Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
nieder, lehnten sich haltsuchend an den Felsen und streckten ihre geschundenen Füße aus. „Aah, tut das gut“ ächzte Adina. „Hier stehe ich vor Morgen früh nicht mehr auf.“ Arik, der noch gut bei Kräften war, er hatte ja auch vier Beine, kratzte trockene Zweige und Laub zusammen. Er buddelte eine kleine Kuhle, schichtete alles übereinander und entfachte mit Hilfe von Daggi ein kleines Lagerfeuer. Derweil machte sich Daggina am Kessel zu schaffen, ergriff den Henkel, trabte zum Bach, füllte ihn mit kühlem, sauberem Gebirgswasser und bugsierte ihn anschließend über das Feuer. „Wundervoll, ein guter, starker Tee ist jetzt genau das Richtige“ murmelte Adina dankbar. Über dem glühenden Feuer begann das Wasser zu summen. Daggina entnahm einem Kräutersäckchen verschiedene Kräuter, die sie in das blubbernde Wasser warf. Alleine schon durch den Duft, der dem Kessel entstieg, belebte die Lebensgeister der Wandergesellschaft. Tasse für Tasse wurde mit dem köstlichen Getränk gefüllt und von allen dankbar geschlürft. Arik und die übrigen Tiere schleppten sich zum Bach, soffen genießerisch das erfrischende Wasser, bis es in ihren Mägen kluckerte.
„Stellt euch vor, mir lief das Wasser im Mund zusammen. Mir war so, als ob ich den Duft des Tees riechen konnte. Auf einmal fühlte ich mich ganz schwach vor Hunger und Durst. Mein Magen knurrte unanständig laut. Dann fiel mir ein, dass ich seit letzter Nacht nichts mehr gegessen und getrunken hatte. Außerdem wurde es schon wieder Zeit, mich reisefertig zu machen. Immer dieses Auf und Ab, zum Haareausraufen.
Da fällt mir noch etwas ein: Hab ich euch schon erzählt, dass die Elfen und die Tiere froh waren, einen weiteren Weggenossen, nämlich Arik, bei sich zu haben? Sie schüttelten den Kopf.
Also: Arik wurde bei seiner überraschenden Ankunft mit Daggina herzlich aufgenommen, hatte er doch geholfen, den Hühnern die Eier zu klauen und damit für ein köstliches Frühstück gesorgt. Damit er sich nicht überflüssig vorkam, hatten sie auch gleich eine Aufgabe für ihn. Adina bat ihn nämlich, ab sofort für ihre Sicherheit auf dem langen Treck zu sorgen. Arik strahlte über sein ganzes Hundegesicht, seine Rute wedelte hin und her, so stolz war er über dieses Vertrauen und über die Aufgabe, mit der er betraut wurde. Schnell freundete er sich auch mit Rufina an. Sie erkundete die besten und kürzesten Wege aus der Luft, und er lief voraus, um eventuelle Gefahren frühzeitig zu erschnüffeln. Sie waren ein gutes Gespann. Wenn Rufina einmal keine Lust hatte, vorauszufliegen, hüpfte sie auf Ariks Rücken und ließ sich tragen.
Arik indes wurde nicht müde, sich tausendmal am Tag dafür zu bedanken, dass sie ihn mitgenommen hatten. So fabelhaft war es ihm in seinem ganzen Leben noch nie gegangen. Bei der guten Verpflegung und der liebevollen Behandlung war er kräftiger geworden. Sein ehemals struppiges Fell glänzte wie eine Speckschwarte. Er dankte es ihnen als Wächter. Es gab keinen besseren Aufpasser als ihn. Kein noch so leisester Laut entging ihm. Falls jemand versucht hätte, sich mit böser Absicht anzuschleichen, wäre das wohl übel für ihn ausgegangen.
Leider konnte ich nicht länger bleiben. Ich musste zurück. Frau Sonne stand bestimmt schon wartend vor der Rampe. So war es denn auch. Neidisch schaute ich hinter ihr her, als sie davon schwebte. Ich musste mich wieder mit dem Fernglas begnügen. Hundemüde wie ich war, stolperte ich zu meinem Beobachtungsposten, um ja nichts zu verpassen.
Anderntags machte sich der Treck kurz vor der Morgendämmerung erneut auf den Weg. Der Tag wurde heiß, selbst mir liefen im Schatten der Wolken auf meinem Beobachtungsposten die Schweißperlen von der Stirn. Die Wandergruppe war nicht zu beneiden. In Windungen führte sie der Pfad abwärts um die Felsen herum. Um die Mittagszeit, als die Sonne am höchsten stand, hatten sie endlich nach stundenlanger, mühsamer Wanderung die kahlen Felsen hinter sich gelassen. Die Landschaft wurde lieblicher. Vereinzelt blühten an den Berghängen hier und da kleine, rote Alpenröschen, Butterblümchen und Naturkräuter, so dass alles gleich viel freundlicher aussah. Rufina flatterte, wie meistens, voraus, bog um die nächste Wegbiegung, und dann sah sie die Bescherung. Wind und Regen, Hitze und Kälte hatten die Steine ausgehöhlt. Gewaltige Steinbrocken waren von den Felsen herab gestürzt. Vor ihr lag ein steinernes Durcheinander, das den Weg versperrte.
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