterkopf zu Wort und beteuerte ihre Unschuld. Tatsächlich hatte Harry so seine Vorbehalte, was diese Stimme anging, denn mitunter klang sie verdammt nach B. J. selbst! Allerdings ...
    ... Da war sie wieder, und prompt widersprach sie ihm! Vielleicht sollte er das als Warnung auffassen. Also wandte er sich wieder den Mönchen in den roten Gewändern zu und machte sich über diese Gedanken.
    Ein paar hastig hingeworfene Zeilen in seinem Notizbuch erregten seine Aufmerksamkeit:
    »Ein Gesicht in einer Eiswüste. Rotes Gewand, so rot wie Blut. Labyrinth. Goldene Glocken.«
    Der Vers fiel ihm wieder ein:
    Gesicht in einer Eis-Ödnis.
    Rot das Gewand, nur Blut im Sinn,
    wohnt er in

Weitere Kostenlose Bücher