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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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habe –«
    »Werdet Ihr mein Wissen benötigen. Doch dann ist es vielleicht zu spät.«
    »Zu spät?«
    »Es wäre möglich. Nehmt Euch jetzt die Zeit, auch wenn Ihr glaubt sie nicht zu haben. Es ist wichtig, dass Ihr einige Zusammenhänge erkennt. Nur dann könnt Ihr dem Mädchen helfen.«
    Der Nachdruck in Vater Ninians Worten hielt Daeron im Raum. Der Priester schien davon überzeugt, dass er helfen konnte. Der Gedanke, durch seine Ungeduld die Möglichkeit zu vergeben, Catherine zu retten, war unerträglich. Doch was, wenn Vater Ninian sich irrte? Zwischen Hoffnung und Zweifel hin- und hergerissen schloss Daeron die Tür. »Was hat das alles mit Catherine zu tun?«
    »Catherine?« Vater Ninian runzelte die Stirn. »Roderick Baynes Tochter?« Der Widerschein des Kaminfeuers spiegelte sich in seinen Augen. »Sie war es, die ich sah? Ich hätte sie niemals erkannt. Aber nach allem, was ich von Euch gehört habe, passt das, was ich sah, mit meinen Vermutungen zusammen.«
    »Ihr sprecht in Rätseln.«
    »Was wisst Ihr über die Ushana?«
    Daeron zuckte die Schultern. »Ich weiß, was alle hier wissen. Sie war eine Hexe, die auf dem Scheiterhaufen brannte. Vater, ich weiß wirklich nicht, was das soll! Jeder hier kennt die Geschichte der Ushana.«
    Vater Ninian schüttelte den Kopf. »Ihr mögt ihre Geschichte kennen, wie sie seit beinahe zweihundert Jahren überliefert wird, und doch weiß niemand hier etwas über das wahre Wesen der Ushana.« Der Priester richtete seinen Blick auf die zuckenden Flammen im Kamin, aber er schien das Feuer nicht einmal zu bemerken. »Ihr wirklicher Name war Sarah. In den Archiven der Kirche gibt es alte Dokumente, verfasst von ihrem Bruder Earl Tavian MacKay.«
    »Warum erzählt Ihr mir das?« Daeron hatte Mühe, nicht doch sofort zu gehen. »Ihr wollt mir wohl nicht erzählen, dass Catherine den Teufel anbetet, so wie die Ushana es tat! Catherine ist weder eine Hexe noch eine Ketzerin!«
    »Beruhigt Euch und hört mich zu Ende an.« Vater Ninian räusperte sich und fuhr fort. »Ich sage nicht, dass sie eine Hexe ist. Womöglich versteht Ihr mich besser, wenn Ihr die ganze Geschichte kennt. Die Legende besagt, dass Sarah mit dem Teufel im Bunde war und ihm opferte. Doch die Aufzeichnungen von jenem Priester, dem sich Earl Tavian anvertraute und der später den Prozess gegen Sarah führte, bergen andere Hinweise, deuten sie doch auf eine Kreatur hin, die ungleich greifbarer ist als der Teufel.«
    »Sprecht Ihr von Dämonen?«
    »Wenn Ihr es so nennen wollt. Ich glaube jedoch, er war einst ein ganz gewöhnlicher Mensch, bevor er zu dem wurde, den Sarah anbetete. Laut den alten Niederschriften huldigte Sarah einem Wesen, das sie in den Verhören der Inquisition nur den Unendlichen nannte. Die Aufzeichnungen berichten davon, dass sie immer wieder sagte, niemand könne ihr etwas anhaben, auch die Flammen des Scheiterhaufens nicht, denn der Unendliche würde kommen und sie erretten. Wenn ich die Schriften richtig deute, war der Unendliche Sarahs Liebhaber. Sie nährte ihn mit dem Blut ihrer Opfer. Im Gegenzug versprach er ihr ewiges Leben.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, was das alles mit Catherine zu tun haben soll.«
    »Deshalb müsst Ihr mehr über die Zusammenhänge erfahren. Bisher wisst Ihr nur, was alle hier wissen. Ich habe nachgeforscht, und was ich herausfand, mindert den Schrecken nicht, den Sarahs Geschichte birgt.« Vater Ninians Augen wanderten über die Schatten, die sich in den Ecken des Raums auftürmten, als suche er nach etwas, das sich darin verborgen hielt. »Während Earl Tavians Herrschaft über Dun Domhainn verschwanden immer wieder Kinder und Neugeborene«, begann er seine Geschichte. »Bald wurden Stimmen laut, Sarah könne etwas damit zu tun haben. Sie lebte sehr zurückgezogen, und obwohl sie längst ihren zwanzigsten Sommer überschritten hatte, war sie noch immer unverheiratet. So manch einer berichtete, sie nächtens in Begleitung eines geheimnisvollen Fremden gesehen zu haben.
    Tavian, der seine Schwester abgöttisch liebte, nahm sie stets vor den Anfeindungen des Volkes in Schutz. Doch allmählich regten sich auch in ihm Zweifel, hatte er doch den Fremden eines Nachts in enger Umarmung mit seiner Schwester erblickt und einen Atemzug später war er fort – als wäre er nie dort gewesen. Er fragte Sarah nach ihm, doch sie leugnete überhaupt Gesellschaft gehabt zu haben.
    Zu jener Zeit war Mary, die Gemahlin des Earls, schwanger. Tavian sah der Geburt

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