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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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sein. Oft dauerte das viele Sitzungen lang. Die Vorbereitung enthielt Fragen der Sicherheit, der Kontrolle von zu heftigen Traumainhalten, die Zusammenstellung der Inhalte an sich und die sorgfältige Planung der Traumaarbeit selbst. 97
    Alle Personen, die einen Teil eines bestimmten Erlebnisses mitgemacht hatten, mussten dabei sein. Das allein herauszufinden, war schwierig und schmerzhaft. Bei der Bearbeitung des Wochenendes in Berlin hatte es Monate gedauert. Zuvor hatte jede beteiligte Innenperson ihre Geschichte aufgeschrieben.
    Wenn es schließlich so weit war, leitete Nina eine Trance ein. Alle Persönlichkeiten, die mit der Episode nichts zu tun hatten und geschützt werden mussten, wurden mit hypnotischer Induktion an sicheren Plätzen im Inneren untergebracht. Dann zählte Nina von null bis zehn, und für wenige Sekunden waren alle Gefühle gleichzeitig da, alle, die sie damals erlebt hatten: die Todesangst, die Wut, der Schmerz, die Verzweiflung, die Lust, der Hass, die Gier, die Trauer, und alle Sinneswahrnehmungen: der Geruch, der Geschmack, die Geräusche, das Fühlen, und alles, was sie gesehen hatten. Manchmal war nur ein einziges Gefühl auf einmal zu ertragen, und die Gefühle mussten nacheinander in getrennten Sitzungen bearbeitet werden.
    Aber dann war es vorbei.
    Große Teile der Traumata waren hinterher tatsächlich verschwunden und wurden zu dem, was sie auch sein sollten: einem Teil der eigenen erlebten Geschichte: traurig, schrecklich, aber weiter weg.
    Vorbei.
    Danach konnte Angela an diese Erlebnisse denken, wenn sie wollte, aber sie überfielen sie nicht mehr mit lähmender Wucht und verwischten alle Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
    »Nein sagen«, das hatte etwas Magisches. Es klang wie ein Kinderspiel, aber es war nicht sicher, ob sie es schaffen würden. Ob sie es überhaupt wollten.
    Und wenn sie es nicht wollten, würde Angela Lenz für immer in Angst und Unsicherheit leben.
    Dieser Kult war ihre Heimat gewesen. Ihr Leben. Immer wieder hatten einige ihrer Persönlichkeiten Treue schwören müssen. Unter Folter, unter Drogen, unter Todesdrohung für sich und Menschen, die ihr nahe waren.
    Die Beschäftigung damit hatte viel Trauer mit sich gebracht. Und die allmähliche Erkenntnis, wie tief der Verrat der Mutter in Wirklichkeit gewesen war: »Unser Vater«, schrieben sie einmal, »hat uns missbraucht, aber er hat unser ›Morgen‹ nicht angerührt. Unsere Mutter wollte, dass auch unsere Zukunft zerstört wird.«
    Offenbar hatte die Mutter nicht nur den Weg der Einzeltäter zu Angela freigegeben, sie hatte ihre Tochter auch an »Onkel Paul« ausgeliefert und leitete, als Angela schon längst verheiratet war, sämtliche Informationen über ihre Tochter an ihn weiter. Sie war die Mittelsperson, die die Verbindung zur Sekte hielt, auch als Angela schon längst glaubte, frei zu sein.
    Frei sein. Was das wohl bedeutete? Sie wollten es erleben.
    Wenn die Sektenkinder in der Traumaarbeit noch einmal durch diese Situation gehen könnten und dabei den Treueschwur verweigerten, »Nein« sagten trotz aller Schmerzen, die sie unweigerlich noch einmal verspüren müssten, dann würden sich die Fesseln lösen lassen. Davon waren sie überzeugt.

GRETE
Zweifel
    Plötzlich ist das Wissen da.
    Sie haben ein Patenkind. Es ist noch im Kult. Geboren von einer Frau, die sie kennen. Im Auftrag Satans geboren. Der Mutter weggenommen, bei Fremden untergebracht.
    Eine Frau, die sie kennen? Sie war mehr. Sie war eine Freundin in der Kindheit. Soweit es Freundschaft gab.
    Grete.
    In den Fotoalben aus Angelas Kindheit taucht sie auf: ein kleines schwarzhaariges Mädchen, zart, dürr und verängstigt. Als Angela auf Trebe ging, war die Verbindung abgerissen. Die letzte Erinnerung an Grete: ein Besuch im Krankenhaus. Wegen eines Schienbeinbruchs an beiden Beinen lag Grete dort. Angela hatte Blumen mitgebracht und ein Buch, hübsch verpackt, im Auftrag von Angelas Mutter. Als sie das Krankenzimmer betrat, war die Krankengymnastin gerade bei Grete. Sie trainierte mit ihr, auf Krücken zu gehen. Komisch sah das aus, Grete in kurzen Hosen, mit Gips an beiden Beinen.
    »Wie alt ist Ihr Kind denn?«, fragte die Krankengymnastin Grete.
    Angela und Grete prusteten los: »Ein Kind? Ich hab doch kein Kind!«, sagte Grete.
    »Komisch«, meinte die Krankengymnastin. »Ich hätte schwören können, dass das Schwangerschaftsstreifen sind, da auf Ihren Beinen.«
    Sie zeigte auf die Oberschenkel der

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