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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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still, ich versuche ihn mit den Zähnen soweit zu lockern, dass du deinen Kopf aus der Schlinge ziehen kannst.“
    Mir wurde etwas mulmig zu Mute. Das war purer Leichtsinn. Ich blickte mich um und ich schwöre euch, mir stockte der Atem. Der Bauer, mit einem dicken Knüppel bewaffnet, näherte sich unheilvoll der Hundehütte. Panik ergriff mich, ich konnte ja nichts unternehmen. Was dann passierte, ihr glaubt es kaum. Daggina hatte es im letzten Augenblick geschafft, Arik zu befreien. Zähnefletschend stand er vor seinem Herrn, um Daggina die Flucht zu ermöglichen. Daggina, anstatt sich davon zu machen, ging zum Angriff über und verbiss sich in das Bein des Bauern. Vor Überraschung und Schmerz schrie er auf und dabei rutschte ihm der Knüppel aus der Hand. Nun war der Fluchtweg frei. Arik und Daggina hetzten in großen Sprüngen über den Berg auf die Lichtung zu. Stolz und nach Luft japsend verkündeten sie, als sie bei der Reisegesellschaft eintrafen: „Wir sind vollzählig, es kann los gehen.“ Ich habe vor mich hin gegrinst. Soviel Mut hätte ich Daggina gar nicht zugetraut.
    Wie ihr euch denken könnt, war meine Ankunftszeit auf der Mondbasis bereits seit einiger Zeit überfällig. Frau Sonne stand reisefertig auf der Startbahn und blinkte mir Morsezeichen zu. Na, das konnte ja heiter werden. Ich preschte auf sie zu und bemühte mich, eine ordentliche Landung hinzulegen. Stellt euch vor, was jetzt geschah: Sie machte mir lächelnd Platz. Ich war so verdattert, dass ich mein Bremspedal mit dem Gaspedal verwechselte, bis zum Ende der Landebahn durchschlitterte und dann durch den Rammbock aufgefangen wurde. Ich wurde ordentlich durchgeschüttelt. Alle Knochen taten mir weh. Ächzend stieg ich aus und rief Frau Sonne eine Entschuldigung zu. „Schon gut“ wedelte sie mit ihrer Hand zurück und guckte mich freundlich an, während sie weiter aufwärts strebte. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Wieso diese Höflichkeit? Ich hatte mit einem ordentlichen Donnerwetter gerechnet. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. So eine arglistige Person. Frau Sonne begleitete tagsüber unsere Wandersleute, und ich nachts.
    Zum Glück hatte die Mondkugel keinen allzu großen Schaden davon getragen. Vor der Rampe war eine meterdicke Gummimatte angebracht, wodurch die Mondkapsel abgefedert wurde. Die paar Beulen hatte ich schnell repariert. Dass Frau Sonne nun ebenfalls ein Auge auf die Wandersleute hatte, beruhigte mich. Trotzdem schnappte ich mir das Fernrohr, klemmte es unter den Arm und stapfte hinauf zu meinem Aussichtsposten. Ich setzte das Guckrohr an, nichts, alles dunkel. Ich drehte das Rad an der Einstellung nach rechts und links, stellte eine andere Schärfe ein, alles blieb dunkel. Allmählich wurde ich nervös.
    Schallendes Gelächter erfüllte die Mondstube „ha, ha“, johlten die Mondkinder, „du hast vergessen, die Schutzhaube abzunehmen!“ „Genau so war es“ grinste Vater Mond.
    „Und wie ging es nun weiter“ riefen die Kinder? „Geduld“ sagte er, „erst muss ich mich ein wenig stärken“. Er trank einen großen Schluck Himmelsnektar und plauderte weiter. Von Aufhören war keine Rede mehr.

Die Wanderung  
    Der erste Tag ihrer Wanderung war ein leichter Spaziergang. Als sie loszogen, funkelten in der ersten Morgensonne noch Tautropfen an Blüten und Gräsern. Sie überquerten Wiesen und kleinere Täler, stiegen über Stämme umgestürzter Bäume und achteten darauf, nirgendwo mit ihren Kleidern an Büschen und Dornen hängenzubleiben. Unermüdlich wanderten sie Stunde für Stunde weiter. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie einen kleinen Teich, an dessen Ufer sie eine wohlverdiente Rast einlegten. Schnell waren die Decken ausgebreitet und das Abendessen eingenommen. Sie genossen die abendliche Stille, die jäh durch eine auftauchende, laut kreischende Rufina gestört wurde. Kaum hatte sie sich niedergelassen, legte sie schon los: „Ihr wollt mich doch wohl nicht allein zurücklassen? Wie könnt ihr einfach so sang- und klanglos verschwinden? Wie wollt ihr denn zurecht kommen, wenn ich euch keinen weisen Rat mehr gebe?“
    Ohne auf das Geschimpfe einzugehen, sprangen die Elfen freudig auf und begrüßten sie herzlich. „Wir sind froh, dich zu sehen, aber du warst unauffindbar“, erwiderte Adina, „wir haben dich gesucht.“ „Schon in Ordnung“ krächzte Rufina, „jetzt bin ich ja da.“ Neugierig hoppelte sie auf den Boden und musterte argwöhnisch den neuen Reisegefährten.

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