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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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verscheuchten.
    Voller Staunen blickte sich Robin um. Er erspähte eine Rampe, an der abfahrbereit eine Lore stand, mit der die Zwerge jeden Tag ins Bergwerk einfuhren. „Komm“, sagte Goldor, „steig ein.“ Mit viel Geratter und Getöse ging’s tief hinein in den Stollen. Unaufhaltsam rumpelte der Grubenwagen über die Gleise und bog scharf um die nächste Ecke. Vor Überraschung stieß Robin einen Laut aus. Vor ihm dehnte sich ein in die Felsen gehauener, unglaublich großer, unterirdischer Saal aus. Beleuchtet wurde er durch kleine Goldadern, die sich unregelmäßig durch das glattgeschliffene Gestein am Boden zogen. Dann waren sie auch schon vorbei gesaust.
    Mit rasendem Tempo ratterte die Lore durch zahlreiche Kurven, so dass die Funken sprühten. Robin kauerte sich auf den Boden und krallte sich fest. Er hatte Angst, hinaus geschleudert zu werden. Ein enger Schacht führte weiter hinab in die Tiefe. Robins Ohren knackten. Im Stillen wünschte er sich, dass die Fahrt bald ein Ende nähme. Kurz darauf kreischten die Bremsen. Die Lore verringerte ihre Fahrt und blieb schließlich ruckartig vor dem Rammbock am Ende der Gleise stehen. Nach der stürmischen Höllenfahrt stieg Robin mit wackligen Beinen und einem leichten Schwindelgefühl erlöst aus. Durch das ewige Auf und Ab knackte es zu allem Überfluss auch noch bedenklich in seinen Ohren. Mit seinem Finger bohrte er in ihnen herum und hüpfte dabei unbeholfen von einem Bein aufs andere. Endlich ließ der Druck nach. Befreit atmete er auf.
    Amüsiert hatte sich Goldor das Gehopse angesehen und still vor sich hin gegrinst. „Können wir weiter, fragte er scheinheilig?“ „Natürlich, warum nicht“ kam es von Robin zurück, wobei er ebenfalls grinste. Breitbeinig, sich an den Felsen abstützend, schlurfte Robin hinter Goldor her. Seine Beine hatten immer noch nicht aufgehört zu zittern. „Mach die Augen zu“ wies ihn Goldor an und nahm ihn bei der Hand. Nach ein paar Schritten machte er Halt und murmelte „Augen auf.“ Ein Höhlensee mit kristallklarem Wasser lag vor ihnen. Rosarote und weiße Seerosen hatten ihre ganze Pracht entfaltet. Forellen schossen kreuz und quer durchs Wasser. Jedoch das Tollste war, auf Seerosenblättern saßen Frösche, die ein schauerliches Froschkonzert quakten. Der dickste von ihnen hockte majestätisch auf dem gigantischsten Seerosenblatt und dirigierte mit einem Blütenstängel den Chor. Es war unglaublich, aber auch ohrenbetäubend.
    „Wach auf!“ weckte Goldor Robin aus seiner Versunkenheit. „Wir müssen weiter! Wir sind noch nicht ganz da.“ Sie rutschten der kleinen Uferböschung hinab und stiegen in verankertes Boot, das am Ufer lag. Robin kniff sich selbst in den Arm, um sicherzugehen, dass dies alles Wirklichkeit war. Goldor nahm die Paddel auf, die rechts und links an der Bordwand befestigt waren, und ruderte zum jenseitigen Ufer. Paddel befestigen, aussteigen, Boot am Steg verzurren und weiter ging’s. „Nur noch ein paar Schritte, dann befinden wir uns an der tiefsten Stelle des Bergwerks“, erklärte ihm Goldor. Noch ein paar Stollen, noch ein paar Höhlengänge und dann standen sie in der Werkstatt, in der Erze gesammelt und geschmolzen wurden. Lautes Klirren und das Hallen von Hämmern auf Eisen empfing sie. Helle Feuer loderten in den Essen empor, die Luft war rauchig und rußig. „Tag für Tag werden hier Schwerter und andere Waffen hergestellt“, unterwies ihn Goldor. Robin hustete und das Atmen viel ihm schwer. „Ist das heiß hier“ flüsterte er und fächelte sich etwas Luft zu. „Komm weiter“, feixte Goldor, „die Luft ist zu stickig für dich.“
    Weiter ging es durch ein Gewirr von kleineren Gängen und Höhlen. Vor einer schmiedeeisernen Pforte, die mit einer dicken Kette und einem großen Schloss gesichert war, blieb Goldor stehen. Er nestelte ein unscheinbares Kärtchen hervor, hielt es vor das Schloss. Im nächsten Moment öffnete es sich automatisch und die Kette fiel scheppernd zu Boden. „Hier lagern unsere kostbarsten Schätze“ verriet ihm Goldor. Eine mächtige Glasvitrine stand mitten im Raum. Hier waren die allerschönsten Kleinodien, die sie für Zwergenkönig Laurin angefertigt hatten, ausgestellt. Es glitzerte und funkelte in allen Farbfacetten. „Weißt du“ schwatzte Goldor weiter, „unser König benötigt oft außergewöhnlich schöne Schmuckstücke, die er dann zu besonderen Anlässen verschenkt. Er griff in die Vitrine und zog eine mit Samt ausgeschlagene,

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