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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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Dienstbezeichnung - beschäftigt werden.
    Der Stubenälteste war von der Dienstbesprechung zurückgekehrt auf die Stube, um die empfangenen Anweisungen sogleich weiterzugeben.
    Sicherlich würde die Gefechtsbereitschaft in erheblichem Maße beeinträchtigt sein, wenn ein Kleiderbügel verkehrt herum hinge!
    Wilfried hatte sich mit mehreren T - Shirts für die zwei Wochen ausgestattet in der Hoffnung, das FDJ - Hemd nicht ständig tragen zu müssen. Nach den Worten des Stubenältesten war das nur für die großen Eröffnungs - und Abschlußappelle nötig.
    „Um 6.00 Uhr ist Wecken, 6.03 Uhr Raustreten zum Frühsport in Sportkleidung. Noch mal umdrehen is´ nich´. Danach Waschen und 7.30 Uhr Frühstück im Speisesaal. Der Küchendienst wird noch eingeteilt. 8.30 Uhr morgen ist Eröffnungsappell. Der Kommandeur wird die Worte sprechen: ,Hiermit erkläre ich der Kurs zur vormilitärischen Ausbildung in Trägerschaft der Gesellschaft für Sport und Technik für eröffnet!´ Ihr müßt dann laut rufen: ,Hurra, hurra, hurra!´ Wenn alle ihre Jumbos haben, findet der Schutzappell statt, dann wird Münzthal das mit uns noch üben.“
    Wilfried mußte mehrmals tief Luft holen, um seinen Brechreiz, nein, Widerwillen zu bekämpfen.
    „Der Kommunismus ist gut, nur die ersten 500 Jahre sind Mist!“ schoß ihm durch den Kopf.
    Noch bevor er rekonstruieren konnte, wo er das gehörte hatte, ging es mit dem Dienstplan für den kommenden Tag weiter, der ein Dienstag war.

    Zius Dag - der Tag des Gottes des Krieges der Sumerer im alten Babylon. (Der altgermanische Kriegsgott Tyr, Ares der Griechen bzw. Mars bei den Römern traten erst viel später auf den Plan.) Dennoch hatte nie jemals jemand in Zweifel gezogen, daß für den Kriegsgott ein Wochentag reserviert sein mußte. Schließlich tagte auch das Politbüro des ZK der SED, die eigentliche Machtzentrale in der DDR, immer dienstags, wie aus den „heute“ - Nachrichten des ZDF zu erfahren gewesen war.
    Auch schon vor 5000 Jahren war Dienst vor allem Kriegsdienst gewesen.

    ***
    „Hurra, hurra, hurra!“ klang es verhalten über den Platz hinter der Baracke.
    „Ich kann euch nicht hören!“
    Peter Münzthal hielt sich die Hand hinter das rechte Ohr.
    Wilfried hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, da Münzthal ohnehin abstehende Ohren besaß.
    Die Szene hätte auch in einem Hollywood - Schinken spielen können.
    „Hurra, hurra, hurra!“ klang es nur mäßig lauter.
    Münzthal wurde ungehalten:
    „Herrschaften, was meint ihr, weshalb wir das üben? Der Feind muß allein von eurem ,Hurra!´ das große Muffensausen bekommen!“
    „Hurraaa, hurraaa, hurraaa!“
    „Militärisch kurz, mit kurzem ,a´ hinten, ist denn das so schwer?“
    „Hurra, hurra, hurra!“
    Die Lautstärke war wieder beim Ausgangsniveau angekommen, hinzu kam ein kaum auszumachender Unterton des Genervtseins. Münzthal gab auf.
    Wilfried hatte jedesmal nur seine Lippen bewegt. Ein unvermeidbares Übel auch noch bejubeln zu müssen, hätte er nicht fertiggebracht. Offenbar folgte man, wie auch sonst im täglichen Leben der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, dem Dogma „Wenn alle sagen, es sei gut, bessert sich gleich die Stimmung“. Stanislaw Lem hatte das zwar anders gemeint, aber das war im Moment egal.
    Warum wohl hatte man sie im Staatsbürgerkundeunterricht gelehrt, Thesen des Marxismus - Leninismus seien nur im Zusammenhang mit anderen Aussagen der Theorie zu betrachten? Man sprach bekanntlich immer davon, was man gern hätte, aber nicht hat.
    Dies war zugleich der Moment, in dem Wilfried der tiefere Sinn des Wortes „Lippenbekenntnis“ klar wurde.

    ***
    „Dritte Hundertschaft Nachtruhe beenden! Fertigmachen zum Frühsport! Raustreten in drei Minuten!“
    Mühsam wälzte sich Wilfried aus dem Bett, hielt sich mit knapper Not am Bettpfosten fest, da ihm schwarz vor Augen geworden war. Er hatte von Soldaten gehört, die wegen niedrigem Blutdruck umgekippt waren und üble Frontzahnverletzungen davongetragen hatten.
    Kurz darauf war es vorbei.
    „Los, raus, Antreten zum 3000 m - Lauf!“ brüllte Münzthal.
    Da es sich mit voller Harnblase schlecht lief, beeilte sich Wilfried, zur Toilette zu kommen, obwohl Münzthal versuchte, dies zu unterbinden. Etliche andere hatten die gleiche Idee, so daß sich vor den Klos Schlangen bildeten.
    „Antreten!“ brüllte Münzthal erneut.

    Die Strecke führte um einen See. Wer es nicht aufs Klo geschafft hatte, schlug sich nun unbeobachtet in die

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