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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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vielleicht doch noch retten können. Auch solche Geschichten erzählt man diesen Kindern: dass die Kinder leben. In einer anderen Familie, aber sie leben. Solange die Patenbrav sind, werden die Kinder weiterleben. Werden sie abtrünnig, dann hätten sie den Tod selbst verschuldet. Das sagt man ihnen. In Deutschland, in England, in Australien, in Holland, in vielen Ländern erzählt man ihnen diese Geschichten.
    Das schafft eine starke Bindung.
    Schließlich die Gewissheit, das Kind ist tot.
    Als es geboren war, musste Grete Satan ewige Treue schwören. Dann würde sie ihr Kind behalten dürfen. Sagte man ihr. So schwor sie ewige Treue. Angela konnte es hören.
    Grete.
    Sie war sehr naiv, und sie war glücklich. Sie war nur für die Schwangerschaft da. Jene Persönlichkeit in Grete, die das Kind bekam. Die die Schwangerschaft und die Geburt erleben musste. Damit die anderen nichts, absolut nichts davon erleben mussten. Sich nicht erinnern mussten.
    Als Grete geschworen hatte, erlaubte man ihr, das Kind zu behalten. Sechs Wochen. So lange, bis sie eine Beziehung zu ihm aufgebaut hatte.
    Erst dann wurde es geopfert. Angela erinnerte sich, denn sie war wieder dabei gewesen.
    Man rief Grete. Sie wusste nicht, warum. Sie sollte zur Zeremonie kommen.
    Welche Zeremonie?
    Zuerst begriff sie nicht. Sie könne leider nicht, sagte sie den Männern, sie müsse sich jetzt um ihr Baby kümmern. Das Kind müsse getauft werden, erklärte Grete den Männern, und später solle es eine gute Schulbildung bekommen. Dann fiel es ihr ein: Ob sie sie vielleicht deshalb jetzt holten?, fragte sie. Weil das Kind getauft werden sollte? Da lachten die Männer und sagten, das könnte man so sagen. Ja, ja, so eine Art Taufe sei es wohl.
    Also nahm sie ihr Baby in den Arm und ging mit ihnen mit. Angela folgte.
    Den Raum kannte sie noch nicht. Es war eine Halle mit einem Altar. Kerzen waren an den Wänden in Leuchtern. Man nahm ihr das Baby aus dem Arm und legte es in eine Schale auf dem Altar. Die Männer in den Kutten stimmten Gesänge an, knieten nieder, gingen umher. Sie aber hatte nur ihr Baby im Blick.
    Dann kam der Hohepriester und gab ihr das Messer in die Hand. Jetzt begriff sie: Sie sollte ihr eigenes Kind töten.
    »Nein, nicht mein Baby!« Sie brach zusammen, heulte und schrie. Sie wurde geschlagen, getreten, an den Altar gezerrt. Zwei packten zu und hielten sie aufrecht, der dritte führte ihre Hand mit dem Messer.
    Sie fühlte, wie das Messer die zarte Haut ihres Kindes durchschnitt. Das Baby schrie. Ihr Baby, das so köstlich duftete und kaum weinte. Ihr feines, sanftes, wehrloses Baby. Es starb.
    Das Ritual erforderte, dass sie vom Blut trinken und vom Herz essen musste.
    »Nein«, sagte sie, »ihr könnt mich umbringen, das tue ich nicht.« Man schlug sie. Sie weigerte sich. Man folterte sie. Sie weigerte sich.
    Dann tat sie es plötzlich.
    Es passierte einfach. Sie konnte es nicht verhindern.
    Der Anteil von Angela, der zugeschaut hatte, wusste, was geschehen war: Grete war verschwunden. Eine andere hatte die Arbeit übernommen.
    Das war der Fluch: Grete wäre lieber gestorben. Wenn sich das Überlebenssystem nicht eingeschaltet hätte.
    Sie war fort, und zurück blieb eine andere.
    Eine, die wie Angela in diesem Kult groß geworden war. Die wusste, was ihre Aufgabe war: Sie musste vom Fleisch essen und vom Blut trinken.
    Sie aß und sie trank.
    Wessen Blut es war, wusste sie nicht.
    Auch Angela hatte mitmachen müssen: Man hatte sie gezwungen, das Kind zu halten. Auch sie hatte ein Stück vom Herzen essen müssen. Es war eine unerträgliche Schuld. Sie war so schuldig wie Grete.
    Es dauerte dreizehn Jahre, bis sie sich diesem Grauen in sich wieder nähern konnten. Erst als sie Nina Temberg gefunden hatten, von der sie annahmen, dass sie ihre Geschichte vielleicht würde aushalten können. Aber auch dann dauerte es noch einmal sechs Jahre, bis sie mit ihr darüber sprechen konnten.
    Wenn Nina zu Anfang gewusst hätte, was da auf sie zukam, hätte sie diese Jahre nicht auf sich genommen.
Vater
    Sie zögern tagelang. Saturia ist die Persönlichkeit in Angela, die beobachtet hatte, was Grete geschehen war. Saturia ist zu schwach, um eine Traumabearbeitung durchzustehen. Die kleine Lena ist voller Sorge um sie.
    »Wenn es so weitergeht, kommt Saturia in eine Anstalt«, berichtet sie ihrer Therapeutin die dramatischen Vorgänge im Inneren. »Sie wird verrückt. Sie sitzt immer nur da, hält Gretes totes Kind auf dem Schoß und schaukelt

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