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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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Das Ritual
    Die Abendsonne schien durch die kahlen Äste der Bäume. Braungraues Laub vom vergangenen Herbst bedeckte den Waldboden, hin und wieder aufgepeitscht vom kalten, rauen Frühlingswind. Es knisterte trocken unter den Pfoten einer jungen Katze, die raschelnden Blättern nachjagte und flirrende Schatten von Eichen und Birken zu fangen versuchte, welche die untergehende Sonne auf den Laubteppich zeichnete.
    Angela knickte einen verdorrten Halm ab, der inmitten eines matten Grasbüschels wie lebend aus dem Boden ragte. Langsam schlich sie an das Katzenjunge heran, das abseits von seinen Geschwistern in ihrer Nähe herumrollte, und kitzelte es mit dem Grashalm am Näschen. Das Kätzchen nieste, einmal, noch einmal, setzte sich auf, schüttelte verdutzt den Kopf und begann sich zu putzen. Angela musste lachen: wie niedlich! Sie hätte auch gern ein Kätzchen. Ob sie dieses behalten durfte?
    Sie schaute hinüber zu den anderen. Ein seltsames Bild: Acht Kinder allein in einem verwilderten Garten, einer Waldlichtung, aber sie spielten nicht. Man hörte keine lauten Stimmen. Man hörte gar keine Stimmen. Sie sprachen nicht miteinander. Sie bewegten sich kaum. Angela kannte keines von ihnen.
    Ein lustiges Kinderfest wollten sie heute feiern, ein Osterfest, hatte Onkel Paul ihr erklärt, als er sie am Nachmittag bei den Eltern abgeholt hatte. Lustig war das hier aber gar nicht, fand Angela. Still und abwartend hockten die Kinder unter der großen Eiche, im Halbkreis um eine erwachsene Katze geschart, die gerade ihre vier Jungen putzte. Alle Kätzchen waren ziemlich dunkel, aber Angelas war wirklich rabenschwarz, es hatte kein einziges weißes Haar. Sie würde es Peter nennen, schwarzer Peter.
    »Peterle«, sagte sie leise und zog den Halm langsam durch das Laub, »Peter, Peter, Peter.«
    Das Tier sprang hinterher, ließ sich streicheln, schnurrte ganz leise und rieb seinen kleinen, weichen Kopf an ihrer Hand. Sie hob es hoch.
    »Das ist also die Katze, die du besonders gern hast«, sagte hinter ihr eine tiefe Männerstimme. Irgendwo hatte sie die schon einmal gehört. Sie fuhr herum und schaute nach oben, aber sie konnte nicht erkennen, wer sich unter dem schwarzen Umhang verbarg, denn die große Kapuze überschattete sein Gesicht.
    Außerdem stand er direkt vor der Sonne, deren rote Strahlen seine Gestalt zu einem scharfen Schattenriss werden ließen und geradewegs in Angelas Augen stachen.
    »Komm«, sagte er, drehte sich um und ging voran, ohne zu überprüfen, ob sie folgte. Er wusste es. Auf dem Rücken seines schwarzen Umhangs war ein violettes Kreuz mit tiefsitzendemQuerbalken: das Satanskreuz. Angela ließ das Kätzchen fallen und lief hinter ihm her.
    Auch die anderen Kinder standen schweigend auf und folgten. Das Eigenartige an diesem Bild, die bedrückende Stille, der angehaltene Atem verstärkten sich noch. Die Kinder waren zwischen vier und vierzehn Jahren, aber in ihrer Art sich zu bewegen ähnelten sie einander sehr: Alle hatten etwas Mattes, Betäubtes, etwas Ergebenes.
    Die unheimliche Atmosphäre genügte, um bei Angela rasende Personenwechsel auszulösen. Längst verschwunden war das Mädchen, das vor einer halben Stunde mit Onkel Paul hier angekommen war. Das plötzliche Erscheinen des dämonischen Kapuzenmannes hatte weitere Panik, weitere Wechsel provoziert. Aber jetzt wurde die Atmosphäre so bedrohlich, dass alle Personen in Angela wegwollten. Es war wie eine Massenflucht durch eine sehr enge Türöffnung.
    Nur eine blieb zurück, eine Neue, die Endora werden würde. Von nun an würde immer Endora dabei sein, wenn die unheimlichen Männer in den Kutten und Kapuzen auftauchten. Sie würde Schmerzen und Erniedrigungen erleben, von denen die anderen keine Ahnung hatten. Sie würde in einer Welt leben, deren Existenz den anderen Personen völlig verborgen blieb. Mehr als zwanzig Jahre lang.
    Endora schaute sich um. Sie erkannte niemanden. Sie folgte den anderen.
    Selbst der Wind schien sich verzogen zu haben, während sie auf die Mulde zugingen, in der das düstere Haus lag. Eine Ruine war es eigentlich nur. Vielleicht seit dem letzten Krieg stand sie dort. Überreste des einzigen Hauses im Umkreis von mehreren hundert Metern, das je in diesem Waldstück gestanden hatte. Angela war schon einmal hier gewesen,

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