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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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ich viel besser. Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich auch nicht weiß, warum ich in allen Sachen so gut war. Wenn das mit den Personen alles stimmt, dann waren es die anderen, denn an Wettkämpfe, Klassenarbeiten, Vorspieltermine kann ich mich nicht erinnern. Doch ich habe immer erfahren, dass es toll war.
    Aber meine Eltern waren nie zufrieden. Vor den anderen haben sie angegeben, ich sei das supertolle Kind. Doch zu Hause war es immer ganz anders. Sie wollten entweder nichts mit mir zu tun haben, oder sie wurden böse. Oder sie erzählten, dass ich böse Dinge getan hätte. Zu manchen Onkels soll ich nicht so nett gewesen sein, wie sich das für ein kleines Mädchen gehört. Manchmal erzählten sie auch, ich habe versucht wegzulaufen, habe geschrien und um mich geschlagen.Sie sagten, ich wäre eine Lügnerin. Ich habe das alles nie verstanden. Ich weiß nur, dass sie mich gehasst haben. Dabei hab ich doch immer versucht, alles richtig zu machen. Wenn ich mal eine Freundin hatte oder mit einem anderen Menschen etwas länger redete als fünf Worte, wurden sie wild. Sie verboten mir den Kontakt und hielten mich immer unter Kontrolle. Warum denn nur? Auf den Wettkämpfen habe ich nur mitbekommen, dass alle anderen Mädchen sich unterhielten oder anderes gemeinsam machten. Ich musste immer neben meinem Vater stehen bleiben, der mich behütete und nur das Beste für mich wollte.
    Am schlimmsten war es ja, dass ich immer so viel verletzt und krank war. Darüber waren meine Eltern auch immer böse und gaben mir die Schuld, wenn ich nicht in die Schule, zum Training oder zum Klavierspielen konnte. Und das war recht oft. Doch ich konnte nichts dafür. Ich wusste auch nicht, warum ich das schon wieder hatte. Damit sie nicht so böse waren, hab ich mir Entschuldigungen ausgedacht und alle Schuld auf mich genommen. Doch das war auch unehrlich.
    Manchmal hab ich mich gefragt, ob meine Eltern Recht hatten. Vielleicht fügte ich mir die Verletzungen ja alle selber zu. Ich weiß nur bis heute nicht, wie ich immer diese Verletzungen auf meinem Rücken hinbekommen haben soll. Da komm ich doch gar nicht alleine hin. Besonders schlimm war es, wenn ich wieder zum Schwimmen musste. Oft haben andere Menschen mich auf noch nicht ganz verheilte Verletzungen angesprochen. Ich musste mir immer etwas ausdenken. Mal war mir der Topf mit dem kochenden Wasser aus der Hand gefallen, oder ich war die Treppe runtergefallen. Die Verletzungen an meinem Rücken und, na ja, Sie wissen schon, da unten, die hat nie einer gesehen. Ich hab mich immer so umgezogen, dass es keiner sehen konnte.
    Ich hab mich immer nach wenigstens einem Menschen gesehnt, der mir mal hilft, der mich lieb hat und bei dem ichnicht immer böse bin. Und nun habe ich Angst. Ich weiß noch nicht alles, was bei Ihnen gewesen ist. War ich vielleicht böse zu Ihnen? Wollen Sie deshalb nichts mehr mit mir zu tun haben? Ich weiß nicht, ob ich mich auf diese Sarah verlassen kann. Woher soll ich denn wissen, dass sie die Wahrheit sagt? Bitte, Frau Temberg, wenn es wirklich so ist, dass Sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, teilen Sie mir das doch bitte mit. Gehen Sie nicht einfach und lassen Sie mich in dieser Unsicherheit zurück.
    Sagen Sie mir, was ich schon wieder falsch gemacht habe. Sie sind der erste Mensch überhaupt, der mich so liebevoll in den Arm genommen hat und bei dem ich keine Angst hatte. Es tut mir wirklich leid, wenn ich Dinge gesagt oder getan habe, die Ihnen weh getan haben.
    Bitte glauben Sie mir, ich bekomme davon wirklich nichts mit. Ich spinne nicht. Es ist ehrlich so. Sie sagen doch selber, dass es da noch ganz viele andere Personen gibt. Vielleicht machen die ja solche Dinge, aber ich will das nicht.
    Ich hoffe noch immer, dass der Urlaub einfach noch nicht vorüber ist und ich Sie deshalb nicht erreichen kann. Ich habe Sie sehr gerne.
    Stefanie
    Natürlich war der Urlaub noch nicht zu Ende gewesen. Als Stefanie ihren Brief schrieb, lag Nina auf einer schattigen Terrasse in Pitsidia, im Süden Kretas, trank ein Glas Wein, aß Oliven, hin und wieder ein Stück Weißbrot, schaute auf das ruhige, glatte Meer, das den wolkenlosen Himmel spiegelte, und beobachtete, wie die kleinen Salamander über den Steinboden der Terrasse huschten. Oder sie las. Manchmal legte sie ihrem Mann, der im Liegestuhl neben ihr träumte, leicht die Hand auf den Arm, sie lächelten sich matt und zufrieden an. Manchmal rutschte ihr auch die Brille ganz nach vorn auf die

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