Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
wieder von vorn zu beginnen. Wieder nichts. Vater Mond versuchte die Mondkinder zu beruhigen, die leise vor sich hinweinten. „Ich bin sicher“ murmelte er, „dass Robin und der Zwerg rechtzeitig die Höhle erreicht haben. Heute Abend, wenn es dunkel ist, wird Robin uns ein Zeichen senden. Bis dahin müssen wir uns gedulden.“ Mit kummervollen Gesichtern zogen die Mondkinder ab und hockten sich still auf ihre Stühlchen. „Hoffentlich ist bald Abend“, flüsterte Jonas.
Robins Abenteuer
Mit einem heftigen Ruck wurde Robin aus dem Gebüsch gezerrt. Vor Schreck schrie er laut auf. Zwerg Mutig hatte Robin gepackt und ihn über die Schulter geworfen. So schnell ihn seine Beinchen trugen raste er los. Äste und Zweige zerkratzten ihnen das Gesicht. Keuchend und nach Atem ringend erreichten sie nach einigen Minuten die Zwergenhöhle. Mutig schubste Robin in den Eingang und verschloss sofort hinter sich die Tür. „Hallo und herzlich willkommen“ wurde Robin von den anderen Zwergen begrüßt. „Setzt euch erst einmal an den Frühstückstisch und ruht euch aus.“ Verwirrt schaute sich Robin um und begriff erst jetzt, aus welch gefährlichen Lage ihn Mutig befreit hatte. Er möchte sich gern bedanken. Im Moment fehlten ihm allerdings die Worte. Winzig bemerkte seine Verwirrung und nahm ihn am Arm. „Setzt euch hin und frühstückt erst einmal in aller Ruhe. Hier bist du in Sicherheit.“
Robin war allerdings nicht nach Frühstück zu Mute. Schaudernd erinnerte er sich an die ausgestandene Angst und Gefahr. „Wie komme ich denn wieder nach Hause?“ fragte er immer und immer wieder. „Goldor“, der Oberzwerg, beruhigte ihn. „Bis wir einen Weg gefunden haben, bist du unser Gast. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Vater Mond ist unser Freund und du und deine Brüder sind es ebenfalls.“ Ein dankbares Lächeln huschte über Robins Gesicht; jetzt hatte er auch Hunger.
Mutig und seine Brüder, Winzig, Musikus, Listig, Trubador und Goldor, wohnten unterhalb einer dicken Eiche in einer tiefen Höhle. Der Eingang lag hinter dichtem Gestrüpp und verknorpelten Wurzeln verborgen. Ein Eingangstor aus dickem Holz schützte die Zwerge vor unliebsamen Besuchern. Neugierig sah sich Robin um. Seine Brüder und er waren zwar mit den Zwergen befreundet, aber in ihrem Zuhause waren sie noch nie. Wände mit leuchtenden Kristallen erhellten die langgestreckte Eingangshalle, an deren Seiten rechts und links Türen in verschiedene Zimmer führten. Das Kaminzimmer lag geradeaus direkt vor ihm. Ein kleines Feuerchen flackerte darin und verströmte eine angenehme Wärme. Schwere, schon etwas abgewetzte Ledersessel standen um einen kleinen Clubtisch herum, auf dem Pfeifenständer, Karaffen und Kristallgläser zu sehen waren. Hier, dachte er sich, sitzen die Zwerge sicherlich oft gemütlich zusammen.
Unterdessen war der Tag weit fortgeschritten. Die Zwerge hatten Robin ihr Heim gezeigt und versucht, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Sie erzählten ihm kleine Geschichten, wie sie lebten und arbeiteten, und dass sie manchmal mit den Elfen und den Waldtieren große Feste feierten. Mittlerweile brach die Nacht herein und Winzig rief zum Abendessen. Der Tisch bog sich unter den vielen Speisen und Süßigkeiten, die Winzig aufgetischt hatte. Für ihren Gast hatte sich Winzig besonders viel Mühe gegeben. Ihm zu Ehren hatte er extra einen Mondkuchen mit zuckersüßer Schokoladenfüllung gebacken.
„Wo sind denn Robin und Winzig?“ fragte Goldor nach dem Abendessen. „Wir kommen gleich, wir räumen nur noch die Küche auf. Robin hilft mir dabei.“ Als die Arbeit getan war, schlossen sich die beiden der gemütlichen Runde am Kamin an. Goldor stand auf, klopfte an sein Glas und sagte: „Ich möchte noch einmal ganz herzlich unseren Gast und Freund begrüßen, der so lange bei uns bleiben kann, bis die nächste Vollmondnacht stattfindet und Vater Mond ihn nach Hause holen kann. Zu Ehren von Robin wird morgen nicht gearbeitet.“ „Hurra“ schrieen die Zwerge. Ein jeder von ihnen wollte den Tag natürlich mit Robin verbringen. Goldor hob zu einer weiteren Erklärung an „und somit werde ich Robin morgen unser Erzbergwerk und die Goldschmiede zeigen, während ihr anderen Winzig bei der Hausarbeit helft.“ Enttäuschtes Gemurmel machte sich breit. Ihre Laune hob sich jedoch schnell, als Goldor ihnen versprach, bald wieder einen Ferientag einzulegen, den sie dann mit Robin verbringen konnten.
Die alte Standuhr zeigte bereits
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