Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)
im Anzug öffnete die Fahrertür, stieg aus, stellte sich neben seinen Wagen und wartete. Als der Mann mit der Perle vor ihm stand, wechselten sie ein paar Worte, der Ältere reichte dem Blonden einige Scheine, setzte sich auf den Rücksitz und schloss die Tür.
Der Jüngere ging zurück zu seinem Wagen, winkte Angela heraus und sagte: »Na, los.«
Sie stieg aus und ging auf den anderen Wagen zu. Während sie ging, veränderte sich ihre Körperhaltung, ihr Schritt bekam etwas Tänzelndes, ihre Hüften einen Schwung, über den niemand anders aus dem ganzen System verfügte.
Das war Rita. Mit Spaß ging Rita an die Arbeit. Sie war gut, und sie wusste es genau. Rita war das Bilderbuchklischee der guten Hure: sexy, gutmütig und naiv. Rita war sehr naiv.
Das hatte dem Körper schon einige Schläge eingebracht. Zum Beispiel damals, als sie geheiratet hatten. Diesen netten älteren Mann, der von alldem nichts ahnte. Damals war sie zu ihren Zuhältern marschiert und hatte ihnen verkündet, dass sie von nun an leider nicht mehr für sie arbeiten könnten. Sie würden nämlich heiraten und zwar einen sehr netten Mann, und da würde das natürlich nicht mehr gehen.
Das würden sie sicher verstehen.
Als die Männer angefangen hatten, sie zu prügeln, war Rita im Inneren verschwunden. Und Herold war gekommen und hatte die Prügel eingesteckt. Er hatte ihnen sofort versprochen, dass alles genauso weiterlaufen würde wie bisher. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte sich zu wehren. Sie würden diese Männer niemals loswerden. Nie im Leben. Das Einzige, was sie schaffen konnten, war, am Leben zu bleiben. Und das auch nur, wenn sie absolut gehorsam waren.
Rita tänzelte auf den anderen Wagen zu und verschwand auf dem Rücksitz. Nach einer Viertelstunde erschien ein zweiter Mercedes und parkte ebenfalls in fünfzig Metern Entfernung von den beiden anderen Wagen.
»Gutes Timing«, sagte der Blonde zu seinem Kumpel auf dem Rücksitz. Dann kassierte er auch den Nächsten ab, und Rita wechselte den Wagen. Nach einer knappen Stunde standen sie wieder allein auf dem Parkplatz.
Beide Männer stiegen aus, lehnten sich an die Kotflügel des BMW und beobachteten Rita, wie sie mit schnellen Schritten auf sie zukam. Als sie vor ihnen stand, lächelte sie. Da holte der Dunkelhaarige blitzschnell aus und schlug ihr mit der Faust in den Magen, so dass ihr die Luft wegblieb.
»Damit du nicht vergisst, dass du zu gehorchen hast.«
»Steig ein«, sagte der Blonde, als ihr atemloses Keuchen sich nach einer Weile wieder beruhigt hatte. Sie stieg ein. Zu dritt fuhren sie zum Hauptbahnhof zurück.
»Nächster Termin: übernächster Montag. Nach der Therapie. Sorge dafür, dass die Therapiestunden weiterhin so unregelmäßig aufhören.«
»In Ordnung«, sagte sie.
Dann stieg sie aus, ging zu ihrem Fiat und fuhr nach Hause.Besorgt horchte Angela auf die rumpelnden, klappernden und scheppernden Geräusche, die ihr Wagen an den verschiedenen Stellen produzierte. Der Fiat war wirklich allmählich ein Wrack. Aber sie hatten nun mal leider kein Geld über. Und solange sie Hausfrau war und nichts dazuverdiente, war einfach kein neues Auto in Sicht.
Schade, aber wahr.
Sie schaute auf die Uhr: schon halb neun. Die Zeit raste. Wieder waren es über drei Stunden Therapie gewesen. Was war denn nur so Wichtiges zu besprechen gewesen heute? Eigentlich doch gar nichts. Oder? Was hatten sie denn überhaupt beredet heute? Eigentlich überhaupt nichts, sie hatten doch nur nett miteinander geplaudert. Es wurde Zeit, dass sie endlich mal wieder richtig arbeiteten in der Therapie. Vorankamen.
Na, egal. Jetzt musste sie sehen, dass sie zügig nach Hause fuhr. Wolfgang wartete. Bestimmt war er wieder vor dem Fernseher eingeschlafen. Kein Wunder – er arbeitete wirklich hart.
Abwehr
Stefanie hielt sich an keine Abmachung. Sie drückte sich an allen anderen vorbei nach draußen. Sie nahm keine von den anderen Innenpersonen wahr und begann von neuem, die Wohnung zu durchwühlen.
Sarah versuchte alles.
Sie sprach Stefanie an. Doch sie merkte, dass diese sie nicht hörte. Aber immerhin folgte sie ihren Hinweisen, auch wenn sie sie für ihre eigenen Ideen hielt. So konnte Sarah sie durch die Wohnung führen. Sie zeigte ihr Fotos, nannte Namen. Stefanie sah alles wie aus großer Distanz, ein wenig nebelig auch, aber deutlich genug.
Sarah sagte, dass Stefanie sich all diese neuen Dinge erst einmal von innen anschauen solle, in Ruhe alles beobachten, abernur
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