Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin
denke, ich schließe mich auch Bernhard an.“
Michael schaute zu Helga.
„Ich habe mein Aphrodisiakum schon direkt bei Farfir geordert.“ Lässig lehnte sie sich wieder zurück und warf Michael einen anstachelnden Blick zu.
„Okay, Farfir. Ich mache es wie Conny. Mir auch einen Scotch“, schloss der Hausherr die Bestellrunde ab.
Der Diener nickte, blickte dabei noch einmal finster in die Runde. Dann zog er sich zurück. Wenige Augenblicke später erschien er wieder mit den Getränken. Ein kalter Luftschwall durchströmte die Runde.
Melanie wartete, bis alle versorgt waren und ihr Glas zum stummen Prosit erhoben. Dann nippt e sie. Wow! Welch edler Tropfen! Dieser kraftvolle Port war eine hervorragende Wahl. Melanie prostete Bernhard zu. Der Kenner antwortete mit einem leichten Nicken und nahm seinen zweiten Schluck. Melanie schloss die Augen. Ihre Gedanken schienen in die Höhe zu strömen. Wärme durchflutete ihren Körper. Sie hatte den Eindruck, die Gruppe aus vier, fünf Metern Höhe unter sich zu sehen. Doch saß sie nach wie vor mit geschlossenen Augen auf dem Fauteuil neben Michael. Sie nippte noch einmal.
„Ihr versteht es zu genießen.“
Jetzt nahm sie eine n größeren Schluck. Wieder weiteten ihre Wahrnehmungen sich aus, als hätte ihr Geist ihren Körper verlassen. Sie sah die Runde, erspähte Farfir in der Ecke. Schatten tanzten um ihn herum. Melanie riss ihre Augen auf. Sie sah von ihrem Sofa-Platz aus das gewohnte Bild. Ohne zu zögern stand sie auf, drehte sich um und suchte Farfir mit ihrem Blick. Dort hinten stand er in der Ecke, wie sie es soeben in Gedanken gesehen hatte. Aber keinerlei Schatten tanzten. Alles war ruhig.
„Ist was, Mel?“ Michael schaute besorgt.
„Nein … nein. Alles okay.“
Melanie setzte sich ganz langsam wieder.
„Hast du irgendetwas gesehen, gehört? Das nicht da war?“
Melanie konnte mit Bernhards Bemerkung nichts anfangen. Skeptisch sah sie ihn an. Wenn er so fragte, musste er doch auch gleiches wahrgenommen haben. Doch er zog nur genüsslich an seiner Pfeife. Seine Augen waren auf Melanie gerichtet.
„Nein, Bernhard. Nichts.“
Melanie drückte sich wieder in die Lehne, spürte Michaels Arm an ihrer Haut. Eigentlich war doch alles in Ordnung. – Sogar mehr als das. Sie nippte an ihrem Glas und fühlte Bechsteiners Arm an ihrem.
„Wirklich?“ Bernhard bohrte weiter.
Melanie antwortete nicht. Stumm blickte sie ihn an. Was wollte er?
„Bernie, lass sie!“, s chritt Ellen ein.
„Warum? – Ihr wisst doch auch, dass man dann und wann Erstaunliches wahrnimmt, das nicht da ist. – Oder nicht da sein sollte.“
„Was meinst du?“ Michael schritt ein. Wollte er Mel beistehen?
„Nun ja, man hört doch oft davon, oder?“ Bernhard blickte in die Runde.
„Nun ja …“ Maria schien zuzustimmen.
„Ach ja, da gibt es wahrlich vieles“, flötete Helga und sah Michael an.
„Du hast doch etwas Bestimmtes im Sinn. Ich kenne dich, Bernie.“ Ellen presste ihre Lippen weit in die Breite gezogen zusammen und verkleinerte ihre Augen zu schmalen Schlitzen, als sie Bernhard ansah.
„Ach, ich meine nur. Man sieht doch oft gen ug nur das, was man sehen will. – Oder auch genau das, was man gerade nicht sehen will.“
„Ja, ja, ode r was man nicht mehr sehen kann – aber liebend gerne noch einmal sehen würde.“
Alle platzten fast vor Lachen, als sie Connys Gesichtsausdruck bei seinen Worten sahen.
„So wie du das gerade siehst, meinte ich das nun nicht, aber ich sehe, der Ball ist jetzt bei mir.“ Bernhard blickte in die Runde. „Dann lauscht meiner Geschichte. Ja, das ist so eine Sache, mit dem Sehen. Das mussten auch drei Freunde erfahren. Spitzt die Ohren! Hört an, was den Dreien widerfuhr …“
Kap 9 - Lady
„Das wird der Knaller! – Oder rutscht dir dein Herzchen in die Hose?“
Kevin sieht sich grinsend um und stachelt Lena an, die zwei Schritte hinter ihm läuft. Tim, der Dritte im Bunde schmunzelt.
„Komm, Kevin, das wird schon. Mach sie nicht unnötig nervös.“
„Mich kann man nicht nervös machen, Jungs.“
Trotzig setzt sie ihre Schritte auf dem weichen Waldboden hörbar kräftiger. Sie ist nicht nur die einzige Frau im Trio – sie ist auch die jüngste der drei. Zwei Jahre jünger als sie beiden Kommilitonen aus ihrem Semester. Mit Rucksäcken bepackt stapfen sie durch den Wald. Das Auto haben sie unterhalb der Gnadenkapelle „Großer Herrgott“ abgestellt.
„Wir sind da, weit genug von
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