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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Augenblick wusste ich, dass ich sie nicht hätte gehen lassen sollen. Sie war noch nicht bereit für das Erwachsenenleben, verstehen Sie ...»
« Jen hat David vor sieben Jahren in der Notaufnahme des Temple University Hospital kennengelernt», schaltete sich Joanne ein.
« Sie war beim Inlineskaten gestürzt, und David machte gerade seine Assistenzzeit. Nach ein paar Monaten beschlossen sie zu heiraten. Jeder mochte David. Er war Arzt, er sah gut aus, er war ...» Sie hielt kurz inne.
« Er war einfach großartig. Jen war total verrückt nach ihm.»
« Ja, verrückt», murmelte ihr Vater.
« Sie haben in der St.-Mary’s-Church geheiratet, kurz bevor Davids Zeit als Assistenzarzt vorüber war. Meine Eltern haben die ganze Stadt zur Hochzeit eingeladen, und es ist auch fast jeder gekommen», fuhr Joanne fort.
« Genau wie heute», warf Renny ein, beinahe stolz.
« Zwei Wochen später sind sie nach Miami gezogen. Letztes Jahr haben sie sich das Haus in Coral Gables gekauft. Es war ziemlich teuer.»
« Wie oft haben Sie einander gesehen?»
« Zwei-oder dreimal im Jahr. Jennifer versuchte immer, es so einzurichten, dass sie Weihnachten bei uns verbringen konnte», sagte Joanne.
« Für uns war es schwierig, zu ihr zu fahren. Wir müssen schließlich arbeiten.» Lat hatte den Eindruck, dass sie großen Wert auf das ‹Wir› legte.
« Wann waren Jennifer und David zum letzten Mal hier?», fragte Brill und nahm sich noch einen Keks.
« Ende Mai. Mom und Dad haben ein Grillfest gegeben.»
« Haben sich die beiden gut verstanden?», fragte Lat.
« O ja», erwiderte Joanne schnell und nickte.
« Sie haben sich immer gut verstanden.» Lat wusste bereits, dass David Marquette seine Assistenzzeit im Oktober 1998 beendet hatte. Emma wurde am 31. März 1999 geboren. Es war also nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.
« Als sie geheiratet haben, war Jennifer schwanger.» Renny schaute verlegen zu Boden, und Mike schloss kurz die Augen.
« Ja, das stimmt», sagte Joanne.
« Aber das war nicht der Grund für die Hochzeit. Sie hätten so oder so geheiratet. Emma kam eben nur ein bisschen früher als geplant.» Offenbar hatte er ein heikles Thema angesprochen. Lat dachte an die Christusfigur auf dem Klavier.
« Was ist mit David? Können Sie uns etwas über seine Familie erzählen?», fragte er.
« Nein», sagte Mike verbittert.
« Die ist zur Hochzeit nicht erschienen. Sein Vater ist ein angesehener Arzt in Chicago. Angeblich hatte er einen Notfall und konnte deswegen nicht kommen. Aber es kam niemand aus der Familie. Absolut niemand.»
« Fanden Sie das nicht merkwürdig?», fragte Brill.
« Mein Vater hat jahrelang kein Wort mit seinem eigenen Vater gesprochen, Detective», erklärte Joanne ruhig und mit einer Spur von Herablassung in der Stimme.
« So merkwürdig ist das also gar nicht. In jeder Familie gibt es Zwistigkeiten. Aber wir mochten David, und keiner von uns kann glauben, was passiert ist. Keiner von uns hat es kommen sehen, falls Sie darauf hinauswollen.»
« War David manchmal in gereizter Stimmung? Haben Sie mitbekommen, wie sich die beiden stritten? Hat Jennifer Ihnen jemals von einem Streit erzählt?», fragte Lat.
« Das ist es ja gerade, Detective – die beiden waren das perfekte Paar. Sie haben sich nie gestritten.»
« Oder sie hat es Ihnen nicht erzählt», meldete sich Brill zu Wort.
« Oder das», räumte Joanne zögerlich ein und warf ihm einen kalten Blick zu.
« Wann haben Sie alle zum letzten Mal mit Jennifer gesprochen? Mrs. Prowse?», fragte Lat.
« Zwei Tage bevor sie ...» Renny biss sich auf die Lippen.
« Normalerweise haben wir dreimal in der Woche miteinander telefoniert. David war nicht in Miami, und sie wollte mit Emma und Danny Schuhe kaufen. Das war das Letzte, was ich von ihr gehört habe.» Joanne schüttelte den Kopf.
« Ich hatte ein paar Tage vorher mit ihr telefoniert. Sie hat keine Probleme erwähnt.» Michael Prowse zuckte mit den Schultern.
« Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, es war eine Woche vor ihrem Tod. Sie wollte wissen, wie es meinem Fuß geht. Ich war beim Joggen umgeknickt.»
« Und wie ist es mit Ihnen?», fragte Brill Janna. Janna starrte ihn erschrocken an.
« Ich weiß nicht», stotterte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
« Vielleicht vor ein paar Wochen.»
« Janna studiert an der Syracuse University, Detective Brill», sagte Joanne in scharfem Tonfall.
« Sie ist extra den weiten Weg nach Hause gekommen. Sie hat wirklich viel zu tun.» Lat

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