Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)
Frau einverstanden war, gab es keine langen Diskussionen.
Irmela fand es sehr angenehm, auf chemische Verhütung zu verzichten. Im Freundeskreis sprachen sie nicht darüber. Umso verblüffter war seine Frau, als er neulich einem Freund, den er seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte, ganz offen von seiner Sterilisation erzählte. Eben dem, bei dem er in Frankfurt übernachten würde. Hans war ziemlich überraschend zu Besuch gekommen. Ein Anruf drei Tage vorher und dann der Besuch.
Schon komisch.
Zehn Jahre nichts, und plötzlich rief der bei ihm zu Hause an, nahm die Verbindung wieder auf. Aus heiterem Himmel. Er wolle ihn gern besuchen, wenn er demnächst in Hannover zu tun habe. Alte Kontakte wieder aufleben lassen, Jugenderinnerungen und so. Er vermisse die Bindungen von damals, nachdem er so viel durch die Welt gezogen sei. Einen Teil der Kindheit und desStudiums hatten sie miteinander verbracht. Daher wohl auch die schnelle Vertrautheit wieder.
Hans hatte das Studium nach vier Semestern geschmissen und als Journalist sehr schnell Karriere gemacht. »Guck mal, da ist wieder was von Hans«, hatte Rolf manchmal zu seiner Frau gesagt und auf einen Artikel gezeigt. Fast stolz. Für den Stern hatte er gearbeitet, auch mal für den Spiegel . Fürs Fernsehen. In verschiedenen Ländern gelebt.
Jetzt wohnte er also in Frankfurt.
Hans verstand sich auf Anhieb mit Irmela und den Jungs, er war witzig und kein bisschen arrogant, trotz dieser Karriere.
Weil kurz zuvor gerade die Fortbildung genehmigt worden war, hatten sie auch darüber gesprochen, und irgendwie ergab es sich, dass Hans ihn einlud, während dieser beiden Tage bei ihm zu übernachten.
Er würde ihn vom Bahnhof abholen.
Marburg. Die Mutter mit den beiden Mädchen stieg aus. Gut. Auf dem Bahnsteig machte sie kehrt, rannte ans Abteilfenster und klopfte mit ihrem Schirm dagegen. Aufgeregt. Das kleinere Mädchen hatte seine Puppe vergessen. Sie war neben den Sitz gerutscht. Er reichte sie hinaus.
Vergessen!
Panik überschwemmte ihn. Er musste sich zum wiederholten Male vor Augen führen, dass er das Video wirklich zurückgebracht hatte. Gleich Montag früh. Es war sein erster Besuch in so einem Schuppen gewesen. Alle gucken mich an, hatte er gedacht, aber natürlich war das Unsinn. Und warum denn auch? Vielleicht wollte er ja den »Weißen Hai« holen. Oder »Susi und Strolch« für seine Jungs. Als sie seinen Personalausweis verlangten, wäre er fast weggelaufen. Aber das wäre noch auffallender gewesen. Nun war er Clubmitglied. Er würde nie wieder hingehen.
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7. September 1983
2.Telefongespräch
»Möglicherweise haben wir was. Die Daten sind gerade reingekommen.«
»Wird auch Zeit.«
»Softporno. Ganz normaler Videoverleih. Weit weg von seiner Wohnung. Durchschnittsware aus dem Regal. Der würde sich nie trauen, nach speziellen Sachen zu fragen. Magere, rasierte Neunzehnjährige, die wenig überzeugend Zwölfjährige mimen. Nichts aus unserer Produktion. Hat er am Wochenende angeschaut, als Frau und Kinder bei den Großeltern waren.«
»Immerhin. Haben Sie den Kontakt?«
»Schon längst. Ich hol ihn nachher vom Bahnhof ab.«
»Dann los.«
Gießen. Noch eine gute halbe Stunde bis Frankfurt. Rolf entspannte sich in dem leeren Abteil.
Wie Hans wohl lebte? Ob er eine Freundin hatte? Er hatte nichts davon erzählt. Na ja, wohl etwas schwierig, wenn man ständig unterwegs war.
Allerdings, er sah sehr gut aus.
Frankfurt. Hans stand schon auf dem Bahnsteig. Ragte aus der Menge. Auffallend durch Größe und Haarfarbe. Er strahlte vor Freude, Rolf wiederzusehen, boxte ihn kumpelhaft gegen die Schulter, griff nach seiner Tasche und ging voran.
»Alter Schwede«, sagte er und grinste dann bedauernd, als sie es sich in seinem Wagen bequem gemacht hatten, »morgen muss ich dich leider allein lassen. Muss kurzfristig nach Hongkong. Aber du bleibst natürlich bei mir wohnen.«
Rolf, der sogar im großen BMW seines Freundes geblieben wäre, war mit allem einverstanden.
Die Wohnung war noch besser als der BMW. Sehr neu. Viel echtes Leder. Rolf dachte an seine Ikea-Versatzstücke.
»Ich glaub, ich hab den falschen Beruf.«
Hans lachte: »Noch ist es nicht zu spät.«
Auch das Bad ein Traum. Gästezimmer mit eigener Dusche und Toilette. Und dann der Blick über den Main und auf die verspiegelten Fassaden der anderen Hochhäuser.
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