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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Schwanz. „Was ist das nur für ein Getöse“ knurrte er. Griesgrämig, weil er gestört worden war, schlich er hinüber zum Garten. Irgendwer tobte durch das Gewächshaus. Was er dann erblickte, ließen seine Nackenhaare steil aufstehen. Er konnte kaum glauben, was er da sah. Nichts als Verwüstung. Mit gefletschten Zähnen preschte er auf die beiden Ferkel zu. Die nahmen ihn erst im letzten Moment wahr, sausten im Schweinsgalopp durch die kleine Türöffnung und quiekten gellend um Hilfe. Aufgeschreckt durch die Schreie ihrer Kinder, erspähte sie das offene Gatter, sprang aus dem Schlammloch und stürmte los. Papa Eberhard hinterher. „Hierher“, schrie Luisa. Im donnernden Trab kamen die beiden Ausreißer um die Ecke geflitzt und Sandro, dem die Zunge weit aus dem Hals hing, kurz dahinter. Papa Eberhard, der ebenfalls zur Verteidigung herbei eilte, hatte soviel Schwung in seinen Galopp gelegt, dass er nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Frontal prallte er mit Sandro zusammen. Sandro hatte die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt. Beim Zusammenprall wurde er von seinen Beinen gerissen, flog durch die Luft und knallte schmerzhaft auf das Hofpflaster. Völlig benommen blieb er liegen. „Hilfe“ schrie Papa Eberhard, „Hilfe Luisa, ich habe den Hofhund getötet, der Bauer wird mich schlachten!“ Luise flitzte herbei, beschnüffelte Sandro und meinte ganz trocken „der ist nicht hin, der ist nur ohnmächtig. Machen wir, dass wir wegkommen. Der wird bald wieder zu sich kommen!“ Sie drehten sich um, und wollten verduften. Aber Sandro war ein zäher Bursche. Er erhob sich, zwar wacklig, aber er stand auf seinen vier Beinen. Geifernd und mit gefletschten Zähnen stellte er sich vor die beiden: „He, Schweineeltern“ knurrte er, „ich gebe euch einen guten Rat, „passt besser auf eure Ferkel auf, sonst mache ich beim nächsten Mal Hackfleisch aus ihnen.“ Hinkend machte er kehrt und trottete zurück zu seiner Hütte. Zwischendurch blieb er sogar einmal stehen, weil ihm alle Rippen weh taten. Je näher er der Hütte kam, desto langsamer wurde er. Ihn erwartete eine fürchterliche Standpauke seines Bauern. Bei der Hütte angekommen, verkroch er sich vorsichtshalber in die hinterste Ecke und machte sich so klein, wie er nur konnte.
    Mama Luisa und Papa Eberhard, vollends abgehetzt, flitzten zurück zum Gatter und überquerten den Hof. Wo waren die beiden Sprösslinge? „Fritzi, Karlchen, kommt sofort hierher.“ Schuldbewusst traten die beiden, die sich hinter der Stallstür versteckt hatten, hervor. „Ab in die Box und keinen Ton mehr“ brüllte der Schweinepapa. Luisa und Eberhard trabten hinterher. Für heute war ihr Bedarf an Aufregung gedeckt.
    Frau Sonne hatte dem Spektakel lange zugeguckt und sich köstlich amüsiert. Jetzt hieß es aber, sich ein klein wenig zu sputen. Hurtig zog sie die Sonnenleiter zu sich heran und kletterte auf der anderen Seite abwärts.
    „Stopp“, da war noch etwas. Aus den Augenwinkeln heraus erspähte sie eine Bewegung. Irgendetwas lenkte ihren Blick auf ein großes rotes Bauernhaus, das abgeschirmt in einem kleinen Wald lag. Schwalben suchten Baumaterial und bauten Nester für den Nachwuchs. Kühe muhten im Stall, Schafe blökten, Ziegen meckerten in ihren Verschlägen, Pferde wieherten. Sie alle wollten raus an die frische Frühlingsluft.
    Aber das war es nicht, was sie dazu veranlasste, innezuhalten. Sie beschattete ihr Gesicht mit der Hand – und dann sah sie es. Die Störche waren aus dem Süden zurück. Papa Storch hatte bereits seinen Horst gesäubert und aufgefrischt. Aufgeregt wartete er auf die Ankunft von Mama Storch. Er stand auf einem Bein und drehte seinen langen Hals in alle vier Himmelsrichtungen. Nervös klapperte er mit dem Schnabel. „Wo bleibt sie denn nur, es wird doch nichts passiert sein?“ „Nur die Ruhe Adebar, sie wird schon kommen“, murmelte Frau Sonne und zwinkerte ihm zu. Und dann kam sie, Frau Störchin. Elegant schwebte sie mit weit ausgebreiteten Flügeln heran. Sie hatte kaum Zeit, sich im Horst niederzulassen, so stürmisch wurde sie von Papa Storch begrüßt. Das war ein Geklapper und Flügelschlagen. Angelockt von dem Krach strömten die Dorfbewohner auf die Gasse und hießen die Störche freudig Willkommen. Sie wussten, Störche im Dorf bedeutete Glück fürs ganze Jahr.
    Frau Sonne schaute sich um. Erstaunt stellte sie fest, dass es bereits anfing zu dämmern. „Hilfe“ murmelte sie erschreckt, „nun wird es aber

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