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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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einmal nach.«
    Das Gesicht ihres Gegenübers wurde ausdruckslos.
    »Ich habe es bereits drei Mal überprüft. Für Sie ist hier kein Zimmer gebucht worden.«
    Jacqueline empfand den Portier zunehmend als abweisend und überheblich.
    »Dann wurde eben in Ihrem Hause ein Fehler gemacht.« Ihre Stimme hörte sich viel schriller an, als sie es gewohnt war. »Ich verlange, dass Sie dem nachgehen.«
    »Bitte beruhigen Sie sich.«
    Er sah sich besorgt um, ob bereits andere Gäste auf den Disput aufmerksam geworden waren.
    »Haben Sie denn eine Anmeldebestätigung?«, fragte er dann.
    Jacqueline atmete auf. Das war die Lösung.
    »Selbstverständlich«, sagte sie triumphierend.
    Sie stellte ihre Handtasche auf den Empfangstresen, öffnete sie und kramte darin herum.
    Ein Bild ihres Sohnes, ein Feuerzeug, eine Packung Marlboro Light, ein Lippenstift, diverse andere Schminkutensilien; da, ein zusammengefalteter Brief.
    Sie griff nach dem Papier und reichte es siegesgewiss dem Portier, der es auseinanderfaltete und darin las.
    Seine Augenbrauen wanderten nach oben. Dann hielt er ihr den Brief herablassend vor die Nase.
    »Jetzt weiß ich, dass Sie der GEZ noch für drei Monate die Gebühren schulden. Und nun?«
    Erschrocken erkannte Jacqueline, dass sie dem Hotelangestellten ein Mahnschreiben der Rundfunkanstalten in die Hand gedrückt hatte.
    Sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie schämte sich, ihrem Gegenüber weiter in die Augen zu sehen und wühlte nervös in ihrer Handtasche.
    »Soll ich meinen Vorgesetzten holen?«, bot der Portier an.
    Schwang da eine Drohung mit?
    Kein weiterer Brief zu finden. Ob sie ihn im Koffer deponiert hatte? Oder hatte sie ihn im Auto vergessen? Oder gar zu Hause?
    »Das wird nicht nötig sein«, sprach jemand die erlösenden Worte.
    Jacqueline drehte sich ruckartig um und hätte dabei beinahe die Handtasche zu Boden gestoßen.
    Simon stand neben ihr, Simon Hall, einer ihrer beiden Chefs.
    Er nickte ihr freundlich zu. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen.
    Doch was hatte ihre Mutter sie immer gelehrt?
    ›Contenance! Immer die Contenance wahren!‹
    Sie hatte sich wieder im Griff, seelenruhig schloss sie die Handtasche.
    »Vogt«, sprach Simon nun zu dem Portier. »Friedrich Vogt. Auf diesen Namen wurde das Zimmer gebucht.«
    Ach ja, jetzt fiel es Jacqueline wieder ein.
    Warum hatte sie daran nur nicht gedacht?
    Das Zimmer und die Symposiumsteilnahme waren ja ursprünglich für ihren Seniorchef gebucht worden. Herr Vogt hatte erst kurzfristig entschieden, ihr seinen Platz zu überlassen. Über kurz oder lang wollte er sich sowieso aus dem Geschäft zurückziehen. Außerdem hatte er Jacqueline eine Freude machen wollen.
    »Zimmer 724«, bestätigte der Portier. Er hatte zu seiner geschäftsmäßigen Freundlichkeit zurückgefunden. »Ein wunderschönes Zimmer. Mit Balkon – und einem fantastischen Blick auf die Insel Lindwerder.«
    Lächelnd überreichte er Jacqueline eine Chipkarte.
    Ein Hotelpage trug ihren Koffer nach oben. Das Zimmer beeindruckte sie sehr. Der Ausblick war tatsächlich großartig, und abgesehen vom obligatorischen Fernsehgerät und der Minibar verfügte es auch über einen Internetzugang und eine Klimaanlage. Sie testete das Bett: breit und sehr bequem.
    Das Bad war sowohl mit Wanne als auch mit Duschkabine ausgestattet. Jacqueline kontrollierte ihre Frisur und ihr Make-up. Die Lippen konnten eine Auffrischung vertragen. Sie fuhr mit dem Lippenstift darüber und presste sie massierend aufeinander, um die dunkelrote Farbe gleichmäßig zu verteilen.
    Um 10 Uhr sollte die Eröffnungsveranstaltung stattfinden. Fünf Minuten vorher erreichte sie den Konferenzsaal und hielt Ausschau nach Simon. Sie konnte ihn nicht entdecken und suchte sich einen freien Stuhl.
    Der Präsident der Architektenkammer Berlin begrüßte in einer kurzen Ansprache die angereisten Gäste. Unmittelbar darauf folgte bereits der erste Vortrag.
    Jacqueline mochte den sächsischen Dialekt nicht und es fiel ihr daher schwer, sich auf den Inhalt von ›Städtischer Raum: Wohnen und Arbeiten – Synergien und Reibungspunkte‹ der Kollegin aus Leipzig zu konzentrieren.
    Nach einem üppigen Mittagsbüffet, bei dem sie zum Glück Simon wiedergetroffen hatte, sollte mit ›Vision versus Budget‹ der Programmpunkt stattfinden, auf den sie sich besonders freute.
    Der Vortrag begann mit den bereits heute legendären Palm Islands, den riesigen künstlichen Inseln vor der Küste Dubais,

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