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Variationen zu Emily

Variationen zu Emily

Titel: Variationen zu Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Saarmann
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ohne einen Blick für mich vorbei und knallte die Wohnungstür hinter sich zu. Auch gut, dachte ich und verspürte wieder den Zorn des Vorabends.
    Komm, wir trinken noch eins. Schau an, jetzt bemerkt sie uns plötzlich nicht mehr. Bestellst du mal? Danke. Es blieb ein paar Tage bei dieser Situation. Wir gingen nebeneinander durch das Leben, und nur meine dumme, immer wieder aufkeimende Hoffnung auf eine Versöhnung verhinderte, dass ich sie einfach rauswarf. Dann, eines abends, kam sie nach Hause, kniete neben mir auf dem Boden nieder und schlang ihre Arme um mich. Sie bat mich schluchzend, sie doch wieder anzunehmen, da sie ohne mich so einsam wäre. Ich wurde weich, zog sie auf den Schoß und küsste ihr die Tränen vom Gesicht. Ich hatte einfach nur Mitleid. Mann, wie viele Männer mit dieser Masche reingelegt worden sind!
    Sie beruhigte sich la ngsam, und ich erklärte ihr, dass ich gern mit ihr zusammenbleiben würde. Nur müsse sie mir ein eindeutiges Zeichen dafür geben, dass ihre Affäre beendet wäre. Sie war entsetzt. Das könne sie nicht. Sie würde wegen meiner absolut nicht mehr zeitgemäßen Eifersucht ihren Freundeskreis nicht aufgeben. Außerdem wäre ich ja verantwortlich dafür, dass sie sich in einen anderen verliebt hätte. Da waren wir wieder an diesem Punkt, hinter dem kein Satz mehr folgen kann. Ich schob sie von mir und ging. Ich verließ die Wohnung und kam hierher.
    Ich war wütend und traurig, aber ich konnte keine andere Lösung dieses Problems finden, als mich von ihr zu trennen. Ich würde ihr nie wieder trauen, und eine ménage à trois war für mich undenkbar. Gegen Mitternacht war ich mir meiner Entscheidung sicher, ging nach Hause, holte sie grob aus dem Bett und ließ ihr Geschrei über mich ergehen. Ich packte ihre Sachen, wehrte standhaft wie Gandhi ihre körperlichen Attacken ab, stellte ihren Rucksack und den kleinen Koffer, der noch hinzugekommen war, neben die Tür und rief ihr ein Taxi. Sie saß mittlerweile heulend in der Küche. Ich sagte: Du kannst gerne noch telefonieren, bevor du gehst. Sie rief zwei Nummern an, sprach einige leise Worte im Frageton und verließ dann mit ihrem Gepäck die Wohnung. Unten wartete das Taxi. Verstehst du, was ich meine? Selbst, wenn es wehtut, muss man ein derartiges Problem lösen, indem man den Verursacher aus dem eigenen Leben entfernt. Lass uns zahlen, oder?
     

16. ÜBERFALL
     
     
    Sie stellte den Wein zurück. Sie würden Champagner trinken. Nach dem verpatzten Abend im Restaurant war sie Sabrina etwas Besonderes schuldig. Das Essen allerdings würde einfach sein. Kurz gebratenes Rinderfilet mit Kräuterbutter, dazu in Butter geschwenkte grüne Bohnen und frisches Baguette von ihrem Lieblingsbäcker um die Ecke. Vielleicht noch ein Krabbencocktail vorher – Himmel, wo war hier die Fischabteilung?
    Der Supermarkt war innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens fünfmal umgebaut worden, angeblich im Namen der Übersichtlichkeit. In Wahrheit diente das ganze eher der Verwirrung der Kunden, die durch die Veränderung gezwungen waren, auf der Suche nach den gewünschten Lebensmitteln den gesamten Laden abzugehen. Sie drehte sich um, um sich zu orientieren, und bemerkte dabei einen Mann im Trenchcoat, der eine elegant gekleidete Frau Mitte dreißig aus der Deckung einer Kaffeedosenpyramide beobachtete. Er wirkte wie die effeminierte Version eines Detektivs aus einer Dashiell-Hammett-Verfilmung. Die Frau dagegen sah nach einer draußen wartenden Luxuslimousine und einem Fünfzehn-Zimmer-Haus mit Swimming-Pool aus. Martha wurde neugierig. Was wollte der Mann von ihr? Sie überraschen?
    Die Frau sah sich kurz und ein wenig nervös um und schob verstohlen ein Döschen Kaviar in ihren Ausschnitt. Dann  warf sie ihr blondiertes, schulterlanges Haar zurück, blickte herausfordernd um sich und schob ihren fast leeren Einkaufswagen in die nächste Regalreihe. Der Mann schlüpfte hinter einen großen Kistenstapel mit Teddybären zum Sonderpreis – „für Ihre lieben Kleinen! Farbecht!“ – und verbarg sich erneut. Martha dagegen wählte die entgegengesetzte Richtung und näherte sich dem Gang von der anderen Seite. Sie kam gerade rechtzeitig, um zu sehe n, wie die Frau einen teuren Nassrasierer in ihrer Bluse verschwinden ließ. Am anderen Ende des Gangs lauerte der Mann, von dem wenig mehr als der spärlich behaarte Kopf zu sehen war.
    Martha schlenderte auf die Frau zu, stellte sich neben sie und sagte leise: „Entschuldigen Sie, Sie

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