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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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Erkennungsmelodie der Krieger des Zodiac . So endlose Nächte, so widrige Regeln …
    »Ein tolles Angebot, oder? Bis morgen früh müssen wir zusagen. Wenn sie aufmachen, rufe ich gleich an.«
    Sie haben dir nicht einmal Zeit gelassen, die Schuhe auszuziehen. Dabei weiß Elisa, wie wichtig die für einen Vertreter sind und dass du erst richtig zu Hause angekommen bist, wenn du die Schnürsenkel aufgebunden hast.
    Tanto dura è l’esistenza, c’è fin troppa avidità – Wie hart ist doch das Leben, überall herrscht die Gier … Caterina ist vor den Fernseher zurückgekehrt, um mitzusingen, und tanzt mit einem Kissen im Kreis.
    Du siehst auf die Uhr: fünf nach neun. Der Thermostat zeigt zweiundzwanzig Grad.
    »Eigentlich dürfte es höchstens achtzehn anzeigen«, murmelst du. Die Gasrechnungen gehen allerdings an dich. Was weiß sie schon davon? Sie denkt nur an Eurodisney.
    Du legst den Mantel ab und wirfst einen Blick auf das Fax vom Reisebüro. Elisas runde Schrift hat es schon mit euren Daten gefüllt.
    L’amicizia non ha più dignitàaaaa – Freundschaft kennt keine Würde mehr …, singt Caterina.
    Du bemerkst, dass der Tisch für drei gedeckt ist. Caterina lässt das Kissen fallen, kommt zu dir zurück und zerrt dich an zwei Fingern in die Küche.
    »Papsi, jetzt können wir zusammen Paris feiern.«
    »Danke, meine großen Schätze. Lass Papsi nur kurz die Schuhe ausziehen.«
    Elisa nimmt Caterina auf den Arm, und du siehst sie miteinander tuscheln. Einer der seltenen Momente, in denen deine Tochter plötzlich unter Schüchternheit leidet.
    »Ich will dir was sagen, Papsi … Weil, ich hab nämlich einen Nachtisch für dich gemacht. Ganz alleine.«
    »Das glaub ich nicht!«
    Elisa hat sich mit roten Wollsocken an den unruhigen Füßen in den Sessel gekuschelt und starrt an die Zimmerdecke. Du tippst unentschlossen auf den Tasten der Fernbedienung herum, während du ihr begreiflich zu machen versuchst, dass nach den Ferien die neuen Mitarbeiter eingewiesen werden müssen.
    Sie antwortet nicht. Die Zimmerdecke scheint interessanter zu sein als du. Und Eurodisney ist allemal wichtiger als deine Arbeit.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragst du.
    Sie schüttelt kaum merklich den Kopf. Sie hat sich ein Tuch um die Haare gebunden.
    »Du musst es nicht wiederholen, ich hab schon verstanden«, zischt sie.
    »Gebt mir drei Monate. Wir können doch im Sommer immer noch hinfliegen. Paris läuft ja nicht weg.«
    »Das hast du letztes Jahr auch schon gesagt. Du weißt, wie wichtig Caterina das ist. Sie verlangt ja nicht die Welt von dir.«
    Jetzt wirst du sauer. Der Kleinen fehlt es nun wirklich an nichts. Sie wollte die Schuhe mit Beleuchtung, sie wollte den rosafarbenen Anorak mit Pelzkapuze, sie wollte ein Ballettröckchen, sogar den Unterricht hast du ihr noch bezahlt, und dann ist sie nie hingegangen. Aber wenn sie abends ihre Hausaufgaben erledigen soll, macht sie ein Riesentheater.
    »Vielleicht muss sie langsam lernen, dass es auch Grenzen gibt«, folgerst du.
    »Du bist doch derjenige, der nicht Nein sagen kann, und jetzt bin ich wieder schuld!«, wehrt sich Elisa.
    »Klar. Das Opfer bist wie immer du.«
    Sie springt vom Sessel auf wie eine Katze beim Anblick eines Eimers Wasser, schmeißt die Decke zu Boden und verzieht sich in die Küche. Na toll.
    Als du dazukommst, hat sie gerade den Küchenschrank geöffnet und sucht sich einen Tee aus. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie beschlossen hat, früh ins Bett zu gehen und es dabei bewenden zu lassen.
    »Kann ich was dafür, dass Magnani von einem Tag auf den anderen kündigt?«
    »Schrei nicht so. Fehlt gerade noch, dass Caterina aufwacht!«
    »Dann beantworte meine Frage. Kann ich was dafür?«
    »Ach, lass mich doch in Ruhe.«
    Es ist das erste Mal, seit ihr euch kennt, dass sie in diesem Ton mit dir redet. Mit dir, ihrem Ehemann. Der für ihren Unterhalt aufkommt und alle Sorgen von ihr fernhält. Der sich jeden Tag den Arsch für sie aufreißt. Dreihundert Kilometer, Tag für Tag.
    Und ebenfalls zum ersten Mal setzt dein Arm sich in Bewegung, ohne dass du das wirklich entschieden hättest. Obwohl schon im nächsten Augenblick etwas in deinem Innern eine gewisse Erleichterung verspürt.
    Damit hat Elisa nicht gerechnet. Die Fernbedienung erwischt sie mit voller Wucht am Jochbogen, die Teetasse rutscht ihr aus der Hand und zerschellt auf dem Küchenboden. Als du sie das nächste Mal ansiehst, steht sie mit geschlossenen Augen da und hält sich den

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