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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Kühne
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die Box aus dem Kühlschrank und zerrte den Deckel so schnell herunter, dass er einen Riss bekam. „Das kann man bei Tupper umtauschen“ schoss ihr durch den Sinn, als sie das Brot aus dem Behältnis nahm und hineinbiss. Igitt, wie ekelhaft. Wie Moder, ranzig und verwest. Wie grässlich weich und matschig! Sie spuckte alles auf den Boden. Dabei hatte das Brot doch gut ausgesehen, Schinken war darauf, alles frisch. Sie warf die Vesper des Unbekannten auf den Boden und die Box hinterher. Aber aus dem Kühlschrank roch doch etwas so gut. Ohne sich recht bewusst zu sein, was sie tat, holte sie ein Päckchen Fleisch aus dem Kühlschrank, sah wie ein Stück Arm aus. Sie riss die dicke Folie herunter und steckte sich das Fleisch in den Mund. Hm, schon besser, aber immer noch so modrig, nicht frisch, alt. Sie warf den Arm dem Brot hinterher. Hier gab es nichts, was ihren Hunger stillen könnte. Oh, sie war so hungrig, sie fühlte es in ihren Eingeweiden, es zehrte an ihr, ließ sie nicht mehr klar denken.
    Sie lief durch den Raum zur Tür, drückte den Griff nach unten. Mist, abgeschlossen. Sie rüttelte und zerrte an dem Griff und plötzlich löste sich das Schloss mit einem Krachen aus der Verankerung. Sie sprang auf den Flur. Hier roch es köstlich, so verlockend nach Essen. Wo der Flur nach links abknickte, kam plötzlich eine Gestalt um die Ecke.
    „Dr. Singer? Ich dachte, sie wären schon gegangen.“ Der junge Mann blieb so plötzlich stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen und starrte sie erschrocken an. Er glotzte auf ihre nackten Brüste! Sie wollte ihn zurechtweisen, aber es kam nur ein Zischen aus ihrem Mund. „Was?“ brachte der Junge noch heraus, dann war sie bei ihm. Oh, er war es, der so köstlich roch, so guuut, so warm. Sie packte ihn, riss seinen Kopf zur Seite und biss ihn in den Hals. So frisch, so warm und da war so ein unterschwelliger lieblicher Geschmack. Es war delikat, das Beste, was sie je bekommen hatte. Sie trank alles und zum Schluss leckte sie die Reste vom Boden. Der Hunger schrumpfte zurück auf Erbsengröße, lauerte aber hinten in ihrer Kehle, bereit, wieder zu wachsen und sie ein weiteres Mal in ein wildes Tier zu verwandeln.
    Entsetzt starrte Emilia den jungen Mann an, der mit ausgebreiteten Armen auf dem sauber geleckten Boden lag, die Augen blicklos an die Decke gerichtet. Scheiße! Sie wischte sich über den Mund, spürte spitze Zähne. Tot! Der Junge war tot und sie hatte ihm das Leben genommen, hatte ihn gefrühstückt. Das Entsetzen ließ ein irres Kichern in ihr aufsteigen, sie unterdrückte es. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Völlig die Kontrolle zu verlieren, im wahrsten Sinne des Wortes ein blutgieriges Monster zu werden. Auf wackligen Beinen stand sie auf, sah auf ihn hinunter. Da konnte er nicht liegen bleiben.
    Sie nahm seine Arme, wollte ihn hinter sich herziehen, aber er war ganz leicht. Sie hob ihn auf und trug ihn zurück in den Obduktionsraum, legte ihn auf den Tisch, auf welchem sie gerade noch gelegen hatte. Warum war er so leicht? Sie strich ihm liebevoll über die Stirn. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie, dann zog sie das Leichentuch über ihn.
    In einem der Schränke, die an der Wand standen, fand sie einen Plastikbeutel mit ihrer Kleidung. Bis auf die Schuhe und Socken war nichts mehr zu gebrauchen, alles aufgeschnitten. Sie zog die Socken und die Schuhe an, suchte dann weiter. In einem Spint weiter den Flur hinunter fand sie Jeans und Sweatshirt. Mit dem Gürtel konnte sie die etwas zu weite Jeans an ihrer schmalen Taille festzurren, das Sweatshirt hatte eine Kapuze und passte ganz gut. Sie zog sie über ihre zotteligen Haare. Die Sachen gehörten bestimmt dem Jungen. Sie schluckte, nie wieder würde ihr das passieren, nie! Sie würde im Wald Kaninchen jagen, vielleicht ein Reh.
    Sie begegnete niemandem mehr, als sie sich aus dem Gebäude schlich. Das Wachhäuschen am Eingang war leer, ein Fernseher lief, Waschmittelwerbung in einer glücklichen Welt, ein dreckiger Junge lief im Sonnenschein seiner Mutter entgegen. Schmerzhaft zog sich Emilias Herz zusammen, würde sie das jetzt nie mehr können? Im Sonnenlicht und glücklich? Die Uhr an der Wand über dem Fernseher zeigte 0:45 Uhr. Die Zeit zwischen Mitternacht und Eins. Geisterstunde hatten sie als Kinder immer gesagt und sich angenehm gegruselt, wenn sie sich heimlich im Bett noch Schauergeschichten erzählt hatten.
    Und jetzt war sie das Monster. Nein, schalt sie sich, so

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