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Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Titel: Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney (Alfred Bekker) Gardner
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meinem inneren Auge die in Öl gemalte grauenerregende Gestalt eines tierhaften Dämons. Die Krallenhand war wie zum tödlichen Schlag erhoben. Furchtbare Reißzähne schimmerten aus dem sich affenartig vorwölbenden Maul heraus.
    "Guten Tag, ich bin Grace Waters", sagte die Mitvierzigerin im schwarzen Kostüm. Ihre Augen waren gerötet. Sie hatte offensichtlich geweint.
    "Patricia Vanhelsing", stellte ich mich vor. Dann deutete ich auf Tom. "Dies ist mein Kollege Tom Hamilton. Wir kommen von den LONDON EXPRESS NEWS."
    "Es ist schön, daß Sie da sind..."
    Tom deutete auf die Kamera, die ihm um den Hals hing und fragte: "Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Bilder mache?"
    Mrs. Waters zögerte.
    Schließlich sagte sie: "Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie darauf verzichten würden, Mr. Hamilton. Sie haben gesehen, was draußen los ist. Ich möchte nicht mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesse stehen, als unbedingt nötig."
    "Das verstehe ich", sagte Tom.
    "Fotografieren Sie den Tatort - aber nicht mich!"
    "Einverstanden."
    Auf dem Boden waren noch die Reste der Kreidemarkierung zu sehen, die wohl von den Spurensicherern Scotland Yards angebracht worden war. "Dort hat er gelegen", sagte Grace Waters schluckend. Sie hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken. "Und auf ihm dieses Monstrum..." Sie wischte sich über die Augen und wandte den Kopf, so als sähe sie die Szene erneut vor sich. Ihre Züge wurden zu einer Maske der Qual. "Es war so furchtbar... Ich habe niemals etwas derartig Grauenhaftes erlebt."
    Ich trat zu ihr.
    Einige Augenblicke lang schwiegen wir.
    Es war totenstill im Raum. Gib ihr etwas Zeit, Patti...
    Diese Frau steht offensichtlich unter einem schweren Schock!
    Ich berührte sie leicht am Unterarm.
    "Sie müssen Furchtbares durchmachen", sagte ich sehr leise.
    Indessen hatte Mrs. Waters sich wieder einigermaßen gefaßt.
    Sie sah mich an. Ihr Blick war prüfend. "Ich habe mich ganz bewußt an Sie gewandt, Miss Vanhelsing. Ich lese zwar die LONDON EXPRESS NEWS nicht oft, aber dennoch sind mir Ihre Artikel aufgefallen. Sie beschäftigen sich des öfteren mit Geschehnissen, die am Rande dessen liegen, was die menschliche Vernunft noch akzeptieren kann. Aber ich habe immer das Gefühl gehabt, daß es Ihnen nicht um die reine Sensation ging, sondern daß Sie sich wirklich ernsthaft mit den Dingen beschäftigt haben."
    "Ja, das entspricht der Wahrheit."

    "Sehen Sie, ich bin verzweifelt, Miss Vanhelsing.
    Unvorsichtigerweise hat mein Hausmädchen die Kreatur erwähnt, die meinen Mann erwürgte. Wissen Sie, was das Resultat sein wird? Sie werden es sich denken können! Im besten Fall wird man sagen, es war der Schock! Und ansonsten bringt einen das nur in die Obhut eines Neurologen, der dann nach unendlich langwierigen Untersuchungen festellen wird, daß man überreizt ist und dringend Ruhe braucht. Aber das weiß ich selber..."
    "Was war das für eine Kreatur?" fragte ich. "Versuchen Sie sie zu beschreiben..."
    "Sie war..." Mrs. Waters schluckte. Ihr Gesicht verlor jegliche Farbe. Sie wirkte jetzt bleich und grau wie eine unverputzte Betonwand. Das pure Grauen spiegelte sich im Blick ihrer glanzlos gewordenen Augen. Mrs. Waters hob den Kopf und deutete dann auf das Allan Brennan- Gemälde. " Dort war sie zu sehen!" stieß sie dann hervor. "In Öl gemalt, so plastisch, daß man auf den Gedanken kommen konnte, daß dieses Wesen jeden Augenblick aus dem Bild heraustreten könnte... Ein tierhafter Dämon mit schuppiger, grünlich schimmernder Haut und einem furchtbaren Raubtiermaul. Die Augen leuchteten wie Feuer. Als ich und Bridget - unser Hausmädchen - den Raum betraten, saß die Kreatur auf der Brust meines Mannes, die schrecklichen Krallenpranken waren um seinen Hals gelegt..." Mrs. Waters schlug die Hände vor das Gesicht. Die Erinnerung an das furchtbare Geschehen ließ sie zittern. Ich legte den Arm um ihre schmalen Schultern.
    Einige Augenblicke später war sie fähig weiterzusprechen.
    "Sie werden mich auch für verrückt halten, oder? Selbst Sie..."
    "Nein, Mrs. Waters. Davon kann keine Rede sein..."
    Wieder sah ich für einen kurzen Moment das Gemälde vor mir
    - so wie es offenbar vor dem Mord an Ray Waters ausgesehen hatte. Meine Gabe sagte mir, daß es so war. Es war mehr als nur eine Ahnung . Es reichte schon beinahe an Gewißheit heran.
    "Was geschah mit der Kreatur?" fragte ich, während ich unverwandt auf das Gemälde an der Wand starrte, dessen schlammfarbene Grundierung mir recht

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