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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Schrecken einjagte. Erschrocken blickten sie sich an und erstickten fast an ihrem lautlosen Lachen, obwohl es eigentlich gar nichts zu lachen gab, im Gegenteil. Je weiter der Abend fortschritt, desto düsterer wurde die Gegend und sie hatten immer noch keine Bleibe gefunden. Mannhaft drangen sie weiter ins Waldesinnere vor. Sie spähten in alle Richtungen und fanden dennoch weder eine Höhle noch ein Versteck für die Nacht.
    So gut es ging, richteten sie sich für die Nacht ein. „Hätten wir doch nur noch eine Kleinigkeit zu Essen“, murmelte Mutig, „ich habe einen Riesenhunger.“ Winzig wühlte in seinem Vorratssack herum und fand zur Freude aller noch einen Laib Brot und eine ganze Seite Speck. Jeder erhielt eine Notration. Sie mussten sparsam sein. Der Weg bis zu ihrem Ziel war noch weit. „Morgen“ verkündete Goldor zuversichtlich, „morgen, wird es besser.“ Jedenfalls hoffte er das.
    In der unheimlichen Umgebung machten sie lange Zeit kein Auge zu. Irgendwann jedoch sank einer nach dem anderen in einen unruhigen Schlaf voller grauslicher Träume. Ruhelos und stöhnend wälzten sie sich hin und her. An eine Wache aufzustellen, hatte niemand gedacht.
    Goldor streckte seine steifen Glieder und schaute sich um. Für Feinde war es eine Leichtigkeit, sie zu überrumpeln. Sie lagen frei und ungeschützt unter dem Baum ohne eine Rückzugsmöglichkeit. Er kroch aus seinem Schlafsack, schnappte im Hinausgehen eine Decke, spuckte in die Hände und begann auf einen der hohen Bäume zu klettern. Er zog sich an den untersten Ästen hoch. Kletterte höher und höher. Je höher er kam, desto dünner wurden die Äste. Endlich entdeckte er eine Astgabel, die breit genug für ihn war und ihm einen sicheren Halt bot. Von hier aus hatte er einen prachtvollen Blick über den Wald und die Lichtung.
    Um sich vor dem Herunterfallen zu schützen, zog er den Ledergürtel aus den Hosenschlaufen, schlang ihn erst um seinen Bauch und dann um einen Ast. So gesichert konnte er beruhigt einschlafen. Der Gürtel würde ihn halten. Er lehnte seinen Rücken gegen den Baumstamm, blickte zum Nachthimmel empor und fragte sich: „Was steht uns noch alles bevor?“ Eigenartige Laute rissen ihn aus seinen Gedanken. Und dann war da auch noch das Geheul der Wölfe. Igitt. Auf was hatten sie sich nur eingelassen. Irgendwann verstummte aber auch der Wald und Stille kehrte ein.
    Sein Kopf sank nach vorn. Er war so müde. Seine Augen drohten immer wieder zuzufallen. Er wehrte sich mit aller Macht gegen die bleierne Müdigkeit, die ihn überfallen wollte. Gegen Morgen jedoch waren seine Kräfte erschöpft, und er fiel in einen unruhigen Schlaf. Plötzlich fuhr er aus seinem Schlummer hoch. Einen schrecklichen Moment erinnerte er sich an gar nichts. Graue und kalte Morgendämmerung umgab ihn. Zwanghaft öffnete er seine Augen. Er saß auf einem Baum. Dann fiel es ihm wieder ein. Steif gefroren und mit klammen Händen rutschte er dem Baumstamm hinunter. Unten angekommen eilte er sofort zu seinen Brüdern und rüttelte sie wach. Sie mussten weiter. Ohne Frühstück setzten sie kurz vor Sonnenaufgang ihren Weg fort. Niemand sprach ein Wort. Schweigend stolperten sie, Füßchen vor Füßchen, einfach weiter.
    Endlich, um die Mittagszeit herum, lichtete sich der Wald und die lang ersehnten Sonnenstrahlen funkelten durch das Blätterdach. Soweit das Auge reichte, sahen sie grüne Wiesen, gesprenkelt mit Butterblümchen. Haselbüsche und Holundersträucher säumten den Weg. Wildtiere, die nicht einmal scheuten, als sie vorbeizogen, grasten friedlich nebeneinander und blickten sie freundlich an. Zahlreiche Hasen, die hier wohl ein Familientreffen abhielten, tummelten sich auf der Wiese. Ein beträchtliches Durcheinander von Stimmen war zu hören. Respekteinflößend trommelte ein riesengroßer Rammler mit den Vorderpfoten auf den Boden. „Ruhe!“ brüllte er. „Wir haben uns heute hier versammelt“ – weiter kam er nicht. Stille trat ein, alle Augen wandten sich nicht ihm zu, sondern dem Waldrand. Unverhohlen stierten die Hasen die Ankömmlinge an, was den Zwergen äußerst unangenehm war. Herr Rammler, sich seiner Würde bewusst, durchschritt den Kreis und bat die Herankommenden sich zu ihnen zu setzen. „Eigentlich“ erklärte ihnen Goldor, „sind wir sehr in Eile, wir müssen vor Beginn der Zaubernacht bei der Eule Eulalia sein. Wir benötigen einen äußerst wichtigen Rat.“ „Was denn für einen Rat?“ erkundigten sich wissbegierig die

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