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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Hasenmitglieder. Mahnend drohte Herr Rammler mit der Pfote „behandelt man so seine Gäste? Wo bleibt eure Höflichkeit? Holt einen Krug Wasser.“ Und zu den Zwergen gewandt: „Nehmt wenigstens noch eine kleine Erfrischung zu euch, bevor ihr weiter zieht.“ Dankbar nahmen die Wandersleute das frische Wasser entgegen und verabschiedeten sich auf dem schnellsten Wege. An eine längere Rast war nicht zu denken, sie hatten viel zu viel Zeit bei dem Unwetter verloren.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Goldor herzhaft gähnte und sich den Schlaf aus den Augen rieb. Vor Müdigkeit konnte er kaum noch die Augen offenhalten. Sein Zustand war beklagenswert. Unsicher schwankte er vor ihnen her, seine Beine knickten ein. Fast wäre er hingefallen, wenn nicht im letzten Moment Musikus und Mutig unter seine Arme gegriffen hätten. Sie schleppten ihn hinter einen Busch und flößten ihm einen Schluck Medizin ein, den sie für Notfälle immer dabei hatten. Fürsorglich betteten sie ihn in den Schatten und deckten ihn rundherum zu. „Vorerst bleiben wir hier“, bestimmte Mutig. „Goldor muss sich zuerst von der durchwachten Nacht erholen.“ Dankbar für die Unterbrechung ließen sich die übrigen ebenfalls an Ort und Stelle nieder. Sie konnten wirklich nicht mehr weiter.
    Die Abenddämmerung zog herauf und mit ihr ein kühler Wind. Sie fröstelten. Um sich gegenseitig wärmen zu können, rückten sie enger zusammen. „Das ist kein guter Ort zum Übernachten. Ich werde mich ein wenig am Waldrand umsehen, ob nicht irgendwo ein verlassener Tierbau oder eine Höhle zu finden ist. Ich bin bald wieder zurück“ flüsterte Mutig. Er wusste, dass er nicht länger zögern durfte. Mit wenigen Schritten erreichte er den Waldrand. Ohne nach rechts oder links zu schauen, stürmte er hinein. Bevor er begriff, was mit ihm geschah, befand er sich mitten in einer riesigen Spinnenkolonie. Dichte, klebrige Spinnennetze spannten sich von einem Baum zum anderen, in denen langbeinige, entsetzlich große Spinnen hockten und fressgierig auf Beute lauerten. Mörderisch schauten sie ihn an. Mit ihren großen, hervorstehenden Augen versuchten sie ihn zu hypnotisieren. Die Umzinglung wurde immer enger. Eine Riesenspinne baute sich drohend vor ihm auf und versuchte, ihr klebriges Netz über ihn zu werfen. Es sah gar nicht gut für ihn aus. Falls nicht im letzten Moment noch ein Wunder geschah, hätte wohl sein letztes Stündlein geschlagen. Starr stand er auf einem Fleck. Keine Möglichkeit zur Flucht. Vor und hinter sich die Riesenbiester.
    Musikus wurde allmählich unruhig. „Wo bleibt Mutig?“ fragte er seine Brüder, „solange kann das Suchen doch nicht dauern!“ Immer wieder schaute er zum Waldrand rüber. Entschlossen ergriff er seine Fidel. schlug kurz in die Saiten, und machte sich auf, um Mutig zu suchen. Die misslichen Töne, die er der Fidel entlockte, verwirrten die Spinnen einen Augenblick. Mutig erkannte seine Chance. Blitzschnell bückte er sich, ergriff einen Knüppel und drosch erbarmungslos auf die Spinnen ein. Sie geiferten, schwangen ihre ekligen, klebrigen Fäden um sich, mussten aber erkennen, dass sie dem Knüppel nicht entkommen konnten. Als sie dann auch noch Musikus erblickten, der ebenfalls seine Fidel schwang, um auf sie einzuprügeln, flüchteten sie weit hinauf in die Bäume. „Habt ihr genug, oder braucht ihr noch ein paar Schläge?“ brüllte Musikus hinter ihnen her.
    Endlich war die Gefahr gebannt. Allerdings waren sie über und über mit klebrigem Speichel bedeckt. „Igitt“ schüttelte sich Mutig, „wie kriegen wir das Zeug nur ab? Vom Schlachtgetöse angelockt, stolperten die anderen Gefährten herbei und fanden die beiden klebrig, aber zumindest gesund vor. Nach einem großen Schluck aus der Lebensrettungsflasche machten sie sich gemeinsam auf die Suche nach einer Unterkunft. Keine zehn Schritte entfernt wurden sie fündig. Eine Höhle. War sie bewohnt oder frei? „Wer geht hinein“ fragte Mutig? Niemand meldete sich. „Dann gehen wir zusammen, einer für alle, alle für einen!“
    Im Innern herrschte eine rabenschwarze Finsternis. „Hallo, hallo“ riefen sie beherzt, „ist da jemand?“ Nichts rührte sich. Im nächsten Moment fanden sie sich auf dem Boden wieder, ihre Finger fest in die Ohren pressend. Hunderte von Fledermäusen jagten im schwirrenden Flug an ihnen vorbei nach draußen. Sie begaben sich auf die allnächtliche Insektenjagd.
    Nach einer ganzen Weile und immer noch etwas

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