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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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natürlich in Marschordnung: Einen trostloseren Eindruck hatte zuvor noch nie eine derartige Ansammlung von Betonplattenbauten als Garagen und Werkstätten in einer sie umgebenden Betonwüste auf ihn gemacht. Nicht das winzigste an Schönheit existierte, wie etwa ein Blumenkübel, an dem das Auge wie das Gemüt Erholung hätten finden können.
    Offenbar fand man eine neben dem „Parkeingang“ hingegossene, weißgestrichene Betonmauer mit einem Ballonreifen obenauf als der Ästhetik letzten Schluß.
Sicherlich benötigte die Regimentsführung für sich irgendein Denkmal, denn sie war ja auch dermaßen bedeutsam, daß sie sich einen ganzen Hofstaat in Form der Stabskompanie leistete, wie Wilfried später herausbekam.

    „Antreten zum Empfang der persönlichen Bekleidung und Ausrüstung!“
    An langen Tischen im Magazin, welches Wilfried danach nie wieder betreten sollte, reichte man ihnen diverse Gegenstände herüber:
    Schirmmütze, 2 Feldmützen, 2 Wintermützen, Uniformmantel, 2 Uniformjacken, 2 Oberhemden, Hosenträger, 4 Paar Socken, 5 Kragenbinden, Kopfschützer, Stahlhelm, Stahlhelmtarnnetz, Lederkoppel, natürlich wieder, Wilfried kannte es bereits, mit dem Symbol Hammer und Zirkel im Ährenkranz, dem man magische Kräfte bis hin zum Unverwundbarmachen nachsagte, Gurtkoppel mit gleichem mystischen heraldischen Zeichen, Tragegestell, wobei Wilfried sich hierunter ein Gestell mit Aluminiumrohren und nicht ein Gurtgewirr vorgestellt hatte, 2 - teiliges Sturmgepäck, welches er wie Didi Hallervorden lieber wieder zurückgegeben hätte, da er bei Sturm und Regen es vorzöge, nicht hinauszugehen, Feldflasche, Kochgeschirr, Zeltbahn - zum Zeltbauen ziemlich karg, Mantelriemen, Wolldecke, 2 Handtücher, Eßbesteck, persönliche Schutzausrüstung mit Gasmaske.

    „Ihr werdet immer die mit den Gasmasken sein!“ Falls daran noch Zweifel bestanden haben sollten, nun waren sie endgültig zerstoben.
    Penibel wurde der Empfang der Gegenstände im Wehrdienstausweis vermerkt. Wenn man schon nicht genötigt war, sich die Ausrüstung zu kaufen, wie einst im preußischen Heer Friedrichs II., so mußten wenigstens bestimmte Eintragungen in einer Art Schuldbuch als Ersatz herhalten.
    Aus unerfindlichen Gründen gab es dann noch weitere Gegenstände, die man in dieses Schuldbuch nicht eintrug: 2 Paar Stiefel, Uniformhosen, 2 Krawatten, die berüchtigte Felddienstuniform „Ein - Strich - kein - Strich“, die Schwarzkombi - einen schwarzen Blaumann, Taschentücher, dunkelgrün und bordeaurot kariert in den modischen Farben der militärischen Saison, schwarze Halbschuhe, einen grauen Wollpullover einen braunen Trainingsanzug mit den gelb - roten Seitenstreifen des ASV, des Armeesportvereins - Wilfried kannte diesen schon vom Schulsport her, als ein NVA - Freak, der es anscheinend nicht abwarten konnte, eingezogen zuwerden, in diesem Outfit auftrat, dazu ein gelbes Sporthemd - tatsächlich nur eines, und eine rote Sporthose, schwarze Sportschuhe, bei denen Wilfried sofort erhebliche Zweifel kamen, ob diese länger als einen Monat durchhalten würden, zuletzt die allseits schon bekannte lange Unterwäsche. Von selbiger hieß es, man müsse sich zum Wechseln ausreichend davon verschaffen, auf welche Weise auch immer, um über drei Paar in zwei Wochen verfügen zu können - manch einer würde es auch umgekehrt handhaben, was die Wochen und die Anzahl der Wäschepaare betraf.

    Um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, bei der NVA gäbe es alles umsonst, wurde anschließend beim Beziehen der Unterkünfte von jedem Neuankömmling Geld für Schrank-und Toilettenpapier kassiert. Die Reißzwecken zur Befestigung an den Einlageböden aus grobem Preßspan hingegen gab es großzügig kostenfrei dazu.
Wilfried konnte sich auf all dies keinen Reim machen. Steckte womöglich gar keine tiefere Absicht dahinter, wie er zunächst vermutet hatte?

    Mehrere Stunden vergingen mit dem Einräumen der Gegenstände. Schemazeichnungen, eine für jede Stube und Kommandos der Vorgesetzten, die Wilfried stark an Hundegebell erinnerten, waren dabei sehr hilfreich. Schließlich bestand der Armeealltag vor allem darin, bei allen Tätigkeiten den größten anzunehmenden Umweg zu benutzen.

    Schließlich war es doch geschafft. Wilfried hatte sich für Sekunden auf einem der Hocker niedergelassen, die um den einzigen Tisch in der 10 - Mann-Stube standen, da ertönte ein gellender Pfiff: „Einer vor die Tür!“ Kurz darauf: „Zweite Ausbildungskompanie,

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