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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Kühne
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darfst du gar nicht erst denken, denk an Kaninchen, Rehe, Marder, Ratten – äh, Ratten lieber nicht. Sie riss sich von der heilen Fernsehwelt los, sie musste hier weg, bevor der Wachmann zurückkam. Geduckt rannte sie über den erleuchteten Parkplatz auf die Bushaltestelle zu. Was für ein Glück, an der Ampel stand schon der Bus, gleich würde er hier sein. Prüfend fuhr sie sich über die Zähne, fühlten sich wieder ganz normal an. Sie stieg hinten ein und setzte sich auf die letzte Bank.
    Der Bus fuhr bis zum Bahnhof, dort stieg sie in den Zug, der sie bis fast nach Hause brachte. Als der Schaffner kam, machte sie sich im Sitz ganz klein und hoffte, er sähe sie nicht. Er ging einfach an ihrem Sitz vorbei in den nächsten Waggon. Sie atmete auf, diese Vampirkraft war ganz praktisch. Ein kleiner Hoffnungsfunken, dass doch noch alles gut werden würde, begann zu keimen.
    Als sie endlich auf dem Hof ankam, war es drei Uhr und der Hunger regte sich wieder. In einem der Vampirromane, die sie in ihrem anderen Leben gelesen hatte, wurde erklärt, dass neu erschaffene Vampire besonders viel Blut brauchten. Sie brauchten es für die Verwandlung von Mensch zu Vampir. Es schien zu stimmen, der Hunger oder besser der Durst hatte sich schon wieder nach vorne gewälzt und drohte ihren Verstand zu ersticken, wie eine Schneelawine einen unvorsichtigen Skifahrer im Gebirge.
    Sie ging an der Scheune vorbei, wollte sich durch die Hintertür ins Haus schleichen; da schälte sich ein Schatten aus den überhängenden Ästen der alten Ulme: Marcel!
    „Du kannst nicht zurück zu deiner Familie.“ Er stellte sich zwischen sie und die Tür. Emilia schreckte zurück.
    „Was geht dich das an?“
    „Ich bin dein Erschaffer und für dich verantwortlich.“
    „Ach, ja? Und wo warst du, als ich aufgewacht bin, hä?“
    Marcel grinste: „Ich war dort und habe dich beobachtet. Ich habe den Wachmann abgelenkt, damit du ungesehen fliehen konntest.“ „Du hast mich den Jungen töten lassen? Du … du blödes, arrogantes Arschloch. Von wegen verantwortlich, ha!“ Emilia hörte, wie ihre Stimme in ein unangenehmes Kreischen kippte, konnte aber nicht aufhören zu schreien. Mit einem Satz war Marcel bei ihr und hielt ihr den Mund zu. Er roch nach geronnenem Blut und alter Erde, irgendwie modrig. Als Mensch war ihr das gar nicht aufgefallen.
    „Der Typ war schon im Gehen und kam noch mal zurück, Pech für ihn. War ’ne Jungfrau und du hast zuerst sein Blut getrunken, hast alles aufgeleckt.“ Er kicherte. „Schlecht für dich, Mädchen. Das Erwachen mit Jungfrauenblut besiegelt. Wenn du nun normales Blut trinkst, ist das, als hätte ein Menschenkind immer nur Haute Cuisine gegessen und kriegt dann nur noch Haferschleim.“
    Er musste ihren verstörten Blick bemerkt haben, denn er nahm die Hand von ihrem Mund. Sie erinnerte sich an das süße Blut, das süße, süße Blut. Ihre Eckzähne wuchsen und bohrten sich in ihre Unterlippe. Sie rang um Beherrschung.
    „Ich mache dass ssowiesso nicht mehr, ich sstehle Blutkonsserven oder jage Kaninchen.“
    „Na das sprechen, wenn deine Zähne ausgefahren sind, solltest du erst noch lernen. Kaninchen, das ist echt gut, Kaninchen will sie jagen.“ Er schien sich köstlich zu amüsieren, was für ein Arsch. Sie trat einen Schritt von ihm zurück.
    „Ist mir egal, was du denkst, du kannst abhauen, ich entbinde dich von deiner Verantwortung als mein Erschaffer. Los verschwinde und lass mich in Ruhe.“
    Das saß, schlagartig war sein blödes Grinsen weggewischt. „Nun gut“, knurrte er, „dann sieh zu, wie du klarkommst. Ins Haus kommst Du sowieso nicht, es ist nicht mehr dein Zuhause, du musst hineingebeten werden.“
    Und weg war er. Emilia blinzelte und sah sich um, nichts. Stille um sie her, nur die Schweine im Stall grunzten leise im Schlaf. Sie könnte Schweineblut trinken, damit sie wieder ruhiger wurde. Sie wollte sich vorstellen, wie es schmecken würde, stattdessen erinnerte sie sich an das Blut des Jungen. So unglaublich lecker.
    Der Hunger regte sich wieder, er kam ihre Kehle hochgejagt, krachte nach vorne in ihr Denken und riss die mühsam aufgebaute Wand ihrer Selbstbeherrschung beiseite wie einen Gazevorhang. Blut! Der Gedanke an das Blut der Schweine war mitsamt ihrer Beherrschung ausgelöscht. Sie rannte zur Hintertür und prallte dagegen. Sie konnte nicht rein, etwas hielt sie davon ab. Es war zum verrückt werden. Doch der Lärm, den sie und Marcel veranstaltet hatten, musste

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