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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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MIR ABER LEID …
    Die Schrift wird immer undeutlicher, ich gehe näher ran, aber sie verschwimmt nur noch mehr.
    WILLST DU MICH JETZT ANZEIGEN??? VON MIR AUS, BIN ERST 16, ABER DU KOMMST IN DEN KNAST …
    Ich fasse mir an die Augen, meine Finger werden nass.
    SCHEIßSPANNER , lese ich noch.
    Recht hat sie, denke ich. Ich bin Furio Guerri, und wieder einmal bespitzele ich mein eigenes Glück. Das Glück, meinen Plan elend scheitern zu sehen.
    NIMM ALS WICHSVORLAGE DOCH EIN FOTO VON DEINER TOCHTER, FALLS DU EINE HAST. CIAOOO .
    Und ob ich eine habe.
    Sie beschimpft mich als Schwein und kann kein auch nur halbwegs annehmbares Italienisch schreiben, und doch war ich nie so stolz auf sie wie in diesem Moment.

20
    D er beste Plan kann unvorhersehbare Folgen haben.
    Eigentlich wolltest du Magnanis Posten einnehmen, nebenbei deinen Kopf aus der Schlinge der Umsatzsteigerung ziehen und die Drecksarbeit ein paar sehr tüchtigen jungen Mitarbeitern aufhalsen, die man nur auftragsweise bezahlt und mit großartigen Versprechungen bei Laune hält.
    »Wir sind ein aufstrebendes Unternehmen«, bläust du ihnen fast jeden Morgen ein.
    Du hattest dir sogar schon überlegt, wie du die Kooperation mit dem ConTesto Verlag organisierst.
    »Die schicken uns den Umbruch der Bücher gleich als Datei«, hast du Aggradi junior erklärt. »Selbst Textmengen von zwei oder drei Megabytes kann man inzwischen problemlos per Internet verschicken, bei ConTesto haben sie eine sehr tüchtige Mitarbeiterin, die sich darum kümmern wird. Wir müssen das Ganze dann nur noch so, wie wir es bekommen, in den Druck geben. Auf diese Weise haben wir den Korrekturvorgang vom Hals, das ist ja das Lästigste an der Sache.«
    Wäre Aggradi junior als Thronfolger nicht darauf abgerichtet, Untergebene niemals außerhalb eines Betriebsfestes zu loben, würde er jetzt applaudieren.
    »Gut, Guerri«, ist alles, was er sagt.
    Dir ist bewusst, dass diese Lösung die Festanstellung von Susanna Pferdegebiss überflüssig machen könnte. Nachdem sich die Neuigkeit, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird, in der Firma herumgesprochen hat, suchst du sie an ihrem Arbeitsplatz auf.
    » So tüchtig wie du bist, wird es dir nicht schwerfallen, eine andere Anstellung zu finden«, tröstest du sie.
    Als sie dir die Hand drückt, denkst du, dass sie dir eigentlich nichts getan hat. Du hattest es dir geschworen, stimmt schon, aber nur, weil ihr Pferdegebiss dich an dieses verdammte Etruskerbuch erinnert.
    Dass man dir mit so viel Respekt und Angst begegnen würde, hattest du nicht erwartet. Jeder, mit dem du redest, scheint eine Wand zum Anlehnen zu suchen. Nach wie vor wirst du von allen gegrüßt, im Grunde scheint dich niemand dafür zu verachten, was du Magnani angetan hast.
    Deine Kollegen begnügen sich damit, dir alles zuzutrauen. Und manch einer, wie Mimmo von der Rotationsmaschine, zeigt unverhohlen eine gewisse Bewunderung. Er hält dich für einen ehrgeizigen Macher, der keine Chance ungenutzt lässt.
    Ende Januar gibt sich der Archäosophische Zirkel des Cecina-Tals gemeinsam mit einer renommierten Buch- und Schreibwarenhandlung und dem ConTesto Verlag die Ehre, zur Präsentation des Buches Abgründe etruskischer Jungfrauen von Sauro Bellopede einzuladen. Du würdest dich gern elegant um die Sache herumdrücken, doch du musst präsent sein, denn mittlerweile gehörst du zur Führungsriege von Aggradi.
    Also verlangst du von Caterina und Elisa, dich zu begleiten. Es ist ein windiger Samstag. Etwa knapp fünfzehn Unerschrockene kämpfen sich bibbernd zur Festung des Dorfes hinauf. Der Kulturreferent sagt im letzten Moment ab. Der Festredner, ein alter Kulturredakteur, rühmt sich, ein Freund und Schüler des großen Indro Montanelli gewesen zu sein, aber diese Giftspritze von Augusto gibt zu bedenken, dass er das erst behaupte, seit Indro Montanelli vor einigen Monaten gestorben sei. Als du siehst, wie er die Freitreppe zum Palazzo hochkriecht und sich ans Geländer klammert, musst du dir eingestehen, dass es ein Fehler war, ihn in der Bar sich selbst zu überlassen.
    Dottor Bellopede ist angespannt. Er mustert den hell erleuchteten, leeren Ehrensaal. Unter den Bannern und Wappen der Zünfte ist noch der kleinste Seufzer zu hören.
    Der Autor beginnt herumzunörgeln. Es seien zu wenig Gäste da, und die seien auch noch hässlich. Die Presse habe die Veranstaltung nicht entsprechend angekündigt. Dabei kratzt er sich den Bart, als versteckte sich irgendein lästiges Insekt

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