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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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dass sie mich umrennt. Allein die Vorstellung, dass sie sich von diesen beiden Hirnis hat vögeln lassen, widert mich an.
    Sie fragt, warum ich mich nicht längst erhängt habe und was ein Bastard wie ich noch auf der Welt zu suchen habe. So, wie die Dinge heute Abend gelaufen sind, muss ich wenigstens noch meine Kriegserklärung abliefern.
    »Wegen Caterina.«
    Sie lacht mir ins Gesicht. Reißt ihren nuttig geschminkten Mund auf und lacht. Über mich. Ich wende ihr den Rücken zu und gehe. Ich will zurück an den Computer, bevor Caterina denkt, ihr Heathcliff ließe sie heute Abend sitzen.
    Aus der weiß-rot-grün angestrahlten ehemaligen Fabrik dringen die Klänge eines Walzers aus der Romagna. Vor dem Eingang des Bingo-Casinos hat sich eine ansehnliche Schlange armer Kreaturen gebildet, die früher im häuslichen Wohnzimmer um Kichererbsen spielten.
    Als ich vom Parkplatz fahren will, zwingt mich meine Schwägerin anzuhalten. Durchgeknallt wie sie ist, hat sie auf mich gewartet, mein Auto erkannt und baut sich nun im Lichtkegel meiner Scheinwerfer auf. Ich habe Angst, dass sie mir den Wagen demoliert, stattdessen krallt sie sich mit den Fingernägeln in mein Fenster, das ich nicht rechtzeitig schließen konnte.
    »Dein Mann wäre nicht begeistert, wenn man ihm das aufs Butterbrot schmieren würde«, merke ich an.
    »Was weißt du denn schon über uns? Und über das, was wir hinter uns haben?«
    »Gar nichts.«
    »Deine Tochter würde ich dir lieber heute als morgen zurückschicken. Seit zehn Jahren dreht sich alles nur noch um sie, mein Mann denkt nur noch an dieses verzogene Gör und gibt mir die Schuld, dass sie so missraten ist: dick, böse und dumm. Scheiße, sie ist nicht meine Tochter, sondern deine . Ganz unverkennbar. Ihr Guerris habt Gift in den Adern. Ihr seid verflucht. Alles was ihr anfasst, geht zugrunde.«
    »Verflucht«, wiederholt sie ein paarmal, dann wirft sie mir noch vor, ihr Leben und ihre Ehe zerstört zu haben. Das halte ich für ein wenig übertrieben, aber sie gibt mir keine Gelegenheit, etwas zu erwidern.
    »Was meinst du, warum ich hierherkomme, na? Und warum Mariano mich nicht mal mehr mit der Zange anfasst?«
    Sie keift mich an, als müsste ich das wissen.
    »Das ist alles deine Schuld, du Bastard. Du hast meinen Mariano auf dem Gewissen. Du hast alle auf dem Gewissen! Zwei Familien hast du auf dem Gewissen, du verdammter Mistkerl!«
    »Gute Nacht, Vanna«, sage ich.
    Doch sie kreischt weiter. Liebend gern würde sie Caterina mit einem Tritt in den Hintern zu mir jagen. Ich sage, kein Problem, ich sei ihr Vater.
    »Und wovon willst du sie ernähren, du Penner? Wo willst du mit ihr wohnen? Etwa in deiner Schrottkarre?«
    Darauf muss ich vermutlich nicht antworten.
    »Aber soll ich dir was sagen? Caterina hat dich komplett aus ihrem Gedächtnis gestrichen.«
    Vanna lacht mir erneut ins Gesicht, ich sehe Spritzer von ihrem Speichel an meinem Autofenster. Widerlich. Caterina habe alles, was an mich erinnert, in den Müll geworfen, klärt sie mich auf, und sie habe mich aus allen Familienfotos herausgeschnitten. Ich sei weniger als ein Toter, denn wenn jemand verstorben sei, würde man sich erinnern und trauern. Bei mir nicht. Niemand spricht mehr von mir. Ich hätte aufgehört zu existieren, mehr noch, ich hätte nie existiert, schreit sie.
    Ich lege den ersten Gang ein und überlasse sie den Blicken einer kleinen Gruppe Neugieriger. Aus dem Lokal erreicht mich das Echo der Sängerin, die ihr Lied voller Inbrunst mit dem Refrain beendet.
    Tu sei la mia. Simpatia.
    Du bist mir ans Herz gewachsen.
    Ich kurbele das Fenster hoch.

28
    D u hast zwölf rote Rosen gekauft. Du weißt, dass die Anzahl immer ungerade sein sollte, aber du kannst es auch nicht ändern: Seit zwölf Jahren seid ihr ein Paar, Elisa und du. Eis und Mandelgebäck mit Pinienkernen hast du auch besorgt, aber die große Überraschung sparst du für nach dem Abendessen auf, ein unbeschrifteter Umschlag mit einem Prospekt aus satiniertem Papier, in so leuchtenden Farben, als hätte Gott höchstpersönlich ihn gedruckt.
    Am Verkaufstresen des Blumenhändlers hast du auf die Schnelle ein paar einfache Worte dazugeschrieben: »Verzeih mir, ich liebe dich.« Mehr scheint dir nicht nötig. Du hast deine Frau schon tausendmal um Entschuldigung gebeten, aber das schriftlich niederzulegen, hieße einen Fehler einzugestehen.
    Mit einem Manöver, das du inzwischen im Schlaf beherrschst, parkst du den Spider in deiner Box mit der Nummer

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