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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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betrachtete sie mit ... ja, mit was? Mit Interesse? Einer Spur Belustigung? Was auch immer es war, es machte Anna nur noch wütender, und sie trat ganz dicht an ihn heran. »Begreifen Sie es nicht?«, schrie sie. »Niemand weiß, wie man Dracula töten kann!«
    Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und um Van Helsings Lippen spielte ein ironisches Lächeln. »Das hätten sie mir auch ein bisschen früher sagen können.«
    Anna sah ihn mürrisch an und atmete tief durch. Van Helsing starrte mit seinen dunklen Augen zurück. Es gefiel ihm offenbar, ihr so nahe zu sein. Also doch ein ganz normaler Mann!, dachte sie.
    »Sehen Sie mich nicht so an! Ich kann darauf verzichten, dass Sie mich mit Ihren gierigen Blicken ausziehen ...« Sie rückte von ihm ab und blickte hinaus in den Regen. »Im Augenblick jedenfalls.« Der Satz war ihr herausgerutscht, ehe sie überhaupt richtig hatte nachdenken können. Doch sie musste der Wahrheit ins Auge sehen.
    Van Helsing bückte sich und hob eine unversehrte Flasche Absinth vom Boden auf. Anna sah ihn unverwandt an und spürte, wie sie ruhiger wurde. In der Nähe dieses Mannes konnte sie sich entspannen. Er war in der Lage, für ihrer beider Sicherheit zu sorgen. Das mochte eine Illusion sein, wenn auch eine sehr verlockende.
    »Sie hatten Recht ... er ist nicht mehr mein Bruder«, sagte sie und trat näher, als er die Flasche entkorkte. »Haben Sie Familie, Herr Van Helsing?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, es eines Tages herauszufinden. Das ist es, was mich antreibt.«
    Anna nahm die Flasche und prostete ihm damit zu. »Auf das, was Sie antreibt!« Sie nahm einen großen Schluck und genoss es, wie die Flüssigkeit in ihrer Kehle brannte und sie augenblicklich wärmte.
    »Absinth. Hartes Zeug«, bemerkte er.
    Anna gab ihm die Flasche. »Lassen Sie ihn nicht an Ihre Zunge kommen, das haut Sie ...«
    Plötzlich bebte die Erde, und der aufgeweichte Boden unter ihren Füßen brach ein. In einem wahren Sturzbach aus Wasser und Holzplanken wurden sie in die Tiefe gerissen.

10
     
    Carl erwachte benommen. Seltsam, es war ungewöhnlich ruhig im Kloster! Doch sowie er die Augen aufschlug, fiel ihm wieder ein, dass er sehr, sehr weit entfernt war von den sicheren Mauern seines Klosters. Ruckartig setzte er sich auf, und schlagartig meldeten sich die Ereignisse des vergangenen Tages in seinem Bewusstsein zurück. Er bekam es mit der Angst zu tun.
    Neben sich erblickte er die schlafende Kellnerin, deren nackter Körper sich unter der Decke abzeichnete. Nun erinnerte er sich besser, sogar an einige recht angenehme Dinge, und lächelte. Anscheinend hatte der Tag nicht nur aus Grauen bestanden.
    »Ach ja ... nein, ich erinnere mich«, sagte er laut.
    Als er sich an die Wand lehnte, spürte er, wie sich unter seiner Schulter etwas bewegte. Unmittelbar darauf klappte an der gegenüberliegenden Wand eine Geheimtür auf. Sie gab den Blick auf ein mittelalterliches Gemälde frei: ein fantastisches Wandbild von zwei Rittern, die in voller Rüstung und bewaffnet mit Schwertern und Schilden gegeneinander kämpften. Weiße Berge und ein riesiges gotisches Schloss ragten hinter ihnen auf, und an dem höchsten der Schlosstürme war eine Uhr zu erkennen.
    Der Vollmond stand am Nachthimmel, und von der Seite zog weißer Nebel auf, der die Ritter einzuhüllen drohte und dem Gemälde einen unwirklichen Anstrich gab. Rings um die Kampfszene stand ein lateinischer Text, den Carl sofort zu übersetzen begann: »Auch ein Mann mit reinem Herzen, der allabendlich sein Gebet spricht, kann zum Wolf werden, wenn der Eisenhut blüht und der Mond am hellsten scheint ...« Er trat näher, um den Text zu Ende zu lesen. »oder nach dem Blut anderer lechzen, wenn die Sonne untergeht, und seinen Körper in die Lüfte schwingen.«
    Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, wurde das Gemälde vor seinen Augen lebendig. Die Bäume schwankten, das Gras raschelte im Wind, und in der Ferne schlug die Turmuhr einer Kirche. Dann verwandelten sich zu Carls großer Verblüffung plötzlich die beiden Ritter: der eine in einen Werwolf, der andere in ein scheußliches Ungeheuer mit Flügeln. Die beiden gingen aufeinander los und kämpften mit überraschender Schnelligkeit und Stärke.
    Carl wich entsetzt zurück, geriet ins Stolpern und kippte das Sofa um. Schließlich landete er auf der halb nackten Kellnerin, die sofort erwachte und sich augenblicklich aufregte. Wütend schubste sie ihn weg. Als Carl wieder

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