Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
hinunter auf die Lichtung. Wie angewurzelt stand dort Robin mit vor Angst schlotternden Beinen. Er war wie gelähmt und sein kleines Herz blubberte. Furchtsam blickte er sich um. Er wusste nicht, was er machen sollte. Die Elfen und die Zwerge waren ebenfalls verschwunden. All dies fuhr ihm blitzschnell durch den Kopf. Da wurde ihm mit einemmal klar, dass er auf sich alleine gestellt war.
Augenblicklich kam Leben in ihn. Er nahm seine Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte in Deckung. Er schmiss sich platt auf die Erde, schlängelte sich zwischen Pflanzen und Gräsern hindurch und blieb unter einem dichten Strauch stocksteif liegen. In den Büschen rings um ihn herum raschelte es. Waren es Feinde oder Freunde? Er wagte kaum zu atmen. Dicht über seinem Kopf schien sich in einem Baum ein Bienenvolk niedergelassen zu haben. Die Luft war erfüllt vom friedlichen Summen und Brummen der Bienen. Allmählich beruhigte sich sein Herzchen. Doch irgendetwas schien die Bienen nervös zu machen. Ihr Brummen wurde bösartig. Sie tanzten einen seltsamen Tanz am Eingang ihrer Höhle. Plötzlich kehrten alle Bienen, die noch unterwegs waren, um Nektar von den Blüten zu sammeln, eiligst zurück. Er schob die Zweige ein klein wenig zur Seite, um zu sehen, was die Bienen so erregte. In Sekundenschnelle verfärbte sich sein Gesicht. Er wurde kreidebleich. Wortlos und mit weit offenem Mund starrte er auf das Ungetüm, das sich ihm näherte. Ein Bär, ein riesiger Braunbär auf der Suche nach Honig tapste schwerfällig aber sicher auf sein Versteck zu. Jäh blieb er stehen. Witternd hob er die Nase und erhob sich zu seiner vollen Größe. Der Geruch, den der Wind ihm zutrug, war ihm unbekannt. Er drehte sein mächtiges Haupt in alle Richtungen und beschnupperte ausgiebig jeden Strauch. Den Honig hatte er längst vergessen. Das Unbekannte interessierte ihn weitaus mehr.
Für Robin war es eine ausweglose Situation. Er konnte nicht fort, wohin auch? Vor seinen Augen tauchten die dicken braunen Tatzen auf, die plötzlich Halt machten. Mit einer schwungvollen Bewegung schob Meister Petz die Zweige auseinander und schaute verdutzt auf den kleinen Knirps. „Wer bist du denn?“ erkundigte er sich brummig. „Das ist ja wohl heute mein Glückstag. Einen so kleinen Helfer, der in jedes Loch passt, habe ich mir schon immer gewünscht. Du wirst mir helfen, die Schätze der Zwerge zu finden. Komm her und hör auf zu zittern, ich tu dir nichts.“ Er schob seine Tatzen näher an Robin heran, um ihn zu ergreifen. Er griff ins Leere. Da war nichts mehr. Vor seinen Augen wurde der Knirps von hinten ergriffen, und war verschwunden.
Ungläubig schüttelte er den Kopf. Mit zornigem Gebrüll stürzte er auf die Lichtung, um seinen Feind zu zerschmettern. Aber alles, was er noch sah, war ein rotes Zipfelmützchen, das eiligst hinter einem großen Busch verschwand und irgendetwas Schweres mit sich schleppte. Wütend schlug er mit seinen Tatzen um sich, zertrampelte voller Zorn den Strauch und stürzte sich dann auf die Bienen, um sich an ihnen zu rächen.
Die Bienen, die alles beobachtet und mit einem Angriff gerechnet hatten, lagen auf der Lauer und warteten ab. Gemütlich, ihre Fühler putzend, saß eine einzelne Biene vor dem Eingang der Höhle und horchte auf die näher kommenden Geräusche. „Achtung, bereit halten“ summte sie, „er kommt angezottelt.“ In dem Moment, als Meister Petz sich auf die Hinterpfoten stellte, sich mit den beiden Vorderpfoten am Baumstamm abstützte, um an den Honig zu gelangen, stürzte sich das gesamte Bienenvolk auf ihn und seine empfindlichste Stelle, die Schnauze. Sie stachen und stachen und hörten nicht eher auf, bis der Bär, wild um sich schlagend, die Flucht ergriff. Ihr Siegesgebrumm und ihr Freudentanz waren weithin zu hören. Stöhnend und torkelnd machte sich Meister Petz auf zum Bach und kühlte seine schmerzende Schnauze. „Mein Glückstag ist es wohl heute doch nicht“ heulte er vor sich hin. Auf der ganzen Linie besiegt, zog er sich in den Wald zurück und ließ sich kläglich brummend unter einem Baum nieder.
Fassungslos hatten Vater Mond und die Kinder die gefährliche Situation vom Fenster aus verfolgt. Wo aber war Robin geblieben?
Vater Mond suchte mit seinem Fernglas den Wald, die Wiese, den Wohnbaum der Elfen und die Zwergenhöhle ab. Kein Zweiglein rührte sich. Nichts war zu sehen. Selbst Meister Petz war verschwunden. Ächzend beugte er sich in seinem Sessel vor, um die Suche
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