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Variationen zu Emily

Variationen zu Emily

Titel: Variationen zu Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Saarmann
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auf dem kleinen Vorsprung, sie schwebt leicht vor dir in ihrem grasgrünen Bikini, dessen Farbe ihre vom letzten Urlaub noch gebräunte Haut so schön betont. Weißt du, was ich dachte in diesem Moment? Ich dachte: Ich will sehen, ob der Körper unter den beiden grünen Fetzen ebenfalls ferienartig gefärbt ist. Das sagte ich ihr schließlich auch. Sie sah sich um – es war niemand in der Nähe.
    Sie zog sich aus und setzte sich mit aufgestellten Beinen auf den Rand des Beckens, damit ich die hellen Inseln um Brüste und Scham auch genau sehen konnte. Ein umwerfender Kontrast bei einem solchen Körper. Sie lachte mich aus, als sie meinen gierigen Blick sah. Willst du etwa mehr, fragte sie. Ich konnte mit rotem Kopf nur nicken. Dann komm und nimm es dir, sagte sie. Als ich an sie heranpaddelte, sprang sie auf und schoss in einer Gischtwolke ins Wasser. Nun ja. Ich bin zwar nicht besonders schlank, aber ich schwimme gut, also hatte ich sie bald gefangen. Ich hielt sie fest, fasste sie überall an, küsste ihre nasse Nase, ihren Mund, ihren Hals, ihr Haar. Und plötzlich küsste sie zurück, leckte mir über den Mund. Dann ließ sie sich zurückfallen, trieb vor mir im Wasser und legte ihre Beine über meine Schultern.
    Später, als wir in der Sauna saßen. Ja, die gabs auch in dem Haus. Ich sagte doch, die hatten alles. Also da, geschmückt mit glitzerndem Schweiß, gestand sie mir, dass es für sie nicht gereicht hätte. Sie hätte so viel darüber gelesen, auch schon herumprobiert. Was das eigentlich genau wäre, ein Orgasmus. Wie sich das anfühlt. Und wie man das macht. Mann, ich war wirklich perplex. Das war doch eine ausgewachsene Frau, medizinisch gebildet, geeignet wie kaum eine andere für die körperliche Liebe. Und sie wusste es nicht. Hatte sich nie getraut, mit jemandem darüber zu sprechen. Immer Literatur à la D. H. Lawrence nachgespielt. Endlich ein Schatten, der auf das perfekte Wesen fiel. Jetzt konnte ich endlich die Rolle des Tölpels beenden.
    Ob es ihr denn wenigstens Spaß gemacht hatte? Ja, es wäre toll gewesen. Na, dann müssten wir es möglichst häufig wiederholen und dabei in Erfahrung bringen, was für sie am Schönsten wäre. Sie stimmte zu, schaute zufällig auf die über der Saunatür angebrachte wasserdichte Uhr und fuhr hoch: Zeit für ihre Tennisstunde. Wir kühlten uns unter der kalten Dusche ab, zogen uns an und trennten uns mit der Absicht, uns am kommenden Tag bei mir in der Wohnung zu treffen, um ihrer Sexualität auf die Spur zu kommen. Das war ihre Formulierung. Kurz vor dem vereinbarten Termin rief sie an. Sie hätte ihre Tage bekommen und wäre wie üblich schlecht gelaunt. Und hätte Bauchschmerzen. Sie würde sich melden, wenn es ihr besserginge.
    Scheiße, ich hatte mich so darauf gefreut, sie in die Arme zu nehmen. Sie hielt mich einige Tage hin. Als sie dann schließlich auftauchte, lächelte sie süß und fragte, wie ich es ohne sie ausgehalten hätte. Ich war mittlerweile kühn geworden. Mit einer stetig wachsenden Erektion, sagte ich. Das will ich sehen, antwortete sie. Dazu musst du dich erst ausziehen, ich weiß gar nicht, ob du diesen Aufwand wert bist, sagte ich. Das tat sie dann auch, anmutig, wie sie war. Und ich zeigte ihr, was sie sehen wollte. Wir gingen ins Bett, und zum ersten Mal in meinem Leben versuchte ich ganz bewusst, Lust zu wecken. Sie war so schön, dass mein Trieb mich zu beherrschen drohte. Ich küsste sie, spielte das Kamasutra von vorn bis hinten durch und ergänzte es.
    Sie schien unser Spiel zu genießen, machte auch gewohnt natürlich mit, konnte aber das Ziel nicht errei chen. Am Ende fand sie wohl, dass es lange genug gedauert hatte. Vielleicht wartete auch ihr Pferd. Sie ließ mir keine Chance mehr. Ich musste einfach kommen. Danach schmiegte sie sich an mich, nahm mich in ihre schönen Arme und sagte: Du Armer. Du Armer? Weil ich gekommen war, weil ich so schwitzte, weil ich sie unendlich begehrte? Weil mein Orgasmus wie der Ausbruch einer Krankheit war? Oder weil ich an eine wie sie geraten war?
    Ich war erschöpft wie nach einem dreifachen Triathlon, bei dem mir auf der Wasserstrecke ein Hai gefolgt war. Leer, ausgepumpt, wund. Ein schmerzender Unterdruck machte sich bemerkbar, wo soviel geflossen war. Sie dagegen war munter wie eine Meise, sprang auf, duschte, kochte Kaffee und brachte ihn ans Bett. Und sie zog sich an. Alles das in wenigen Minuten, während ich nahe dran war, vor Erschöpfung und Entmutigung einfach einzuschlafen.

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