Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin
Recht. Da drang das Messer ein. Dein Hieb war wahrlich nicht von schlechten Eltern. Genauso wenig wie ich hatte er es dir zugetraut.
Verdammt nochmal, hör auf zu flennen! Davon wird Björn nicht wieder lebendig. Egal, wie sehr du ihn jetzt noch abküsst und streichelst. Oh, dein Blut tropft auf sein bisher makelloses Hemd.
Ich verstehe, dass du Abschied nehmen willst. Ob du dazu ein Recht hast, will ich nicht beurteilen. Aber gehe in dich. Was willst du nun tun? Ich werde dich das weiterhin fragen. Immer wieder. Was nun?
Hör auf zu jammern, dass es dir leid tut. Hör endlich auf!
Und wenn du mich noch zehn oder hundert Mal „Scheiß Gewissen“ nennst – ich kann damit leben. Ich bin es. Da hinein geboren, in dir. Schon immer mit dir verbunden, mit niemand anderem. Für immer. Und will es auch nicht ändern. Ich halte das aus. Du auch? Du bist krank. Aber ich bin da, dein Retter. Der einzige, der jetzt noch zu dir hält. Komm! Die Polizei-Station ist nicht weit entfernt.
Höre auf mich. Stell dich! Du bist nicht allein.
Kap 12 - Die Zeit
Ruhe. Schweigen.
Wieder konnte man nur das Knistern in der Glut hören, das leichte Prasseln in den Flammen.
„Wahnsinn! Wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen?“ Steffen fand als erster Worte wieder.
„Ging mir genauso“, pflichtete Maria bei.
„Ich war ganz woanders, fühlte mich bei den Beschreibungen mittendrin.“ Helga reckte bewundernd einen Daumen in die Höhe. „Spürte den Verfolger ganz nah. – Den Verfolger …“ Lachend schüttelte sie den Kopf.
Melanie fand noch keine Worte. Eine Geschichte mit einer solchen Sichtweise war ihr noch nicht begegnet. Doch dann konnte sie ihren ersten Eindruck formulieren:
„Aber die Frau war doch in einem gehetzten, verzweifelten Zustand. Wie konnte dann die Stimme so abweichend klingen?“ Melanie blickte in die Runde.
„Ich glaube“, stieg Bernhard ein, „sie musste sogar. Da prallen verschiedene Wesen aufeinander.“
„Gut beobachtet, Bernie.“ Edgar griff sein Thema wieder auf. „Aus dieser Verschiedenheit schöpft der ewige Kampf seine Energie. Das Gewissen setzt den markanten, eigenständigen Kontrapunkt. Wie ein eigenständiges Wesen. Wäre es anders, würde der Krieg in uns nicht wirklich stattfinden. Das Gewissen beobachtet uns – von seiner ganz eigenen Warte.“
Melanie spürt e wieder die Kälte durch den Raum fegen. Sie brauchte gar nicht zu suchen, sie erspähte Farfir sofort.
„Herrschaften! Ich erlaube mir untertänigst, an die Zeit zu erinnern.“
Alle blick ten den Diener stumm an, als dieser seinen bohrenden Blick durch die Runde kreisen ließ. Der Hausherr ergriff als erster wieder das Wort.
„Danke, Farfir. Wir haben ein Auge darauf.“
Michael schaut e zu Melanie.
„Wir sollten nicht zu lange machen, liebe Mel.“
„Wir sind doch auch fast durch, oder?“, schaltete sich Bernhard ein.
„Stimmt, Bernie.“ Ellen blickte zu Arthur. „Fehlt nur noch unser Conny.“
„Recht habt Ihr, liebe Leute.“ Arthurs Äugelein funkelten. „Und ich präsentiere Euch eine Geschichte, bei der die Zeit eine gewichtige Rolle spielt.“
„Wie das?“, wollte Helga wissen.
„ Hmm – das werde ich natürlich nicht verraten. Lasst Euch einfach überraschen. Vielleicht ist es die Zeit, in der das Haus erbaut wurde. Oder die Tageszeit, zu der all dieses geschieht. Oder einfach nur die Zeit, zu der diese Geschichte erzählt wird? – Ach, ich bin ja schon fast mittendrin. Also, die Story spielt am Rande von Dartmoor. Aber höret selbst …“
Kap 13 - Home Sweet Home
John und Nicole Harrison lagen sich freudig in den Armen, als sie vor ihrer Neuerwerbung standen, dem alten Walton Meadows Cottage in Meavy, unweit von Yelverton, am Rande des Dartmoor National Parks. Welch grandioses Kleinod – und zu einem sagenhaft günstigen Preis! Jetzt konnte John, der seinen neuen Job am University College of St. Mark & St. John in Plymouth vor wenigen Tagen angetreten hatte, in den eigenen vier Wänden übernachten. In drei Tagen, am Dienstag, könnte er schon einziehen. Nicole würde zwei Wochen später nach Beendigung ihres Jobs in Birmingham nachkommen und mit ihr all die gemeinsamen Möbel. Da standen sie Arm in Arm und malten sich eine kleine Familie mit mindestens zwei Kindern auf der Wiese unter den Bäumen hinter dem Haus spielend aus. Welch ein Traum!
*
John nahm noch einen Gute-Nacht-Schluck am bereits fast vollständig niedergebrannten Kaminfeuer. Der erste
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