Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
Vom Netzwerk:
war.«
    Einem Kind, das sich weigert, von dieser bestialischen Mischung zu essen, wird der Brei in Augen, Mund und Nase geschmiert.
    Das kleinste Anzeichen von Widerstand wird im Keim erstickt. Auf der Stelle. Erniedrigung, Folter, Bewusstseinskontrolle, absolute Gefolgschaftstreue, totales Schweigegebot undAngst sind die Eckpfeiler, auf denen diese Erziehung ruht. Der Einzelne ist nichts, die Gruppe ist alles. Dass das nur für sie, aber nicht für die Führer gilt, können die Kinder nicht erkennen. Die Führer werden sich hüten, es ihnen zu erklären.
    Die Rituale sind von unfassbarer Grausamkeit.
    Ein Teil der sogenannten Satansjünger mag tatsächlich glauben, dass man mit dem Blut anderer Lebewesen deren Kraft und Energie zu sich nehmen kann.
    Ein Teil mag auch glauben, dass dies der Königsweg zur Macht ist, vielleicht sogar zur Weltmacht. Unbestritten ist, dass ein systematisches Abtöten von Empathie, Sympathie, Mitleid skrupellos macht, gefühllos, kalt.
    Und ein Teil mag glauben, dass dies der wahre Weg sei, um Satan zu verehren. Mag sogar glauben, dass es ihn gibt.
    Für andere sind diese spektakulären Inszenierungen einfach der sicherste Weg, um die Kinder, an denen sie ihre sexuellen und sadistischen Obsessionen ausgelebt haben, einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Falls die Kinder dennoch reden sollten, trotz aller Einschüchterung, trotz ihrer Todesangst, trotz ihrer Angst, andere Menschen müssten sterben, wenn sie sprechen: Wer wird ihnen denn solche bizarren Riten, solche Bilder einer psychotischen Welt jemals glauben?
    Eine weitere Zeremonie folgt: Das ohnmächtige Mädchen mit der rituellen Zeichnung auf der Brust soll Satan zu Ehren geopfert werden.
    Der Hohepriester weiß, dass der Zeitpunkt genau richtig ist: Die Gruppe ist aufgeputscht, durch Drogen stimuliert, durch inszenierte Sexualität und Gewalt erregt. Nach dem Glaubenssystem der Gruppe ist auch das Opfer jetzt genau im richtigen Zustand: Sie ist extrem gefoltert worden. Extreme Folter aktiviert alle Lebensenergien, heißt es, mit äußerster Kraft branden die Energien jetzt durch ihr Blut.
    Völlig kraftlos hängt das Mädchen am Kreuz. Man weckt sie auf und legt sie auf den Altar. Sie soll erleben, wie sie stirbt.
    Man gibt Angela, der Neunjährigen, ein Messer in beide Hände. Der Hohepriester legt seine großen kräftigen Hände um Angelas, hält sie fest um den Knauf der schweren alten Waffe gekrümmt, hebt seine und ihre Arme in die Höhe und verharrt in dieser Haltung eine Weile, so dass die erregte Masse es genau sehen kann.
    »Gib es ihr!«, schreien sie.
    »Mach sie fertig!«
    »Stich sie ab!«
    Plötzlich begreift Endora, was sie tun soll. Sie sieht, wo sie steht. Sie fühlt, dass ihre Arme in die Höhe gestreckt sind. Sie fühlt die harten Männerhände, die über ihren Kinderhänden liegen. Sie schaut nach oben, sieht die blitzende Klinge, in der die Flammen des Feuers zucken.
    Das kann sie nicht.
    Sie hat die Demütigungen ertragen, die Quälereien, die Schmerzen, die Brutalität der erzwungenen Sexualität.
    Aber das kann sie nicht.
    Sie will die Hände wegziehen. Er lässt sie nicht los.
    »Nein«, sagt sie, »das nicht.«
    Sie spricht leise, aber sie spricht.
    In dem Inferno der aufgepeitschten Menge um sie herum hört es nur der Hohepriester.
    »Du wirst es tun.«
    Endora will nicht, und es ist ihr egal, was sie machen. Aber die Entscheidung wird ihr entrissen. Das ist die Kehrseite ihres Überlebenssystems, das ist der Fluch: Wenn eine nicht mehr kann, geht das System auf Notaggregat und wechselt zu einer anderen Person. Die macht es dann eben.
    Endora verschwindet. Medea taucht auf.
    Sie hört die aufgeputschte Menge. Sie jubeln ihr zu. Sie spürt die Hände des großen Mannes über ihren eigenen. Sie spürteinen Strudel, der sie treibt. Sich wehren ist Tod. Sie lässt sich treiben. Sie spürt keine Angst. Eine tiefe Kraft bricht in ihr auf. Sie spürt Lust. Lust an der Vernichtung. Sie fühlt, wie die Kraft aus ihr herausschießt, sie wird eins mit der Menge um sie her.
    Der Hohepriester hat den Wechsel gespürt. Gut, denkt er. Es stimmt also, was man ihm gesagt hat. Die Kleine ist multipel. Dann kann er sie gebrauchen. Multipel, er weiß, was das bedeutet. Sie ist längst nicht das erste gespaltete Kind, das er erlebt. Viele sind hier so.
    Dann stößt er die Klinge hinab in den Leib des aufschreienden Opfers. Es schreit noch weiter, während zwei Paar Hände ihm mit dem Messer den Bauch

Weitere Kostenlose Bücher