Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Moment, als er sich erhob und sein Ringelschwänzchen unternehmungslustig in die Luft streckte, rief Mama Luisa: „Fritzi, Süßer, bleib hier.“ Sie kannte ihren kleinen Ausreißer genau. Schon im Stall hatte er immer wieder versucht, abzuhauen. Fritzi stellte die kleinen rosa Öhrchen auf Durchzug. „Lass sie nur rufen, erstens bin ich nicht ihr Süßer und zweitens will ich was erleben!“ Weiter und weiter wühlte er sich unauffällig mit seinem Rüssel durch den Matsch, wobei er sich langsam dem Hoftor näherte. „Rums“. „Aua“ verflixt was war das? In seiner Unachtsamkeit knallte er mit dem Kopf gegen einen Widerstand. Ungläubig guckte er mit seinen Schweinsäuglein auf das Tor. Das steht ja einen Spalt breit offen! „Potz blitz“ das waren ja ungeheuere Möglichkeiten. Unauffällig schaute er sich um. Beobachtete ihn wohl jemand? Nein, die Luft war rein. Was mochte wohl hinter dem Tor sein? Aufgeregt schnüffelte er. Jetzt oder nie. Hier bot sich endlich eine Gelegenheit, auszubüchsen. Aber allein, nein, dafür fehlte ihm dann doch der Mut. Wen könnte ich denn beschwatzen, mit mir zu kommen? Nachdenklich runzelte Fritzi die Schweinestirn. Na klar! Karlchen, sein Zwillingsbruder. Ganz zufällig buddelte er sich näher an Karlchen heran. „Psst“ flüsterte er „komm mal ganz still und vorsichtig her.“ Karlchen, ganz vertieft im Morast wühlend, schaute ihn verständnislos an. Er war nicht gerade der Gescheiteste. „Ich hab was Interessantes entdeckt, nun komm schon“ drängte Fritzi. Karlchen näherte sich im Schneckentempo seinem Bruder. „Was iss denn?“ grunzte er, nicht gerade erfreut über die Störung. „Guck mal, das Tor ist ein wenig offen, wollen wir abhauen?“ Karlchen war zwar ein kleiner Angsthase, aber er mochte auch nicht als Feigling da stehen. „Aber nur ein kleines Stückchen“ quiekte er zurück. Und schon waren sie draußen und um die nächste Ecke verschwunden. Papa Eberhard und Mama Luisa wälzten sich in aller Ruhe im dicksten Schlamm weiter. Sie hatten nichts bemerkt.
„Wohin wollen wir denn?“ fragte Karlchen ängstlich. „Ach komm mir einfach nach“ schnaubte Fritzi und galoppierte über den Hof. Sie überquerten einen kleinen Pfad und standen im Wald. Was nun? Rechts nichts, links nichts, nur Bäume. „Wie langweilig“ quiekte Fritzi und wollte schon umkehren, als er eine große Wiese entdeckte. „Wow, schau mal“, brummelte Karlchen, „hier sind tolle Pfützen“ und schwupp die wupp saß er mitten drin. Fritzi nahm Anlauf und hüpfte in die nächste. Hochauf spritzte das Wasser. „Igitt, ist die Pfütze kalt und auch noch sauber, sie duftet nicht einmal nach Gülle.“ Entsetzt sprang er hinaus, schüttelte sich und zottelte weiter. Karlchen immer hinter ihm her. „Was machen wir jetzt?“ fragte Karlchen. Sie beschlossen, zum Hof zurückzukehren.
Bevor sie jedoch zum Hoftor kamen, entdeckte Fritzi ein gläsernes Haus, das im Sonnenlicht aufregend glitzerte. „Das muss ich untersuchen!“ Neugierig umrundete er das Ding und beäugte es argwöhnisch. Nach eingehender Betrachtung stellte er fest, „das ist ja ein Gewächshaus“. Durch die Fensterscheibe sah er haufenweise Gemüseköpfchen und leckere Salatpflänzchen. Die lachten ihn regelrecht an. Aufgeregt teilte er das mit seiner Quiekstimme sofort Karlchen mit. Wie immer, reagierte der nicht. Er brauchte wohl eine weitere Einladung. Schnüffelnd begab sich Fritzi zum Eingang. „Mann, was für ein Glück“, die Tür war offen. Beim ersten Sonnenstrahl hatte der Bauer den Eingang zum Gewächshaus geöffnet, um etwas Frühlingsluft hereinzulassen. Prompt entdeckte Fritzi den Spalt. „He, Karlchen, hier gibt’s Salat und Gemüse in Hülle und Fülle.“ Endlich kam Bewegung in Karlchens Beine. Im Schweinsgalopp kam er angeflitzt. Salat mampfte er für sein Leben gern. Das war sein Leibgericht. Hintereinander schlüpften sie in das Gewächshaus. Übermütig tollten sie durch das Gemüsebeet, zertrampelten die Blumen und ließen sich die Salatpflanzen vortrefflich schmecken. Sie richteten ein entsetzliches Tohuwabohu an. Von den Pflanzen war nichts mehr zu retten. Sie grunzten und quiekten vor Freude und Ausgelassenheit. Was für ein fantastischer Tag! Der Ausflug hatte sich gelohnt.
Sandro, der Hofhund, horchte auf. Er schlackerte mit den Ohren, kratzte genussvoll mit seiner Pfote darin herum, schnüffelte dran, und erhob sich steifbeinig. Ausgiebig schüttelte er sich vom Kopf bis zum
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