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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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schwerhörig, erhoben sie sich schwerfällig, klopften den Schmutz aus ihrer Kleidung und stellten fest, dass ihnen nichts geschehen war. Der Schreck war ihnen mächtig in die Glieder gefahren. Zu ihrem Glück jedoch war der Unterschlupf, bis auf die Fledermäuse, von denen keine Gefahr drohte, unbesetzt und für eine sichere Nacht gut geeignet.
    Goldor, den sie vor der Höhle abgesetzt hatten, wurde mit einem Mal wach. Er schlug die Augen auf. Verständnislos sah er sich um. Er konnte keine Hand vor Augen sehen. Es war stockfinster. Er fühlte sich vollkommen frisch und ausgeruht, konnte sich zunächst aber nicht entsinnen, wo er war. Dann fiel es ihm wieder ein. Vorwurfsvoll fragte er seine Brüder: „Warum habt ihr mich so lange schlafen lassen, jetzt haben wir einen halben Tag und eine Nacht verloren.“ Griesgrämig und ohne eine Antwort abzuwarten sprang er auf die Füße, fiel aber gleich wieder hin. „Siehst du“, antwortete Listig, „da hast du deine Antwort.“
    „Sucht euch einen Schlafplatz, ich komme gleich wieder“ murmelte Mutig und ließ seine Brüder verdutzt zurück. Froh, endlich mal wieder eine feste Unterkunft gefunden zu haben, hockten sie sich auf die kalte Erde, und richteten sich für den Rest der Nacht so gut wie möglich ein. Aus ihren Rucksäcken kramten sie kleine, fast abgebrannte Kerzenstummel hervor, zündeten sie an. Schon sah die Höhle etwas behaglicher aus. Durst und Hunger begann sie zu peinigen. Das wenige, was sie noch an Proviant hatten, war bereits verspeist. „Was macht Mutig eigentlich draußen?“ fragte Lustig. Mutig rumorte draußen herum, schaute kurz um die Ecke und rief seinen Brüdern Listig und Robin zu, „sucht trockenes Holz und Reisig!“ „Wofür?“ fragten sie und schauten ihn empört an. „Wenn ihr genügend beisammen habt, buddelt eine kleine Vertiefung am Höhleneingang und entzündet ein Feuerchen“, wobei er lustig mit seinen Äuglein zwinkerte. „Ich bin gleich wieder da.“
    Murrend suchten sie dürres Reisig und abgeknickte Äste zusammen. Bald flackerte ein kleines, wärmendes Feuerchen auf, um das sich alle drängten. Jedoch von Mutig war weit und breit nichts zu sehen. Der stand grinsend hinter einem dicken Baumstamm und beobachtete sie. Ohne dass sie ihn bemerkten, schlich er sich hinterrücks an sie heran und heulte wie ein Wolf. Mit einem Aufschrei fuhren sie herum und stürzten sich wütend auf ihn. Lachend wehrte er sie ab und hielt schützend den Rucksack vor sich. Behutsam setzte er ihn ab. Um die Spannung zu erhöhen, öffnete er ihn übertrieben zögerlich. „Jetzt mach schon voran, sonst gibt’s Haue“, brüllten seine Brüder, die ihn völlig umzingelt hatten. Bedächtig griff Mutig in den Beutel, zog ein gut gefülltes, rotkariertes Taschentuch hervor, entknotete es und zur Freude aller purzelten große, braune Pilze heraus, die er beim Suchen nach einem Unterschlupf entdeckt hatte. Winzig hatte schon die Pfanne in der Hand, klaubte aus allen Ecken einen Rest Speckwürfel hervor und versenkte die Pilze ungewaschen in das brutzelnde Fett. Ein Duft von frisch geschmorten Waldpilzen erfüllte die Luft. Das Wasser lief ihnen im Mund zusammen. Mit gierigen Augen beobachteten sie die Pfanne und hielten griffbereit ihre Löffelchen in der Faust. „Halt“ brüllte Mutig, als sie unbeherrscht über die Pfanne herfallen wollten, „es wird gerecht aufgeteilt.“ Währenddessen hatte Robin vor der Höhle große Baumblätter gesammelt, auf die Winzig nun die Portionen verteilte. Mit den letzten Brotkrummen wischten sieben, nicht ganz saubere Hände, die Pfanne aus, um, wie sie sagten, „sich das Spülen“ zu ersparen. Zufrieden streichelten sie ihre halbwegs gefüllten Bäuchlein. Zum Schluss deckten sie das Feuer mit kleinen Steinen ab und krochen zufrieden in ihre Schlafsäcke.
    Mitten in der Nacht schreckte Winzig aus dem Schlaf hoch. Das Feuerchen war fast erloschen, und es war empfindlich kalt. Fröstelnd zog er seine Decke hoch. Er horchte. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Neben ihm lagen seine Brüder und schnarchten leise vor sich hin. Geräusche von nachtjagenden Tieren durchdrangen die Nacht. Aber da war noch ein anderes, eigentümlicheres Geräusch, das ihn beunruhigte. Er setzte sich auf und lauschte. „Da schnüffelt doch jemand herum“ murmelte er. Ohne die anderen zu wecken, kroch er zu dem niedrigen Höhleneingang. Er blickte in die Richtung, aus der er glaubte, das Geräusch gehört zu haben. Durch die

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