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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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„Puh“ krächzte sie und rümpfte entrüstet ihr Näschen. „Was ist denn das für ein Hundeexemplar. Ist der nie gekämmt worden und hat auch nichts zu Fressen gekriegt?“ Entsetzt schüttelte sie ihre Flügel. „Morgen“ uhuute sie, „bring ich dir ein paar Mäuse mit, damit du etwas Fett ansetzen kannst.“ Arik schüttelte sich vor Ekel. Wie konnte eine weise Eule nicht wissen, dass Hunde keine Mäuse fressen. „Vielleicht“ brummelte Arik, „ist sie doch nicht so klug.“ „Es wird Zeit, schlafen zu gehen“ murmelte Adina. Rufina breitete ihre Flügel aus, hob vom Boden ab und ließ sich auf dem breitesten Ast eines Baumes nieder. Hier fühlte sie sich am sichersten. Die Elfen wickelten sich in ihre Decken. Ich hoffte, dass sie bis zum Sonnenaufgang nicht gestört wurden. Arik kroch unter einen Strauch und beobachtete aufmerksam die Gegend. Er hatte Nachtwache.
    Nun musste ich mich sputen, jeden Moment konnte Frau Sonne zurückkehren. Das Aufstehen viel mir verteufelt schwer. Vom unbequemen Hocken waren meine Glieder eingerostet. Unausgeschlafen, hungrig und durstig eilte ich zur Startbahn, schwang mich in die Mondkapsel, als Frau Sonne pünktlich auf die Minute heran rauschte. „Keine Vorkommnisse, alles bestens“ säuselte sie mir zu und stieg aus. Ich grinste in mich hinein, ich hatte ja alles miterlebt, aber das behielt ich lieber für mich. Die Nacht blieb glücklicherweise ruhig, so dass ich während meines Dienstes ein kurzes Nickerchen halten konnte. Erfrischt machte ich mich auf den Heimflug. „Was glaubt ihr wohl, wer bereits abfahrbereit an der Rampe stand? „Frau Sonne, das ist ja wohl klar“ schrien die Kinder.
    Kaum war Frau Sonne in luftiger Höhe verschwunden, eilte ich mit Riesenschritten auf meinen Beobachtungsposten, um nichts zu verpassen. Mein alter Freund, der Abendstern, hatte mir einmal gesagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Als ich schließlich das Fernglas an meine Augen hob, blendete mich ein Sonnenstrahl. Ich schaute zurück. Und da stand sie, Frau Sonne. Auf der letzten Stufe der Sonnenleiter hatte sich umgedreht und mich angeblinkt. Sie hatte mich durchschaut. Lächelnd drohte sie mir mit dem Finger. Dann verschwand sie. Ich traute meinen Augen nicht. Sie hatte mich auf frischer Tat erwischt. Das war mir vielleicht unangenehm. Aber was soll’s? Ich ließ mich davon nicht stören und beobachtete weiter den Treck.
    Beim ersten Sonnenstrahl, der sich über dem Horizont ergoss und einen strahlenden Tag ankündigte, setzte die kleine Wandergruppe mit ziemlichem Tempo ihre Reise fort. Ihr Weg führte sie immer tiefer in das Gebirge hinein, vorbei an hügeligen Landschaften und kleinen Tälern. Unterwegs riefen ihnen viele kleine Tiere einen Gruß zu und wünschten eine gute Reise.
    Als sie schließlich das Ende der Ebene erreichten, hielten sie kurz inne. Aus einem kleinen Bächlein, das durch die Wiese plätscherte, schöpften sie behutsam mit ihren Händen etwas Wasser, schnupperten daran und kosteten einige Tropfen. Das Wasser roch frisch und schmeckte köstlich. Dann machten sie sich an den Aufstieg. Von nun an ging es stetig bergauf. Hohe Felsen und tiefe Schluchten säumten ihren Weg. Die Felswände waren so glatt gescheuert, dass noch nicht einmal Pflanzen mit ihren Wurzeln Halt fanden. „Ich mag diese Gegend nicht“ knurrte Arik, und Rufina, die sich auf seinem Rücken festklammerte, gab ihm Recht. „Mir gefällt das auch nicht, aber wir müssen dadurch!“ Zögernd liefen sie weiter. Der Pfad wurde zusehends schmaler. Sie konnten nur noch hintereinander her gehen. Nach einer stundenlangen, anstrengenden Kraxelei erreichten sie keuchend die Passhöhe. Mittlerweile war es Abend geworden und höchste Zeit, einen Lagerplatz zu suchen. „Wir können nicht mehr“ klagten die Tiere. „Unsere Pfoten sind schon ganz wund gelaufen. Lasst uns Rast machen.“ „Also gut“ murmelte Adina. „Ich schau mich um. Es wird sowieso gleich dunkel.“ Sie trat aus dem Schatten der Felswände hervor. Ihr bot sich ein überwältigender Blick auf die weite, sich ausdehnende Landschaft. Ein Fluss stürzte unweit von ihnen in einem gewaltigen Wasserfall rauschend zu Tal. Gar nicht weit entfernt entdeckte sie einen windgeschützten Felsüberhang, der ihnen ein sicheres Nachtlager bieten würde. „Das“, murmelte Adina, „ist ein idealer Platz zum Übernachten.“ Gemeinsam legten sie die wenigen Schritte bis dorthin schweigend zurück. Abgekämpft kauerten sie

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