Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
Vom Netzwerk:
wird nie ein schlauer, listiger ,E´.“
    Na, wenn schon! Vor den angedrohten Schikanen der anderen EK hatte er keine Angst mehr.
    Die Bewahrung der eigenen Würde hatte diese Denkschemata irrelevant werden lassen.
    Und richtig, man begegnete ihm fortan mit Respekt.

    Dennoch konnte es Schumann sich nicht verkneifen, ihn abzustrafen:
    Für einen Spießschreiber unüblich, ließ er ihn zum 48 - Stunden Wachdienst am Munitionsdepot einteilen.
    Außerdem demonstrierte Schumann, wem der Spieß am meisten vertraute - nämlich ihm:
    Da er in dringenden Familienangelegenheiten am Wochenende sich unerlaubt vom Standort entfernt hatte und nicht erreichbar in seiner Dienstwohnung in Torgau war, zwecks Sterbebegleitung, wie später zu erfahren war, hatte er Schumann für den „E - Fall“ den Schlüssel zur Waffenkammer nebst Petschaft überlassen.

    Schumanns Neidinitiative aber lief bei Wilfried ins Leere, genauso, wie die Aufforderung vom Spieß zur Bespitzelung der Genossen:
    „Ein Schreiber hat im Dienstzimmer redselig zu sein, außerhalb die Ohren offen und den Mund verschlossen zu halten!“
    Als Wilfried nicht darauf einging, fuhr er fort: „Ich hatte mal einen Schreiber, der hat mir alles zugetragen, was in der Kompanie geredet wurde. Ich war perfekt informiert. Mit dem habe ich richtig Freundschaft schließen können. Leider ist der dann wegen Diebstahl verurteilt worden …“
    Der Spieß verstummte. Er war in die eigene Falle getappt.
    „Sehen Sie!“ murmelte Wilfried, war sich aber nicht sicher, ob der Spieß ihn verstanden hatte.

    Gegen die künftige Einteilung zum Wachdienst, den zwar in erster Linie die Stabskompanie abdeckte, zu dem aber an den Wochenenden die anderen Kompanien mit herangezogen wurden, setzte Wilfried nun den „SvD“- den Sanitäter vom Dienst.
    Freiwillig meldete er sich für alle Wochenenden, an denen kein Urlaub gewährt wurde, denn bei diesem Dienst konnte man nachts im Med. - Punkt schlafen. Nur selten bekam er wirklich zu tun.
    Als er es aber vermochte, ohne Hinzuziehung des Truppenarztes bei Helfrich aus seiner Kompanie, einem Genossen, der nach Meinung der anderen wie ein Libyer aussah, ein Erythrasma mit Castellani-Lösung zu heilen, stieg er im Ansehen der anderen ein weiteres Stück.
    Hinzu kam im Med. - Punkt die eine oder andere wertvolle Beobachtung:
    Ein sich mit einem dorsal liegenden Halsfurunkel vorstellender Unteroffizier wurde vom Truppenarzt untersucht, indem dieser mit einer chirurgischen Pinzette, die auf seinem Schreibtisch neben den Stiften gelegen hatte, zunächst den Rand der Schwellung abtastete, um dann in selbige unvermittelt hinabzustoßen.
    „Ubi pus, ibi evacua!“ kommentierte er sein Vorgehen, fügte dann entschuldigend hinzu, da das Furunkel ohnehin infiziert sei, habe auch eine unsterile Pinzette genügt.
    Wilfried wagte nicht, dem Unteroffizier in die Augen zu blicken und kratzte sich verlegen am Kopf.

    Schon bei seiner ersten Konsultation des Truppenarztes wegen Fußpilz hatte Wilfried die untrügliche Intuition gehabt, daß eine zunächst zwecks Krankheitsgewinn erfundene Erkrankung sich sehr rasch verselbständigt und einen Verlauf nimmt, der einer sehr abschüssigen und glatten Bahn entspricht.
    Soldat Matzmann, Dauerpatient im Med. - Punkt, bewies Wilfried, daß er mit seiner Intuition recht hatte und gut daran tat, lieber gesund zu bleiben.
    Matzmann hatte sich schwer diagnostizierbare und noch schwerer therapierbare diffuse Schmerzen vom rheumatischen Formenkreis zugelegt. In der Krankenakte hatte Wilfried „Fibromyalgie“ gelesen.
    Zweifelsohne blieb Matzmann von sämtlichen Dienstaufgaben freigestellt, von Übungen im Feld und Schießen gar nicht zureden. Nicht einmal Reinigungsaufgaben im Med. - Punkt übertrug man ihm.
    Matzmann aber mußte diese ihm gewährten Vorteile mit einer massiven, kaum noch überwindbaren Somatisierungsstörung bezahlen. Hinzu kam die Langeweile im Med.-Punkt. In einem offenen Gespräch versuchte der Truppenarzt, ihm die Gefahr einer dauerhaften Invalidisierung klarzumachen, die insbesondere dann einträte, wenn er, wie angestrebt, ausgemustert werden würde. Die Somatisierungsstörung hätte dann das amtliche Siegel aufgedrückt bekommen und wäre damit inkurabel geworden.
    Matzmann zeigte keinerlei Verständnis oder Entgegenkommen.
    Einzig seine Freundin, die, treu wie Gold, zu ihm hielt, war fähig, ihn zu mobilisieren:
    Auf Besuch gekommen, durfte sie ihn ausnahmsweise im Med. - Punkt besuchen, da er

Weitere Kostenlose Bücher