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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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„Mist“ tönte es aus Rufinas Schnabel.
    “Oh je“ stöhnte Adina, als nach einer Weile Rufina wieder bei ihnen ankam. Sie stieß einen tiefen, kummervollen Seufzer aus, „nach all den Anstrengungen auch das noch. Und was jetzt?“ Fassungslos standen sie vor dem steinernen Geröll. „Ob wir es heute noch schaffen, das Tal zu erreichen?“ „Schwer zu sagen“ murmelte Rufina. „Es hängt davon ab, wie viel Kraft ihr noch habt, und wie ihr mit dem Weg zurecht kommt.“
    Stunde um Stunde umkreiste Rufina den Geröllhaufen, der sich weit ins Tal hinein erstreckte. Abends kehrte sie müde und verdrossen unverrichteter Dinge zum Lagerplatz zurück. Anderntags, gegen Mittag, flog sie zur höchsten Bergspitze. Wieder und wieder umrundete sie den Gipfel, bis sie sich ermattet niederließ. Doch dann entdeckten ihre scharfen Augen im Steingeröll einen kleinen, kaum sichtbaren Punkt. Im Sturzflug sauste sie abwärts – und prallte fast mit einem Hund zusammen. „Hund wieso Hund?“ Vor ihr stand Arik. Er hatte es nicht mehr ausgehalten, unnütz herum zu trödeln. Er hatte sich aufgemacht und im Felsgeröll herum gestöbert. Zur gleichen Zeit wie Rufina stieß er unversehens unterhalb der Steine auf einen kleinen Trampelpfad, der ins Tal führte. Voller Erregung machten sich beide auf den Rückweg zum Lager. Abgehetzt und voller Steinstaub verkündeten sie bellend und krächzend ihre frohe Botschaft. „Aber“ uhute Rufina, „bevor ihr den Abstieg wagt, ruht euch erst einmal ein bisschen aus. Ich fliege voraus und suche nach einer sicheren Unterkunft für die Nacht.“ „Gut“ nickte Adina, „wenn wir ins Tal kommen und du bist noch nicht da, warten wir dort auf dich.“ „Hoffentlich hast du Glück“ bellte Arik hinter Rufina her. Mit kräftigen Flügelschlägen schwang sich Rufina in die Luft und war kurze Zeit später kaum mehr zu sehen. Arik sah ihr lange nach. „Ich würde mich besser fühlen, wenn sie schon wieder zurück wäre“, dachte er.
    „Wenn wir das Tal noch vor dem Abend erreichen wollen, müssen wir jetzt los“ forderte Arik die Elfen auf. „Du hast Recht, dann starten wir besser sofort“ murmelte Adina. So geschah es dann auch. Mit zögernden Schritten folgten sie dem neugefundenen Pfad. Es war ein anstrengender Abstieg. Es war gar nicht so leicht das Gleichgewicht auf dem losen Geröll zu halten, das immer wieder wegrutschte. Stunde um Stunde verrann und nur schleppend kamen sie dem Tal näher. Im Abendlicht erreichten sie erschöpft und außer Atem ihr Ziel. „Ach“, klagte Adina, „nun sind wir fast eine ganze Woche unterwegs, hoffentlich hat die Sucherei bald ein Ende.“
    Von Rufina war natürlich noch nichts zu sehen. Ich sah sie suchend über den Wald fliegen und plötzlich war sie verschwunden. Ich hielt mich nicht lange mit der Sucherei nach ihr auf und kehrte zu der Karawane zurück.
    Vater Mond erzählt weiter:
    Längst hatten die Elfen und Tiere beschlossen, in der Abenddämmerung nicht mehr weiterzuziehen. Humpelnd und stöhnend schlugen sie ihr Nachtlager auf. Von Essen war gar keine Rede mehr, obwohl ihre Mägen vor Hunger knurrten. Erschöpft legten sie sich schließlich in ihre Decken. Von Rufina immer noch keine Spur. Arik erhob sich nach einer kurzen Rast. Er hielt es nicht mehr aus, so untätig herum zu liegen. Angespannt lief er hin und her. Beständig beäugte er den Himmel, um ja nicht die Ankunft von Rufina zu verpassen. Immer noch nichts. Unruhig legte er sich wieder hin. Die Zeit schien stillzustehen. Dann sprang er auf und verkündete: „Ich gehe Rufina suchen.“ Kaum hatte er seine Nase in den Wind gehoben, um eine erste Spur aufzunehmen, als Rufina stürmisch im Tiefflug heran schoss und krächzte: „Kommt schnell, erhebt euch, ich habe etwas Wunderbares entdeckt. So etwas Schönes habt ihr lange nicht gesehen.“
    Mir wurde ganz anders zu Mute. Sollte Rufina endlich den lang gesuchten Paradiesgarten gefunden haben? Adina, viel zu müde, um irgendeinen Entschluss zu fassen, murmelte: „Geb’ dir keine Mühe, heute gehen wir nirgendwo mehr hin. Niemand zwingt uns dazu, auch du nicht. Unsere Füße sind schwer wie Blei und tragen uns nicht mehr, und wer weiß, was in diesem Wald alles lauert. Wir sehen morgen weiter.“ Empört hatte Rufina gekrächzt: „Nein, nein und noch mal nein“, „ich bin durch den ganzen Wald geflogen, ist das euer Dank dafür?“ Arik knurrte sie böse an: „Du hast uns ja ganz schön warten lassen, was ist nun, hast du

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