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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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aussetzte und der Körper die Lebensfunktionen einstellte, öffneten sich die Lider unwillkürlich, und sie blieben offen, so lange, bis der Bestatter sie später im Keller seines Instituts mit Sekundenkleber zuklebte. Es tut uns so leid, Julia .. . Du hättest sie so nicht sehen dürfen. Sie schloss die Augen, um dem Grauen in ihrem Kopf zu entrinnen, doch sie konnte die hellgelben Röschen und die zarte rosa Schleife am Ärmel des Nachthemds nicht ausblenden und die glänzende Blutlache am Boden. Und ihre Augen – ihre schönen grünen Augen – , sie waren weit aufgerissen, für immer in Angst erstarrt...
« Stumpfe Gewalteinwirkung und zahlreiche Stichwunden», erklärte Rick und holte Julia aus ihren Gedanken zurück.
« Zweiunddreißig, um genau zu sein», meldete sich plötzlich eine tiefe Stimme. Julia zuckte zusammen und fuhr herum. Vor ihr stand ein unrasierter Zivilbeamter Mitte dreißig, der Hemd und Krawatte zu ausgewaschenen Jeans und Nike-Turnschuhen trug. Er hatte klare blaue Augen und blondes Haar, das ihm weit über den Kragen reichte, und mit dem sonnengebräunten Gesicht sah er aus wie ein Surfer, der irgendwann wider Willen einen richtigen Job angenommen hatte. Um den Hals trug er eine goldene Dienstmarke.
« Der Mann der Stunde», sagte Rick.
« Julia – Detective John Latarrino vom Morddezernat MiamiDade. Lat, das ist Julia Valenciano. Sie ist Staatsanwältin und unterstützt mich in diesem Fall.» Latarrino nickte ihr zu.
« Nett, Sie kennenzulernen.»
« Mit Brill hat sie bereits Bekanntschaft gemacht», sagte Rick.
« Mein herzliches Beileid», erwiderte Latarrino trocken.
« Ich zeige ihr gerade den Tatort. Gibt es schon etwas Neues?»
« Nur den vorläufigen Autopsiebericht. Da wir gerade davon sprechen – wo hast du dich letzte Nacht herumgetrieben, Bellido?»
« Ich hatte noch einen Termin, den ich nicht absagen konnte. Als ich heute Morgen anrief, war Nielson noch nicht da. Torie hat mir eine kurze Zusammenfassung gegeben.» Rick sah zu Julia und erklärte:
« Joe Nielson ist der Gerichtsmediziner. Er hat gestern Nacht die Autopsien durchgeführt. Torie ist seine Assistentin.»
« Dann weißt du ja schon alles Wichtige», sagte Lat.
« Stumpfes Schädeltrauma, hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass Jennifer Marquette bewusstlos wurde. Hoffen wir zumindest. Am Hinterkopf hat sie ein dickes Hämatom und schwere Blutungen. Außerdem zweiunddreißig Stichwunden in Brust und Hals. Mindestens drei davon sind bis in die Matratze gegangen.» Rick pfiff leise durch die Zähne und fuhr sich durchs Haar.
« Der Mistkerl war wohl ziemlich wütend.»
« Wütend ist noch untertrieben. Ein Stich hat die Aorta, ein zweiter die Jugularis getroffen, und das war’s dann.» Latarrino schüttelte den Kopf.
« Mrs. Marquette ist letzte Woche dreiunddreißig geworden. Die Jungs haben noch ein paar kaputte Luftballons mit ‹Happy Birthday, Mom› im Müll gefunden. Hübsche Frau. Sie hat auf dem Bett auf dem Rücken gelegen, mit zerrissenem Nachthemd. Ansonsten keine Hinweise auf sexuelle Handlungen. Nielson hat Gewebeproben genommen, das Ergebnis ist aber noch nicht zurück. Im Schwarzlicht waren Spuren zu erkennen, die wie Sperma aussahen.»
« O nein», sagte Rick.
« Das hat Torie am Telefon nicht erwähnt. Wo waren die Spuren?»
« Auf dem Nachthemd. Wir können nicht sagen, wie alt sie sind, aber wir machen eine DNA-Analyse. Hoffentlich stammen sie von ihrem Mann. Wenn nicht ...» Latarrino formulierte den Gedanken nicht zu Ende.
« Wir glauben, dass er sie im Schlaf überrascht hat. Es gibt keinerlei Hinweise auf einen Kampf, keine Haut unter den Fingernägeln. Kein Hinweis, dass ihre Leiche bewegt wurde. Sie schläft, er kommt rein, schlägt sie auf den Kopf, zerreißt ihr das Nachthemd, damit es wie eine Vergewaltigung aussieht, und dann bearbeitet er sie mit dem Küchenmesser.»
« Haben Sie Tatwaffen gefunden?», fragte Julia. Sie machte ein paar Schritte weg von der grausigen Szene, ohne sich noch einmal umzublicken. Hinter Detective Latarrino stand eine Spiegelkommode mit weiteren Familienfotos, doch sie vermied es, in den Spiegel zu sehen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, alle Luft wäre aus dem Raum entwichen, und ihr wurde eiskalt. Es fiel ihr schwer zu atmen. Sieh es ganz nüchtern. Konzentrier dich auf die Fakten. Bleib hier, im Zimmer. Lass dich nicht davontragen.
« Im Zimmer des Jungen haben wir einen Baseballschläger gefunden. Es war kein Blut zu sehen, aber er hätte genug Zeit

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