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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Schwanzwedelnd folgte ihr Arik, bis sie den nötigen Abstand zum Hühnerstall hatten. Daggina entknotete den Rucksack und entnahm ihm die versprochenen Eier. Gierig stürzte sich der Hofhund darauf und verschlang eins nach dem anderen mit samter Schale. „Putz deine Schnauze sauber“ riet ihm Daggina, „nicht dass der Bauer das Eigelb in deinen Schnauzhaaren entdeckt. Vielen Dank, Kumpel, wir sehen uns bald wieder!“, dann flitzte sie los. Der Morgen dämmerte bereits und am Horizont zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen. Sie musste sich beeilen. Berg rauf, Berg runter, über die Lichtung und hinein in die Höhle. Aufgebrachtes Stimmengewirr schlug ihr entgegen, als sie durch die Tür schoss. „Wo warst du, wir haben dich bereits vermisst?“ knurrte Daggi. „Wir waren kurz davor, einen Suchtrupp auszuschicken.“ „Helft mir mal den Rucksack abzunehmen, aber ganz behutsam“, gluckste Daggina. Die Überraschung war gelungen. Heißhungrig fielen sie über das unerwartete Frühstück her. Die letzten Eier wurden zu Pfannekuchen verarbeitet und als Vorrat beiseite gelegt. Für ein paar Tage hatten sie ausgesorgt und die Heldin des Tages hieß „Daggina“.
    „Ich kann euch versichern“, brummte Vater Mond, „das waren vielleicht aufregende Stunden, die ich mit den Elfen und den Tieren erlebte.“
    „Was passierte weiter?“ fragten die Kinder. Vater Mond holte tief Luft und schwatzte weiter:
    Allmählich wurde den Elfen und den Tieren die Winterzeit zu lang. Immer wieder liefen sie nach draußen, schauten erwartungsvoll in den Himmel und hofften, endlich Frau Sonne zu entdecken, mindestens einen kleinen Lichtstrahl. Immer wieder bot sich ihnen das gleiche Bild. Von morgens bis abends verhüllten Nebelschleier die Lichtung. Der Schnee schmolz und lief in kleinen Rinnsalen unaufhörlich über die Wege, die sich nach und nach in tiefen Morast verwandelten. Tag um Tag verging. Und immer noch kein Anzeichen von Wetterbesserung. Aber auch der längste Winter geht vorüber. Plötzlich wurden die Tage länger und die Nächte kürzer. Hier und da schauten schüchtern die ersten Sonnenstrahlen über die Berge. Der Frühling nahte.
    So sehr ich mich auch für die Elfen freute, passte mir das absolut nicht. Denn nun stieg Frau Sonne früher auf und kam später heim, während ich ungeduldig auf sie warten musste.
    Vater Mond erhob sich, wobei er herzhaft gähnte. „Morgen erzähle ich weiter“ nuschelte er „ich bin hundemüde.“ „Nein, bitte nicht, wir möchten wissen, wie es weitergeht“ bettelten die Kinder. „Na gut, ließ sich Vater Mond abermals erweichen, aber nicht mehr lange.“
    Einige Tage später sah ich Daggi frühmorgens, kurz bevor ich mich zur Nachtruhe begeben musste, vor der Höhle sitzen. Frau Daggina schrubbte ihm gründlich das Fell. Gewissenhaft rupfte sie das darin eingenistete Ungeziefer heraus, wobei es gelegentlich passierte, dass sie ihm dabei ein paar Haare ausriss. Jedes Mal stieß Daggi ein klägliches Heulen aus. „Au, sei gefälligst nicht so lieblos!“ „Und du, keifte sie zurück, „sei nicht so zimperlich!“ Plötzlich jedoch und unerwartet schubste er seine Frau grob zur Seite. Daggina flog völlig verdutzt auf ihr Hinterteil. „Spinnst du, bevor du so etwas noch einmal machst, reiß ich dir deine ganzen Barthaare aus“ belferte sie los. Aber Daggi beachtete sie gar nicht. Er hatte seine Nase in Windrichtung gehoben, schnupperte und lachte „ich rieche den Frühling.“ Er musste es wissen. Daggi war der älteste Bewohner des Waldes und hatte schon viele Winter erlebt. Die Bewohner der Höhle hatten Daggis Ausruf vernommen und drängten ungestüm zur Tür. Jeder wollte als erster zum Höhlenausgang. Konnte es sein, dass es endlich Frühling wurde? „Ja“, kläffte Firefox, „du hast Recht, der Wind hat sich gedreht und ist viel milder geworden.“ Vor Freude führten sie erleichtert ein Tänzchen auf. „Endlich Frühling“ riefen sie freudetrunken aus. Und so war es auch. Tag für Tag wurde es ein wenig wärmer.
    Vater Mond stand auf, verschränkte die Arme vor seinen etwas rundlichen Bauch, und begann auf und ab zu gehen. Seine Beine kribbelten und waren eingeschlafen. „Wie ging’s denn weiter? Setz dich wieder hin“, baten die Kinder, sie ließen nicht locker.
    Vater Mond ließ sich überreden, nahm ein Schlückchen zu sich und berichtete weiter:
    Missmutig verließ ich die Lichtung. Nach der Landung kauerte ich mich wieder auf meinen Beobachtungsposten,

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