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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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sich gegen den Holzrahmen, schlug mit den Fäusten gegen die Milchglasscheiben, mit dem Kopf.
    »Zweimal aufschließen« , sagte eine Stimme. Sie fuhr herum, aber da war niemand. Als sie wieder nach dem Schlüssel griff, zitterte ihre Hand so sehr, dass er ihr aus dem Schloss rutschte und das Schlüsselbund auf den Holzboden knallte.
    Es klang wie ein Schuss.
    Sie hatte das Gefühl, innerlich wegzusacken.
    Jetzt ganz ruhig bleiben.
    Sie ließ sich langsam mit dem Rücken an der Wand herunter, griff nach dem Schlüssel und schob sich wieder hoch. Aber welcher Schlüssel war es? Sie betrachtete alle. »Der« , sagte eine Stimme, und sie hätte das Bund beinahe wieder fallen gelassen. Sie schaute sich nicht um, stieß den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn zweimal herum, die Tür öffnete sich, und sie raste das Treppenhaus hinunter, drei, vier Stufen überspringend. Bitte, bitte, keine verschlossene Haustür!
    Sie stand auf der Straße und schaute sich um. Hier war sie noch nie gewesen. Kopfsteinpflaster, und ein Trecker tuckerte vorbei. In der Ferne eine Weide, ein paar Kühe. Es roch feucht, nach Regen und Stall. Ein Dorf war das, und sie kam aus der Großstadt. Also war sie weit weg von zu Hause. Sie ging den Weg entlang, fand ein Straßenschild, aber den Namen kannte sie nicht.
    Große alte Ahornbäume überschatteten den Fußweg mit dichtem Laub. Einige hatten ihre Früchte schon abgeworfen, der Weg war voll kleiner Ahorn-Flügel. Sie nahm einen davon auf und setzte ihn sich auf die Nase. Wieso tragen die Ahornbäume jetzt schon Früchte? Das war ungewöhnlich, das wusste sie genau.
    Und alle Bäume voller Blätter. Gestern waren sie noch kahl gewesen. Ziemlich warm für März ist es außerdem. Gestern hatteein kalter Wind geweht. War sie etwa im Süden? Gestern schien zwar die Sonne, aber es war so kühl, dass ihre Mutter anordnete, sie müsse einen Wintermantel tragen. Sie hatte gehorcht. Das war klüger so, das wusste sie genau. Wenn sie gehorchte, hatte sie bessere Chancen, nicht schon wieder einige Stunden zu verlieren. So viel hatte sie inzwischen herausgekriegt.
    Sie schaute an sich herunter und erschrak. Zerfetzte Jeans, wenn ihre Mutter das merkte! Lauter Einschnitte, wie mit Absicht. Man konnte die Haut darunter sehen. Wessen Jeans waren das überhaupt? Ihre mit Sicherheit nicht. Sie griff in die Hosentaschen, fand aber nichts. Auch die Schuhe gehörten ihr nicht. Merkwürdige bunte Turnschuhe, ein Name stand darauf, Reebok, ihrer war das nicht.
    Einfach weitergehen.
    Ein Auto hupte, jemand, den sie nicht kannte, winkte und fuhr vorüber. Wieso hat der gehupt?, fragte sie sich. Aber nur einen Moment.
    Autokennzeichen, dachte sie dann, daran erkennt man, wo man ist. Sie lief zu drei parkenden Wagen. FL, Flensburg. Das war im Norden, jedenfalls nicht in der Umgebung von Köln. Wie war sie hierhergekommen? Nein, nicht die falschen Fragen stellen. Wie kam sie wieder nach Haus? Das war die richtige Frage.
    Weiter vorn eilte ihr auf ihrer Straßenseite ein Mann entgegen: groß, hager, sehr schnelle Schritte. Er trug einen Hut, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte.
    Angst.
    Sie drehte sich um und rannte zurück zu dem Haus, aus dem sie gekommen war. Die Haustür stand immer noch offen, sie lief hinein und zog sie hinter sich zu. Hatte er sie gesehen? Sich gemerkt, wohin sie rannte? Wenn er nun kam?
    Wovor hatte sie eigentlich Angst? Sie wusste keine Antwort. Kannte sie den Mann? Nein. Oder doch? Bestimmt nicht. Warum war sie dann weggerannt? Sie wusste es nicht. Und warum wieder hierher? Wohin denn sonst?
    Sie musste wieder in die fremde Wohnung, um einen Faden zu finden. Irgendwo musste sie ja anfangen. So machte sie es immer. Und wenn sie draußen auch Angst hatte, konnte sie genauso gut drinnen bleiben. Langsam stieg sie die Treppe wieder hoch. Die Wohnungstür war noch angelehnt. Sie klingelte. Zweimal. Niemand kam. Neben der Klingel stand ein Name: »Lenz«. Sie kannte keinen, der so hieß. »Hallo«, rief sie laut und klingelte noch einmal.
    Nichts.
    Sie betrat die Wohnung, ließ die Tür jedoch offen und schob die Fußmatte halb darunter, damit sie nicht zufiel. Im Flur war eine Garderobe mit dem lebensgroßen Foto einer Frau. Entfernt sah sie ihr ähnlich, hatte aber lange Haare und war viel älter. Eine Tante, von der sie nichts wusste? Waren sie vielleicht in diese Wohnung gefahren, um hier zu übernachten? Gestern, nach der Beerdigung? Vielleicht waren ihre Mutter und ihr Bruder nur für

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