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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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beantworten können. Warum war er erschaffen worden? Zu welchem Zweck? War er ein Monster... oder ein Mensch ?
    Wie war es möglich, dass er Dinge wusste, obwohl er gar nicht existiert hatte, bevor Vater ihn zum Leben erweckte? Er konnte sprechen, und er wusste, dass bald die Sonne aufging, obwohl er sie noch nie gesehen hatte.
    So viele Fragen und keine Antworten ...
    Er schaute auf in den Himmel, als erhoffte er sich von dort eine Antwort – doch stattdessen drängte sich das gewaltige Schloss in sein Blickfeld. Mit einem Mal war er davon überzeugt, dort die Antworten zu finden, die er suchte. Und vielleicht sprach Vater trotz allem noch zu ihm ...

11
     
    »Warum haben Sie mich nicht getötet?«, dröhnte die Stimme des Hünen.
    Van Helsing, den soeben der Schlaf übermannt hatte, schlug die Augen auf und war sofort hellwach. »Ich bin kein Mörder.«
    »Warum lassen Sie mich dann nicht in Ruhe?«
    »Draculas Diener, der Werwolf, hat dich in der Höhle gesehen. Dort warst du nicht mehr sicher. Ich nehme dich mit nach Rom, wo ich dich beschützen kann.«
    »Das ist keine gute Idee.«
    »Es ist das Beste, was ich unter diesen Umständen tun kann. Übrigens, ich bin Gabriel Van Helsing.«
    Der Hüne nickte und erklärte: »Sie können mich mit dem Namen meines Vaters ansprechen: Frankenstein.«
    »Meine Begleiterin ist Anna Valerious.« Van Helsing zeigte nach vorn auf den Kutschbock.
    »Das ist keine gute Idee. Sie sind ein gefährlicher Mann, Gabriel Van Helsing. Ein sehr gefährlicher Mann«, sagte Frankenstein.
    Van Helsing nickte. »Das bekomme ich öfter zu hören.«
    Frankenstein rasselte mit seinen Ketten. »Sie vertrauen mir nicht.«
    »Bitte nicht persönlich nehmen! Ich vertraue niemandem.« Einen Augenblick lang schwiegen beide, aber Van Helsing hatte Fragen, die nicht warten konnten. »Du hast von deinem Vater gesprochen, aber eigentlich wurdest du ... erschaffen.«

    »Von Dr. Victor Frankenstein. Ich wurde aus den Körpern von sieben Männern zusammengesetzt. Mein Vater hat das Geheimnis des Lebens gelüftet und schenkte es mir, nachdem er mir einen Körper gegeben hatte«, erklärte Frankenstein. »Das alles tat er unter der Ägide von Graf Dracula. In der Nacht meines Erwachens hat mein Vater Draculas eigentlichen Plan durchschaut. Er verweigerte seine Hilfe, und der Graf tötete ihn. Noch in derselben Nacht haben die Dorfbewohner das Schloss gestürmt. Weil sie mich für ein Monster hielten, wollten sie mich töten. Sie glaubten, ich sei verbrannt, und so habe ich ein Jahr lang in Frieden leben können.«
    »Wenn das alles in der Nacht geschah, als du erschaffen wurdest, woher weißt du dann von Dracula und von deiner Erschaffung? Und du kannst sprechen. Wieso?«, wollte Van Helsing wissen.
    »Die Teile, aus denen mein Vater mich zusammengesetzt hat, haben zuvor gelebt. Ich kann mich zwar nicht an ein früheres Leben erinnern, kann aber sprechen und lesen. Und während mein Vater mich schuf, waren wir ... irgendwie miteinander verbunden. Ich habe ihn auf gewisse Weise hören können. Nach seinem Tod bin ich in sein Laboratorium zurückgekehrt und habe seine Tagebücher und Notizen gelesen. Später habe ich sie vernichtet, damit Dracula sie nicht für seine Pläne missbrauchen konnte. Vater stand lange Zeit unter dem Einfluss des Grafen, aber ich glaube, er war ein genialer Mann, ein guter Mann – am Ende fast wahnsinnig, aber trotzdem ein guter Mann. Und als er sich Dracula schließlich widersetzte, hat er Stärke bewiesen«, schloss Frankenstein mit einem Hauch Stolz in der Stimme.
    Van Helsing war gerührt über die Ehrfurcht, mit der Frankenstein von seinem Schöpfer sprach. Trotz seiner merkwürdigen Gestalt strahlte er eine gewisse Würde aus. Es war höchst erstaunlich: Er hatte zwar schon vorher gelebt, verfügte jedoch nicht über Erinnerungen an sein früheres Leben. Die Menschen wollten seinen Tod, Dracula wollte etwas viel Schlimmeres ... und er selbst wünschte sich nichts sehnlicher als zu leben.
    Einige Minuten später erreichten sie das Anwesen der Familie Valerious, und Van Helsing sah Carl vor der Tür stehen. Der Ordensbruder machte einen besorgten Eindruck, sodass Van Helsing aus der Kutsche sprang, noch ehe sie zum Stehen kam. »Was ist los?«, fragte er sofort.
    Carl blieb einen Augenblick wie angewurzelt stehen und sah an ihm vorbei in die Kutsche. »Wer ... ?«
    Van Helsing schloss die Tür und erzählte dem Ordensbruder in Kurzfassung die Geschichte von Dr. Frankenstein,

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