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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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aber es immer wieder verdrängt. Vielleicht ist es eine seltene Krankheit, und jetzt werde ich langsam gesund. Weil ich mich nach und nach an alles wieder erinnern kann. Sie sagen, dass es eine andere Person war, die für mich gelebt hat. Doch woher wollen Sie das denn wissen? Vielleicht habe ich ganz schlimme Dinge gemacht und mir alle diese Ausreden nur ausgedacht.
    Woher wollen Sie wissen, dass es nicht so ist? Ich hab doch immer gelogen. Ich weiß zwar, dass ich mir diese Ausreden nicht bewusst habe einfallen lassen, aber es kann doch sein. Sie sagen, Sie haben schon mit anderen Personen gesprochenund wissen viel von mir. Doch vielleicht war ich das ja alles selber. Dass ich mich nicht daran erinnern kann, ist eben diese seltsame Krankheit. Bitte sagen Sie mir doch endlich die Wahrheit. Was ist das für eine Krankheit?
    Und warum behaupten Sie immer, dass diese Träume von mir vielleicht Wahrheit sind? Wie wollen Sie das denn wissen? Sie waren doch gar nicht dabei. Sagen Sie mir doch lieber, warum ich früher immer solche schrecklichen Träume hatte? Und warum träume ich jetzt nicht mehr? Ist das nicht auch ein Zeichen dafür, dass es mir langsam besser geht?
    Sie sagen, dass Sie mir helfen wollen. Dann tun Sie es, indem Sie mir die Wahrheit sagen. Vielleicht bin ich ja ein schlechter Mensch, habe ganz schlimme Dinge getan und immer nur gelogen. Doch wenn es so gewesen ist, will ich auch dafür geradestehen. Das habe ich früher schon, und das werde ich heute auch. Ich will mir nicht länger Lügen einfallen lassen, um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich will ehrlich werden, egal, was ich getan habe. Egal, welche Folgen es hat. Ich glaube eigentlich, dass man Ihnen vertrauen kann und dass Sie ein ehrlicher Mensch sind. Und deshalb finde ich es wichtig, dass Sie auch zu mir ehrlich sind. Danke.
    Stefanie
    »Schau an«, dachte Nina und schmunzelte, »sie sagt, sie allein ist Angela Lenz. Andere gibt es nicht. Aber sie hat mit Stefanie unterschrieben.«
    Dann fand sie in dem Brief einen zweiten Zettel. Er war von Sarah geschrieben:

    Liebe Nina!
    Das war vielleicht etwas! Ich hätte es wissen müssen. Sie hat sich schon früher gegen alles gewehrt. Zum Glück waren wir fast die ganze Zeit alleine zu Hause. Sie war fast vier Stunden draußen. Und all mein Reden und Mühen hat nichts geholfen.Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie panisch ich wurde. Schließlich konnte ich mir denken, dass eine kleine Katastrophe geschehen könnte, wenn die Familie zurückkommt und Stefanie noch immer draußen ist. Sie hat systematisch die Wohnung durchsucht, um ihre Erinnerung aufzufrischen. Irgendwann habe ich aufgehört, ihr zu helfen. Sie glaubte ja doch nicht, dass ich mit ihr rede. Sondern sie fühlte sich in ihrer Theorie nur bestätigt. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen.
    Da fiel mir noch eine Möglichkeit ein: Stefanie reagiert genauso wie Traute. Kein Wunder, Traute ist ja auch ihre Fortsetzung, denn sie hat nach der Beerdigung Stefanies Rolle übernommen. Wenn viele von uns da sind und alle durcheinanderreden, bekommt Traute schlimme Kopfschmerzen, glaubt verrückt zu werden und sehnt sich nach Ruhe. Und Stefanie genauso. Diese Schwäche haben wir dann ausgenutzt. Und zwar habe ich Jimmy, Magda, Miranda, Martha und Chris gerufen. Ich musste das machen, auch wenn es sich schlimm anhört. Wir haben sie so lange bearbeitet, bis ihre Kraft schwächer wurde und ich sie wieder nach hinten drängen konnte. Es tat mir leid, sie so zu quälen, doch was hätte ich tun sollen?
    Jetzt werde ich auf jeden Fall zu verhindern versuchen, dass sie wieder ganz nach draußen kommt. Erst wenn du wieder dabei bist. Es ist einfach zu gefährlich. Ich weiß nicht, wie ich sie von unserer Existenz überzeugen soll. Es war mit Traute ja schon recht schwer, aber ich glaube, mit Stefanie wird es noch schwerer. Kannst du etwas helfen?
    Bitte sei nicht böse auf sie. Ich mag sie, und ich kann sie auch verstehen. Sie hat es nicht leicht. Ihre Bockigkeit und ihr Trotz sind doch nur die nackte Panik vor uns. Stell dir mal vor, dir wäre es so ergangen. Es sagt sich so leicht, dass man versuchen würde, sich damit auseinanderzusetzen, doch die Auseinandersetzung mit uns bedeutet auch gleichzeitigdie Auseinandersetzung mit ihren Träumen. Es ist leichter zu glauben, das alles nur geträumt zu haben und böse zu sein, anstatt der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Versuche, sie auch lieb zu haben. Ich glaub, sie hat das sehr nötig.
    Sarah
    Es

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