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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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winkte nach unten und rief „alles in Ordnung, ich habe nur ein paar Kratzer abbekommen.“ Er stemmte sich erneut in die Höhe und kroch auf allen Vieren auf die Felskante zu. Zwölf Augenpaare verfolgten ängstlich seine Klettertour. „Hurra“, rief er hinunter, „ich bin oben.“ Die zurückgebliebenen Zwerge und das Mondkind brachen in laute Jubelrufe aus. „Hoch, dreimal hoch unserem Meisterkletterer!“ Winzig brachte das Seil an der Felskante an, verknotete es und ließ das Tau an der Felswand hinunter. Sie brauchten fast einen halben Tag, bis sie alle sicher und wohlbehalten oben angekommen waren. Winzig holte das Seil ein, rollte es sorgfältig auf und verstaute es wieder im Rucksack. Nach einer kurzen Pause setzten sie, dicht hintereinander hergehend, schrittweise ihren Marsch über Schotter und Steine fort. Obwohl ihre Beine sie kaum noch trugen, stiegen sie unaufhaltsam weiter bergan. Als die Sonne unterging, erhob sich ein kühler Wind. Die ersten Sterne funkelten bereits am nachtblauen Himmel, als sie beschlossen, in einer kleinen Felsnische die Nacht zu verbringen, die sie gegen die schneidende Kälte schützen würde. „Was für ein Tag!“ So beschwerlich und mühevoll hatten sie sich ihr Abenteuer nicht vorgestellt.
    „Hat irgend jemand noch etwas Essbares in seinem Rucksack?“, murrte Winzig. „Ich bin total ausgehungert.“ Vergeblich kramten sie in ihren Rucksäcken herum. Ihren letzten Proviant hatten sie leichtsinnigerweise bereits restlos verspeist. Durstig und mit knurrendem Magen legten sie sich in ihre Schlafsäcke und dachten mit Sehnsucht an ihr gemütliches Zuhause.
    Der Morgen dämmerte bereits, als sie niedergeschlagen ihren Marsch fortsetzten. Ab jetzt ging es nur noch steil bergauf. Sie stützen sich an den Felswänden ab, die rechts und links von ihnen hoch in den Himmel ragten. Es war wohl der heißeste Sommertag, den sie seit ihrer Reise erlebt hatten.
    „Psst, hört ihr das auch?“ fragte Mutig und dämpfte seine Stimme zu einem Flüstern. „Bleibt hier, rührt euch nicht von der Stelle. Entweder ich spinne oder ich höre Rauschen und Plätschern von Wasser.“ Mit winzigen Schritten, zu mehr war auch er nicht mehr fähig, schlich er zur nächsten Wegkrümmung und schaute verblüfft nach unten. Ich glaube, ich träume. Er kniff sich in die Wange und sah immer noch das Bild vor sich. Er stürmte zurück, riss seine Brüder an den Armen vorwärts und zerrte sie ungeduldig hinter sich her. „Kommt, beeilt euch, ihr glaubt es nicht!“
    Sie hetzten hinter ihm her. In einer kleinen Schlucht lag versteckt ein Bergsee. Blumenübersäte Wiesen und unzählige Sträucher mit reifen Beeren, es war wie im Paradies. Alle Müdigkeit fiel von ihnen ab, sie schrien und jubelten und stürmten hinunter in die Schlucht, rissen sich die Kleider vom Leib, tauchten kopfüber ins kalte Wasser und kamen schnaubend und prustend wieder hoch. Natürlich hatten sie nichts zum Abtrocknen dabei. So mussten sie, klatschnass wie sie waren, wieder in ihre Kleider steigen. Aber das war ihnen das Vergnügen wert. Sie rannten zu den Sträuchern. Keine Beere war sicher vor ihnen, sie aßen und aßen, bis nichts mehr übrig war. Gemeinsam beschlossen sie, am Ufer des Sees eine letzte Nachtruhe einzulegen. Sie kuschelten sich in ihre Decken und schauten noch lange hinauf in den Sternenhimmel.
    Erfrischt kehrten sie am nächsten Morgen auf den Bergpfad zurück und setzten den Aufstieg fort. Eine kurze, sehr steile Strecke war noch zu überwinden, dann waren sie endlich oben angelangt. Vor sich sahen sie die uralte, riesige Eiche, die ihre Äste weit hinaus ins Land streckte. Alpendohlen, die in den Felsen brüteten, näherten sich neugierig den Wichteln und krakeelten herum „was wollt ihr hier, was habt ihr hier zu suchen?“ „Wir suchen Eulalia.“ „Krr, krr“, erwiderte eine der rabenschwarzen Dohlen, „ihr seid zu früh, Eulalia hält noch ihren Tagesschlaf. Habt ihr denn schon eine Unterkunft gefunden? Es ist nicht gut, die heutige Nacht im Freien auf dem Berg zu verbringen. Um Mitternacht bricht die Zaubernacht an.“ „Könnt ihr uns irgendwo unterbringen, bis wir mit Eulalia gesprochen haben?“, fragte Mutig zurück. Die Dohle zwinkerte mit ihren Knopfäuglein, hüpfte zu ihnen hinunter und plauderte in ihrer Vogelsprache „folgt mir, ich kenne da eine wunderschöne und sehr sichere Höhle.“ Die Dohle flatterte voraus und die Zwerge und das Mondkind folgten ihr. „Hier ist es, unter

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