Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)
Verkehrsunfall,
der ,E - Tod´ lauert überall!
Drum eines für den ,E´ feststeht:
Er drücke sich, wo es nur geht!“
-
Schumann löste die „Vizekralle“ von seinem Schlüsselbund und warf sie Wilfried zu.
„Hier, fang auf! Is´ ´n ,E - Geschenk´ und ,E - Geschenke´ müssen angenommen werden. Ist ´ne Rarität, die anderen ,Es´ ha´m alle nur weiße ,Düsenkrallen´.“
Erst geraume Zeit später wurde Wilfried klar, was Schumann gemeint hatte: Im Regiment gab es fast nur Fahrzeuge mit Dieselmotor und dementsprechend fast nur Plastikkrallen mit der Bezeichnung „DK“.
Egon Blauw konnte die erlittene Schmach natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Shetland bekam er vorläufig nicht dran, dies würde noch warten müssen.
Ein anderer Soldat mußte als Sündenbock her!
Soldat Helfrich hatte vor kurzem aus Unerfahrenheit bei seinem Kras - Kipper einen Motorölverlust verursacht. Statt Shetland würde er eben Helfrich drankriegen.
Der Regreß war bereits veranlaßt. Blauw aber würde auch dafür sorgen, daß ihm für sechs Monate die Mehrleistungsprämie gestrichen würde, außerdem würde er vor der versammelten Kompanie ein Exempel statuieren: Vier Wochen Urlaubs - und Ausgangssperre - das hieße sechs Monate keinen Kurzurlaub! Ein Brief an die Eltern würde zugleich bewirken, daß Blauw seine Hände in Unschuld wüsche.
„Soldat Montag zum Kompaniechef!“ hörte Wilfried die Stimme des UvD auf dem Flur.
Sogleich begab sich Wilfried in die nächsthöhere Etage, wo sich Blauws Dienstzimmer befand. Er klopfte vorsichtig. „Herein, wenn ´s nicht Shetland ist!“ glaubte Wilfried zu hören.
„Genosse Unterleutnant, gestatten Sie, daß ich Sie spreche?“ leierte Wilfried seine auswendig gelernte Formel herunter.
„Ich hab´ Sie doch rufen lassen. Setzen Sie sich. Ich diktiere Ihnen jetzt einen Elternbrief an die Eltern des Soldaten Helfrich. Sie schreiben ihn mit der Maschine und schicken ihn ab!
Sie können ja beim Abschreiben durchaus etwas eleganter formulieren,“ setzte er hinzu.
„Sehr geehrte Frau Helfrich, sehr geehrter Herr Helfrich!
Seit Mitte Dezember 1981 leistet Ihr Sohn in meiner Einheit den Grundwehrdienst ab.“
„Streichen Sie ,ab´, es reicht ,leistet den Grundwehrdienst´.“
„Mach´ ich dann alles ab.“
„Als Kraftfahrer verursachte er fahrlässig einen beträchtlichen Ölverlust.“
„Nein, das ist zu konkret, das ist ,VS´. Schreiben Sie: ,beträchtlichen finanziellen Schaden´.“
„Die Dienstvorschriften sehen in gleichgelagerten Fällen neben der finanziellen Wiedergutmachung zwecks Erziehung zur militärischen Disziplin eine Bestrafung durch Urlaubs - und Ausgangssperre vor.
Sehr geehrte Frau Helfrich, sehr geehrter Herr Helfrich!
Der Dienst in meiner Einheit ist so geregelt, daß die Soldaten alle 4 bis 6 Wochen Kurzurlaub erhalten können. Wenn Sie daher Ihren Sohn nicht im bisher gewohnten Rhythmus zu Hause erwarten können, so liegt dies nicht am Dienstplan. Er selbst hat diese Unannehmlichkeit für sich und Sie verursacht!
Mit sozialistischem Gruß! Unterleutnant Egon Blauw, Kompaniechef
Vier Wochen später erfuhr Wilfried von Andreas Shetland, daß sich die Freundin von Helfrich getrennt hatte.
Getrennt hatte sich auch der Politruk der TIBK, Oltn. Sellering von Frau Sellering.
Im Regiment ging das Gerücht, Frau Sellering hätte reihenweise Soldaten zu sich nach Hause eingeladen. Gemeinsam hätten sie am Küchentisch gesessen und gespeist, sich dabei von Oberleutnant Sellerings Anwesenheit nicht im geringsten stören lassen, welcher hingegen beim Anblick seiner turtelnden Frau „maximal abkotzte“.
Gemäß bekanntem Drehbuch wäre man danach zum noch gemütlicheren Teil des Abends übergegangen.
Wilfried wußte nicht recht, ob er dieser Geschichte Glauben schenken sollte. Sellering hätte die ungebetenen Gäste doch einfach aus seiner Wohnung hinauswerfen können.
Jedenfalls sah er kurz darauf, wie Oltn. Sellering mit Uffz. Schneider im Objekt turtelte.
„Das wird die neue Frau Sellering,“ flüsterte man sich zu.
Sellering hatte sich bei seinem erlittenen Verlust in der Kunst der Schadensbegrenzung verstanden, obwohl für Wilfried besagte Uffz. Schneider die unattraktivste Frau war, der er jemals begegnet war.
Wie sie ihn rumkommandiert hatte, als er eine Vergleichsmitteilung vergessen hatte, der Essensstärkemeldung beizufügen! „Werfen Sie sich in die Spur!“ hatte sie durchs Telefon gezetert. Als Wilfried das fehlende
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