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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Königsfamilien ihre Ehre zu erweisen. Als alle Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, trat Stille ein. Adina gab dem Dirigenten ein Zeichen und das Fest begann.
    Das Bühnenbild stellte einen düsteren Zauberwald dar. Lagerfeuer flackerten über den Platz. Abgekämpfte Soldaten lagerten vor den Zelten und warfen furchtsame Blicke um sich. Sie trauten dem Frieden nicht. Humpen, gefüllt mit Wein, machten die Runde und über dem Feuer brutzelten riesige Fleischstücke. Lanzen und Speere lehnten griffbereit an den Zeltwänden. Es war schon weit nach Mitternacht, als sie aufhorchten. Zwielichtige Gestalten huschten im Schatten der Bäume umher und versuchten, unentdeckt zu bleiben. Ein Wächter, der in der höchsten Baumkrone saß, stieß einen lauten Warnruf aus. Aber es war schon zu spät. Trommeln dröhnten, Fanfaren erklangen und ein ohrenbetäubendes Kriegsgeschrei erschütterte die Lichtung. Orkus, der Magier, brach mit gezücktem Schwert, in Begleitung seiner wilden Wölfe, aus dem Wald hervor, gefolgt von seinen schwer bewaffneten Kriegern. Es gab einen Kampf Mann gegen Mann und manch ein Krieger ging ächzend zu Boden. Die Schwerter tanzten wild auf und ab, die Funken sprühten. Schließlich ergaben sich die letzten Kämpfer und legten die Waffen nieder. Das Schauspiel wurde so lebensecht dargeboten, dass manche Gäste den Atem anhielten. War es Schein oder Wirklichkeit? Zum Ausklang des Kampfes stampften Sieger und Besiegte gemeinsam um das Lagerfeuer herum und sangen uralte Kampflieder vergangener Zeiten. Nach und nach zogen sich die Kämpfer im Rauch des verglühenden Feuers in den Wald zurück. Der Vorhang fiel. Sekundenlang war es still, dann erhob sich ein nicht enden wollender frenetischer Beifall.
    Adina trat auf die Bühne, verneigte sich und verkündete eine kurze Pause. „Das Büfett ist eröffnet“, rief sie und bat ihre Gäste an die reichlich und prunkvoll gedeckten Tische.
    Hinter der Bühne wurde gehämmert, gezogen und geschoben und dazwischen ertönte immer wieder Adinas Stimme mit neuen Änderungswünschen. Die Arbeiter verzweifelten allmählich. Endlich stand das Bühnenbild. Ein dreimaliger Gongschlag verkündete den Beginn eines neuen Aktes. Eilig nahmen die Gäste ihre Plätze ein. Im Saal verstummte das Geraune und das Knistern von Papier. Langsam hob sich der Vorhang. Wie eine Fata Morgana boten sich den Gästen der Wald und die Lichtung dar. Ein Raunen lief durch die Zuschauerreihen. Rosenbüsche, Brombeersträucher und farbenprächtige Blumen säumten die Lichtung. Oskar, der Hirsch, mit seinen Ricken und Kitzen, lagerte unter einem Dickicht, Kecker und Elvira, die Eichhörnchen, sprangen von Ast zu Ast, Klopfer und Karla, die Mümmelmanns, machten es sich im Gras gemütlich, wobei sie es nicht lassen konnten, vereinzelte Gräschen zu zermalmen, Hacki und Hackina, die Spechte, schauten neugierig aus ihrer Baumhöhle hervor und die scheuen Füchse, Firefox und Foxi, hielten sich versteckt unter einem Farnstrauch, so dass nur ihre Köpfe hervor lugten. Daggi und Daggina, die neugierigen Dachse, hockten auf ihrem dicken Hinterteil in der vordersten Reihe und sahen mit ihren schwarz weißen Streifen im Gesicht wie kleine Maskenträger aus.
    Auf der Lichtung war ein mittelalterlicher Markt aufgebaut, nur von schwelenden Fackeln beleuchtet. Handwerkskarren rumpelten lautstark über das Kopfsteinpflaster. Aus zahlreichen Buden, die in hellen und freundlichen Farben gestrichen waren, verbreiteten sich Gerüche von Gewürzen und Kräutern. Von Essensdüften, die den Wurstbratereien entströmten, wurden ärmlich gekleidete Gestalten und Bettler angelockt, in der Hoffnung, etwas Essbares zu ergattern. Wandernde Händler hielten lautstark ihre Waren feil. Ein Zug bunter Spielleute, die ihren Instrumenten kraftvolle Melodien entlockten, wirbelte durch die Gassen. Orkus hatte seine Begleiter in Bettlerkleidung gesteckt, die nun zahlreich den Markt bevölkerten.
    Mitten auf dem Platz stand eine Schmiedewerkstatt, die die Zwerge naturgetreu nachgebildet hatten. Zuerst erschien Goldor, der sein Grubenlämpchen schwenkte, setzte das Feuer in den Brennöfchen in Gang und füllte etliche Gesteinsbrocken ein. Hintereinander, mit Lederschürzen und Schutzbrillen angetan, folgten ihm seine Brüder, und traten vor den Amboss. Ganz zum Schluss tauchte Arik auf. Zum Spaß hatten ihm die Zwerge eine Lederschürze rund um den Körper gewickelt, eine Schutzbrille auf die Nase gesetzt und alle vier Pfoten mit

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