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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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von sich schieben. Aberglauben aus einer finsteren Zeit, der nicht das Geringste mit Catherine zu tun hat. Sie brauchte einen Heiler, keinen Priester. Doch es gab auch noch eine andere Seite, die ahnte, was Vater Ninian noch offenbaren würde.
    »Das alles sind doch nur die Hirngespinste des alten Earls!«, rief er. »Ushana war eine Hexe, die Kinder opferte und dem Satan huldigte. Dafür fand sie ihr Ende auf dem Scheiterhaufen. Ist es ein Wunder, dass der Earl dem Wahnsinn anheim fiel, nachdem er mit ansehen musste, wie seine geliebte Schwester dem Satan opferte? Dann noch zu sehen, wie die Flammen außer Kontrolle gerieten und so viele Opfer forderten … Wer hätte etwas Derartiges überleben und bei Verstand bleiben können?«
    Ninian schüttelte den Kopf. »Nach Tavian MacKays Tod gibt es keine weiteren Aufzeichnungen darüber, dass jemand glaubte die Ushana gesehen zu haben. Es verschwanden keine Kinder und es gab auch sonst keine mysteriösen Todesfälle mehr. Erst zu Earl Bruce’ Regierungszeit waren erneut Vermisste zu vermelden. Einige Leichen fand man in den Wäldern ohne einen einzigen Tropfen Blut im Leib. Und wurde nicht erst vor wenigen Tagen ein Haus voller sterblicher Überreste gefunden? Ihr wisst, worauf ich hinauswill.«
    »Ein Vampyr?« Daeron wollte lachen, doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken.
    Vater Ninian nickte ernst. »Es ist schon eine Ironie des Schicksals. In meiner Jugend, während meiner Zeit in Rom, hatte ich großes Interesse an diesen Kreaturen – zu großes Interesse in den Augen des Vatikans. Damals las ich alles über sie, was ich finden konnte, vorwiegend Berichte aus Ungarn und Rumänien. Mein Wissensdurst über diese Wesen, deren Existenz die Kirche bis heute leugnet und als eine Erscheinungsform des Teufels von sich weist, sorgte schließlich dafür, dass man mich hierher, mitten ins Nichts, versetzte, wo ich niemanden mehr mit meinen Theorien aufwiegeln konnte. Und ausgerechnet hier finde ich den Beweis, dass es sie tatsächlich gibt!«
    »Wollt Ihr behaupten, dass Catherine sich in einen Vampyr verwandelt? Das ist doch absurd!«
    »Je länger Ihr Euch den Tatsachen verschließt, umso geringer werden Eure Chancen, ihr zu helfen.« Plötzlich runzelte er die Stirn. »Vorhin sagtet Ihr etwas, das mir zunächst Rätsel aufgab. Jetzt jedoch verstehe ich es. Manche Vampyre, so scheint es, beherrschen die Kunst des Gestaltwandelns.«
    Farrell! Endlich begriff Daeron, wie er mit dem Hauptmann hatte sprechen können, obwohl dieser längst tot war. Die Ushana. Er schloss für einen Moment die Augen. Hatte er nicht längst geahnt, dass Catherine etwas Schreckliches widerfahren sein musste? Schon in Sutherlands Arbeitszimmer hatte er gewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Aber das …
    Entschlossen zu tun, was nötig war, um diesen Spuk ein für alle Mal zu beenden, sah er auf. »Warum Catherine? Was will die Ushana von ihr? Was kann ich tun?«
    Vater Ninian seufzte schwer. »Es heißt, wenn ein Vampyr einen Menschen umwandeln will, trinkt er zuerst das Blut des Menschen und gibt diesem dann seines. Dadurch bindet er sein Opfer an sich – wird zu seinem Meister. Das Opfer beginnt sich zu verändern. Doch dann muss es das Blut eines Menschen trinken. Ich habe Catherine gesehen, und ich befürchte, ihre Verwandlung ist bereits weit fortgeschritten. Wenn es stimmt, was Ihr sagt, und sie seit Tagen nichts gegessen hat, wird sie den Blutdurst nicht mehr lange kontrollieren können – verweigert sie das erste Blut länger als einen Tag und eine Nacht, wird sie sterben. Wenn sie jedoch erst einmal Blut kostet, weiß ich nicht, ob die Verwandlung noch umkehrbar ist.«
    Verwandlung. Blutdurst. Sterben. Die Worte des Priesters sengten sich gleichermaßen in Daerons Herz wie in seinen Verstand. Er durchmaß mit großen Schritten den Raum, getrieben von einer Rastlosigkeit, die ihn nicht länger an Ort und Stelle halten, ihn jedoch auch nicht hinaustreiben wollte. Nicht, solange er nicht wusste, wie er Catherine helfen konnte. »Wie kann ich diese Veränderung rückgängig machen, Vater?«
    »Die Aufzeichnungen dazu sind widersprüchlich. Manche sagen, es sei nicht möglich …«
    »Es muss möglich sein!«
    »Wenn es überhaupt eine Hoffnung gibt, dann muss derjenige vernichtet werden, der sie infiziert hat.« Vater Ninian erhob sich. »Wartet hier«, sagte er und verließ das Zimmer.
    In Daerons Kopf mischten sich Eindrücke und Gefühle der letzten Tage mit der Geschichte, die

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