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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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erinnerte sich jedoch kaum daran. Aber dass das Haus immer im Dunkel lag, in einer Talsenke zwischen den hohen alten Bäumen, das wusste sie noch.
    Endora wusste von nichts.
    Sie sah eine Ruine vor sich, von der nur noch der Keller zu existieren schien, die Kellertreppe, eine intakte Kellerdecke und drei baufällige Backsteinmauern, die wohl einmal bis zum zweiten Geschoss hinaufgereicht hatten.
    Und ein einzelner hoher Schornsteinzug.
    Der Mann war die Kellertreppe hinuntergegangen. Die Kinder folgten ihm. Sechs gemauerte Stufen führten hinab in einen kleinen Raum. Dort mussten die Kinder sich ausziehen. »Ausziehen« war das Stichwort für Mona und Manuela. Damit kannten sie sich aus. Sie tauchten auf und taten wie befohlen. Keines der Kinder sprach dabei.
    »Los, los, Beeilung«, sagte einer der beiden Männer, die aufpassten, und trat Angela, die schon fertig war, in die Kniekehlen, so dass sie hinfiel.
    Jemand trug eine Holzkiste in den Kellerraum. Darin war die Katze mit ihren Jungen.
    »Angela«, sagte der Mann mit dem lila Kreuz, den sie irgendwoher kannte, freundlich sagte er es, »du bist heute zum ersten Mal hier. Deshalb darfst du dir eines der Tiere aussuchen. Welches ist deine Lieblingskatze?«
    Angela strahlte, stand auf und zeigte auf das schwarze Kätzchen. Nun dürfte sie es doch behalten. Der Mann ergriff es im Nacken, so dass es sofort in eine Tragestarre fiel.
    Sie bekamen etwas zu trinken, einen dickflüssigen Saft. Dass er Zusätze enthielt, Beruhigungsmittel vielleicht, sagte man ihnen nicht. Warum auch? Es hätte nichts geändert. Dann schob man den Mädchen, gleichgültig welchen Alters, einen Gummistock in die Scheide und befestigte ihn mit einer Vorrichtung an der Hüfte. Sie fragten nicht, warum. Sie sagten nicht, dass es schmerzte. Sie weinten nicht. Es spielte keine Rolle. Es würde nichts ändern.
    Später würde einer der Männer in den schwarzen Umhängen und den Kapuzen ihnen mitteilen, das müsse so geschehen, Satan verlange es, damit er ganz sicher sein könne, dass sie nur ihm gehörten.
    Als sie fertig waren, gingen sie schweigend eine weitere Treppe hinab. Sie war recht lang, etwa zwanzig Stufen, und führte schräg unter dem Haus hindurch. Die meisten Stufen waren sehr hoch und in Fels gehauen. Von außen wirkte das Gebäude nur wie eine baufällige Ruine, nichts ließ erkennen, dass es so weit in die Tiefe ging.
    Je tiefer sie kamen, desto stärker wurde ein merkwürdiger Geruch, den Angela noch niemals gerochen hatte. Er legte sich wie eine pelzige Schicht in Mund und Nase, kleidete die Luftröhre aus und die Lungen. Das Atmen wurde schwer, ihre Augen tränten. Sie konnte die Wände nicht mehr erkennen. Sie tastete sich voran. Mehr spürte sie die anderen Kinder um sich herum, als dass sie sie sah. Ihre Schritte hörte sie nicht, irgendetwas schluckte alle Geräusche. Der Steinboden unter den Füßen wurde immer kälter.
    Es war dunkel. Es war kalt. Die Haut zog sich zusammen. Die Kälte ging durch ihren ganzen Körper.
    Eine Kälte bis in die Knochen.
    Sie wollte sich auf den Boden hocken, klein und ängstlich, und einfach nicht mehr weitergehen.
    Sie ging weiter.
    Am Fuße der Treppe begann ein Gang, der zu einem anderen Raum führte. Ein schwacher Lichtschein wies den Weg und warf flackerndes Licht auf die nackten Körper der anderen Kinder um sie herum.
    Der Raum ist groß, der sich vor ihnen öffnet. So groß, so dunkel, dass sie nicht sehen können, wie groß er ist. Es könnte ein alter Weinkeller sein, eine Lagerhalle, ein Bunker vielleicht. An den Wänden hängen Leuchter mit brennenden Kerzen. Schwarzen Kerzen. Alle Kinder sind jetzt in dem großen Raum. Die Tür wird hinter ihnen geschlossen. Sie sind allein in ihrer Nacktheit, ihrer Scham, der Kälte, mit ihrer Angst. Sie können sich nicht trösten, denn sie sind nicht gemeinsam hier. Jedes ist für sich allein.
    Endora sinkt auf den kalten Steinboden nieder, bleibt hocken. Sie will fliehen, aber sie kann nicht. Sie kann sich nicht bewegen. Ihre Beine schlottern, tragen nicht.
    Die Kerzen an den Wänden flackern, schwarze Mauern bewegen sich, Schatten fallen, heben sich, die Decke scheint sich zu senken. Nichts bleibt. Dunkle Schemen kommen näher, verschwinden wieder. Schritte hallen von irgendwoher.
    Die Kerzenflammen wehen in ihre Richtung: ein Luftzug, sagt ihr Verstand. Dort drüben muss eine Öffnung sein.
    Die Luft ist fast erträglich jetzt. Oder hat sie sich nur an den Geruch gewöhnt? Erträglich,

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