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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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einen Plan«
    »Einen guten?«
    »Ich glaub schon.«
    HAUPTBAUBÜRO, AUSCHWITZ, AN: DEUTSCHE AUSRÜSTUNGSWERKE,
    AUSCHWITZ, 31. MÄRZ 1943
    BEZ.: IHR SCHREIBEN VOM 24. MÄRZ 1943
    (Auszug )
    Es wird... mitgeteilt, daß drei gasdichte Türen gemäß des Auftrages vom 18. 1. 1943 ... auszuführen sind, genau nach den Ausmaßen und der Art der bisher gelieferten Türen.
    Bei dieser Gelegenheit wird an einen weiteren Auftra g vom 6.3.43 über Lieferung einer Gastür l00/192 für Le i chenkeller 1 des Krematoriums III ... erinnert, die genau nach Art und Maß der Kellertür des gegenüberliegenden Krematoriums 11 mit Guckloch aus doppeltem 8-mm-Glas mit Gummidichtung und Beschlag auszuführen ist.
    Dieser Auftrag ist als besonders dringend anzusehen ...
    Und dann werden noch für die Krematorien IV und V »drei gasdichte Türen... genau nach den Ausmaßen und der Art der bishe r gelieferten Türen« bestellt.

    Nicht weit vom Hotel, Unter den Linden nach Norden, war eine Drogerie, die während der ganzen Nacht geöffnet hatte. Sie gehörte, wie alle Geschäfte, Deutschen, aber sie wurde von Rumänen betrieben - den einzigen Menschen, die arm genug waren, um bereit zu sein, zu solchen Stu n den zu arbeiten. Sie war wie ein Basar vollgestopft mit Kochtöpfen, Paraffinheizöfen, Strümpfen, Babynahrung, Glückwunschkarten, Briefpapier, Spielzeug, Filmen ... Sie machte unter Berlins anschwellender Bevölkerung von Gastarbeitern ausgezeichnete Geschäfte.
    Sie kamen getrennt herein. An einem Tresen sprach Charlie mit der älteren weiblichen Bedienung, die prompt in einem dunklen Hinterzimmer verschwand und dann mit einer Auswahl von Flaschen zurückkam. An einem anderen kaufte März ein Schulheft, zwei Bogen Packpapier, zwei Bogen Geschenkpapier und eine Rolle Klarsichtklebeband.
    Sie gingen hinaus und dann zwei Blocks weiter zum Bahnhof Friedrichstraße, wo sie die U-Bahn nach Süden bekamen. Der Wagen war vollgestopft mit der üblichen Samstagabendmenge - Liebespaare, die Händchen hielten, Familien, die vom Feuerwerk kamen, junge Männer auf Sauftour -, und niemand widmete ihnen, soweit März e r kennen konnte, auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Dennoch wartete er, bis die Türen begannen zuzuzischen, ehe er sie beim Arm packte, sie herauszerrte, zum Bah n steig für Züge zum Bahnhof Tempelhof. Eine Zehnmin u tenfahrt mit einer Straßenbahn der Linie 35 brachte sie zum Flughafen. Während des Ganzen sagte keiner ein Wort.

    KRAKA U 18. 8.43 (handschriftlich )

    Mein lieber Kritzinger!
    Hier ist die Aufstellung.
    Auschwitz       50.02 N     19.11 O
    Kulmhof          53.20 N     18.25 O
    Belzec            50.12 N     23.28 O
    Tre b linka        52.48 N     22.20 O
    Majdanek       51.18 N     22.31 O
    Sobibor          51.33 N     23.31 O
    Heil Hitler!
    gez.: Bühler (? )
    Tempelhof war älter als der Flughafen He r mann-Göring - schäbiger, urtümlicher. Die Abflughalle war vor dem Krieg erbaut worden un d mit Bildern aus den Kindertagen der Passagierluftfahrt geschmückt - alte Junkers der Lu f thansa mit Rümpfen aus Wellblech, kühn e Piloten mit Schutzbri l le und Seidenschal, unerschrock e ne weibliche Reisende mit kräftigen Knöcheln und Glocke n hüten. Tage de r Unschuld! März bezog Stellung nahe beim Hallenei n gang und gab vor, sich diese Aufnahmen anzusehen, wä h rend Charlie zu m Schalter für Mietwagen ging.
    Sie lächelte und machte mit den Händen Gesten der En t schuldigung - und spielte vollendet die Dame in Schwi e rigkeiten. Sie habe di e Maschine verpaßt, ihre Familie wa r te ... Der Angestellte der Mietagentur war beza u bert und zog ein maschinegeschriebenes Blatt z u Rate. Einen A u genblick lang hing die Frage - in der Schwebe, dann aber - ja, mein Fräulein, zufälligerweise habe er da etwas. Natü r lic h nur für jemanden mit so schönen Augen wie Sie ... I h ren Führerschein, bitte...Sie gab ihn ihm. Er war im Vo r jahr auf den Namen Voss,
    Magda, Alter 24, aus Mariendorf, Berlin, ausgestellt worden. Es war die Fahrerlaubnis des Mädchens, das vor fünf Tagen an ihre m Hochzeitstag ermordet worden war - die Fahrerlaubnis, die Max Jäger in seinem Schreibtisch mit allen anderen Unterlage n über die Schießerei in Spa n dau hatte liegen lassen.
    März sah weg und zwang sich, eine alte Luftaufnahme des Tempelhofer Flugfeldes zu studieren. BERLIN war da mit großen weiße n Buchstaben auf die Rollbahn gemalt. Als er sich umsah, trug der

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