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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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Tonaufnahmen der Therapeutin, um Abneigung oder Angst zu erzeugen.
    Die Zeichnungen von Angela Lenz zeigen zwei Welten: eine helle, heitere, bunte und eine düstere, schwarz-braune, bedrohliche, voll Grausamkeit und Gewalt. Voll erlebter Gewalt. Einige Persönlichkeiten in Angela wollen Rache. Die meisten aber wollen nur, »dass die helle Welt endlich sieht, dass es die andere, die dunkle Welt wirklich gibt«.
    Es gibt sie wirklich, hier bei uns, ganz in der Nähe. Nicht nur im belgischen Sars-la-Buissière, wo Marc Dutroux folterte und tötete. Oder in den Wäldern bei Mailand, wo die Heavy Metal Band »Beasts of Satan« in satanistischen Ritualen mordete. Oder im französischen Angier, wo 45 Kinder zwischen sechs Monaten und zwölf Jahren von 66 Erwachsenen – darunter ihre eigenen Eltern – vergewaltigt und zur Prostitution verkauft wurden. Oder in London, wo 2001 nach Angaben von Scotland Yard 300 farbige Jungen zwischen vier und sieben Jahren verschwanden. Oder in Portugal, wo über 600 Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder in der staatlichen Heimkette Casa Pia aufgedeckt wurden. Oder in Spanien, wo die Polizei im Juli 2007 bei der »Operation Bestrafung« 66 Verdächtige verhaftete und 50 Millionen (!) Bilder mit Kinderfolterbildern beschlagnahmte. Sondern auch hier bei uns.
    Ob es gelingt, Licht in das Dunkel dieser geheimen Welt zu bringen?
    Ulla Fröhling

STEFANIE
    »Ich weiß nicht, dass ich nichts weiß.«
Die fremde Wohnung
    Es ist alles in Ordnung.
    Sie war nur einen Augenblick eingeschlafen. Kein Grund zur Panik. Ruhig bleiben. Das war das Wichtigste. Nicht die Nerven verlieren. Irgendwann würde sie schon herausfinden, wo sie ist. In wessen Wohnung.
    Das fand sie meistens heraus. War sehr geschickt darin. Nichts anmerken lassen, zuhören, genau beobachten. Und ruhig bleiben.
    Manches allerdings fand sie nie heraus: Wie sie an die fremden Orte gekommen war. Was vorher geschehen war. Aber danach fragte sie sich schon längst nicht mehr. Sie hakte die Vergangenheit ab, sammelte ein paar lose Fäden auf und machte weiter.
    Diesmal lag sie auf einer Couch. Einer fremden Couch. Rauher Stoff, Leinen vielleicht, braun mit grauen Streifen. Ein paar Kissen. Nicht ihr Geschmack. Ein Aquarium, ein Bücherregal. Vier Fenster, alle zu. Nur eine Tür, auch die geschlossen.
    Keinen Fehler machen.
    Sie blieb reglos liegen und lauschte. Stille hinter der Tür. Offenbar war sie allein. Gut. Das ließ ihr Zeit, sich umzuschauen,sich vertraut zu machen. Nach Erinnerungen suchen, einen Halt finden. Manchmal, das kannte sie schon, wurde sie ohnmächtig und wachte an einem anderen Ort wieder auf. Zu Hause, wenn sie Glück hatte. Irgendwo auf der Straße, nachts, ohne Hausschlüssel, wenn sie Pech hatte. Auf alle Fälle war es besser, erst einmal allein zu sein. Dann musste man nichts erklären, nicht lügen.
    Sie streckte die Beine aus. Vorsichtig. Bewegte die Arme, die Finger. Nein, keine Schmerzen. Gut.
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Aber das war überhaupt nicht ihre; diese Uhr hatte sie noch nie gesehen, eigentlich war das gar keine richtige Uhr, es gab kein Zifferblatt, keine Zeiger, sondern nur eine Reihe Zahlen: 15:35:23 stand da, die letzten Zahlen veränderten sich ständig. Sie hatte so eine neumodische Uhr vor kurzem in einem Schaufenster betrachtet, und am Arm eines Geschäftsfreundes von ihrem Vater war auch mal eine gewesen. Aber sie selbst besaß so etwas nicht. Außerdem wäre ihr Bruder der Erste, der solch ein Geschenk bekäme. Und nicht sie.
    Auch dies hakte sie ab, wie die meisten Überraschungen in ihrem Leben.
    Weitermachen.
    Sie setzte sich auf. Legte ihre Hand auf den Tisch und trommelte mit den Fingerspitzen auf das Holz. Ein niedriger, schwerer Couchtisch, darauf ein Aschenbecher mit einer halbgerauchten, glimmenden Zigarette.
    … glimmenden Zigarette!
    Ihr wurde heiß vor Panik: Jemand hatte hier vor kurzem geraucht. Es war doch noch einer in der Wohnung!
    Leise stand sie auf, strich sich die kurzen Haare aus dem Gesicht, ging zur Tür und drückte langsam die Klinke herunter. Hinter der Tür ein langer Flur, schmal und dunkel. Sie tastete nach dem Lichtschalter. Nein, besser kein Licht. Im Halbdunkel sah sie sechs Türen, zwei standen offen. Gegenüber vermutlichdie Wohnungstür, der Schlüssel steckte im Schloss. Sie rannte los, drehte den Schlüssel herum, drückte die Klinke herunter. Die Tür blieb verschlossen. Raus! Ich will raus hier! Sie rüttelte an der Klinke, riss an ihr, warf

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