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Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin

Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin

Titel: Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudy Namtel
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hallte von den kalten Wänden der Häuser. Die kleinen, spitzen Absätze deiner Schuhe klackerten über die Pflastersteine. Aufgepeitschte Hast, ängstliches Umsehen. Und jedes Mal dein deutliches Aufatmen, wenn du niemanden entdecken konntest. Niemanden, den du sahst, und niemand, der dich sah. Du schienst gewonnen zu haben.
    Ich war aber clever, cleverer als du. Immer ganz dicht hinter dir, neben dir, auch mal vor dir. Nicht abzuschütteln.
    Jedenfalls schritt ich nicht ein, zeigte mich nicht. Ließ dich gehen, rennen, hasten. Durch die dunkle Färbergasse, die enge Passage zur Marktstraße, den Parkweg entlang. Da eiltest du, immer um Deckung bemüht. Die Straßenlaternen meiden. Möglichst nicht sichtbar sein. Zugegeben – eine gewisse elegante Geschmeidigkeit ist dir nicht abzusprechen. Du konntest tatsächlich mit den Schatten der Bäume und Sträucher verschmelzen. Doch nie lange. Die Hast und Panik drängte dich. Das konnte ich sehen, fühlen. Zum Greifen nahe.
    Und wieder bewunderte ich dein schwarzes Haar. Wie toll es doch mit der Dunkelheit verschmolz, dein Haupt gegen das Licht schützte. Weißt du, wie schön du bei fahlem Licht in der Dunkelheit bist? Wenn dein schlanker, bei jedem Mann Sehnsucht weckender K örper seine Rundungen als dahinschwebende Silhouette auf den Boden oder gegen die Häuserwände projiziert? Wenn man die Beine, die wie zwei eigenständige Sexsymbole aus deinem knappen Rock heraustreten, nur als die Gier anheizende Schatten auf einer Stadtmauer erahnen kann?
    Doch das war dir jetzt egal, das spürte ich. Du kanntest nur einen Gedanken. Björn. Weiter. Näher zu deinem Ziel.
    Ich bewundere deinen Mut. So ganz allein durch den n ächtlichen, unbeleuchteten Park – das nötigt mir allen Respekt ab. Deine Angst, entdeckt zu werden, trieb dich zu einer wahren Meisterschaft. Eine Meisterin der Tarnung und eine Meisterin der Flucht. War die Dunkelheit deine Freundin? Deine Verbündete gegen mich? Vergebens.
    Nur wenige täten es dir gleich. Dein beherzter Sprung über die Friedhofsmauer zeigte aber nur, wie schlecht es um dich steht, wie verzweifelt du bist. Es erschien schon sehr fremd, fast mystisch, wie du dich eng an die Grabsteine hieltest, dich wahrlich an sie schmiegtest, nach ihrem Schatten suchtest. Wie war diese Nähe zum Tod? Besser als meine Gegenwart? Hättest du die Wahl, wer wäre dein Auserkorener? Der Tod oder ich? Ich weiß, eine gemeine Frage. Denn mich kennst du jetzt richtig, den Tod aber nicht. Besser gesagt: nicht wirklich. Oder glaubst du, den Tod jetzt zu kennen?
    Andererseits, möchtest du lieber zwischen mir und Björn wählen? Ach, lassen wir das. Eine hypothetische Frage. Kannst du mich wählen? Kannst du Björn wählen? Jetzt noch?
    Ja, schau dich nur um. Gehetzt, als gäbe es eine Meute hungriger Wölfe, die diese Gänge zwischen den Gräbern nach dir absuchen, bellen, die Zähne blecken. Denen der Speichel in Erwartung der leichten Beute schon zwischen den Lefzen hervor rinnt. Ist es so?
    Schau, das Grab eines Kindes. Ein Mensch um die Jahre seines Erwachsenenlebens beraubt. Keine eigene Familie, keine eigenen Kinder.
    Du hättest gern Kinder? Mit Björn? Auch du bist beraubt. Unwiederbringlich. Glaube mir. Das sage ich dir jetzt nicht, um dich zu quälen. Du dauerst mich, tust mir leid. Hilft dir mein Mitgefühl? Bringt es dich mir näher? Ich wünsche es mir.
    Und doch werde ich nicht aufhören, auf dir rumzuhacken. Gewiss nicht.
    Hoppla! Du meinst, dem kannst du durch ein schnelles Weiter entkommen. Ja hallo! Nur zu! Probiere es. Du wirst scheitern.
    Was tust du? Tu es nicht! Ich hoffte, du machst es nicht wahr. Nicht den Stein!
    Du machst es jetzt nur schlimmer. Hast du keine Angst, dass durch das Klirren der zerberstenden Scheibe Menschen angelockt werden können? Hat der letzte Rest an Vernunft ausgesetzt?
    Oh, du hast dich am Glas geschnitten, blutest ja. Deine Verzweiflung lässt dich eigene Wunden vergessen? Musste das jetzt sein? Was willst du denn noch hier in der Kapelle? Ja, ja, ich weiß. Wusste es vorher. Konnte es nicht verhindern.
    Ach, jammere nicht nach Björn. Er ist für dich verloren. Für immer. Doch dein Starrsinn beeindruckt sogar mich. Du schreckst ja vor nichts zurück. Musst du den Sarg wirklich öffnen? Du bist verrückt.
    Ja, schau ihn dir nur an. Ganz genau. Ach, was sollen denn jetzt die Tränen? Hör auf zu flennen!
    Siehst du die Stelle an seiner Brust? Hübsch verdeckt durch ein schickes Hemd, nicht wahr? Ja, du hast

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